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Aichach-Friedberg: Was hat sich nach "Rettet die Bienen" in Aichach-Friedberg getan?

Aichach-Friedberg

Was hat sich nach "Rettet die Bienen" in Aichach-Friedberg getan?

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    Ein Teilvorhaben aus dem Volksbegehren "Rettet die Bienen" ist es, für mehr Blühflächen wie diese zu sorgen.
    Ein Teilvorhaben aus dem Volksbegehren "Rettet die Bienen" ist es, für mehr Blühflächen wie diese zu sorgen. Foto: Josef Abt (Archivbild)

    Es war das erfolgreichste Volksbegehren in der Geschichte Bayerns: "Rettet die Bienen". Die Initiative schlug in ganz Bayern hohe Wellen. Auch im Wittelsbacher Land sorgte das Volksbegehren für Diskussionsstoff. Es machte Insektensterben zum Thema des Jahres 2019 und die Biene zum Symbol für den Schutz der Artenvielfalt. Die anschließende Änderung des Bayerischen Naturschutzgesetzes soll seitdem für mehr Blühflächen sorgen. Vier Jahre später ist das Thema mindestens genauso wichtig, aber weitestgehend aus dem öffentlichen Diskurs verschwunden. Darüber, wie viel sich seitdem verändert hat, gehen die Meinungen im Landkreis Aichach-Friedberg auseinander.

    BUND sieht keinen signifikanten Anstieg von Blühflächen in Aichach-Friedberg

    Für das Volksbegehren hat sich damals vor allem der Bund Naturschutz (BUND) in Bayern starkgemacht. Der Vorsitzende der Kreisgruppe Aichach-Friedberg, Ernst Haile, zieht mit Blick auf die Entwicklung der Blühflächen seit "Rettet die Bienen" eine durchwachsene Bilanz. Die Initiative habe zwar zu einem größeren Bewusstsein für das Thema beigetragen, bislang gebe es aktuell aber nur punktuelle Erfolge. Einen signifikanten Anstieg der Blühflächen im Landkreis könne er nicht beobachten. Dies gelte auch für landwirtschaftliche Flächen.

    "Es ist schon so, dass ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat", erklärt Haileim Gespräch mit unserer Redaktion. Vor dem Volksbegehren sei der Verband gegenüber Landwirten und den Kommunen in einer Bittsteller-Rolle aufgetreten. "Jetzt ist die Situation eine andere: Man hat eine Gesetzesgrundlage, auf die die Naturschutzverbände verweisen können."

    Auch Bernd Strohmeier, Vorsitzender des Imker-Kreisverbands Aichach Friedberg, hat in Bezug auf die Entwicklung der Blühflächen einen gedämpften Eindruck. "Wir stellen nicht fest, dass sich beim Nahrungsangebotfür Insekten signifikant etwas geändert hat", erklärt der Imker. Das Thema Artensterben sei durch das Volksbegehren bei den Menschen angekommen und es gebe gute Ansätze, aber die Umsetzung gehe nur schleppend voran.

    Interesse an Blühpatenschaften in Aichach-Friedberg lässt nach

    Strohmeier macht deutlich, dass alle Menschen die Möglichkeit hätten, mehr für Wildbienen und andere Insekten zu tun. Dies fange bei den Landwirten an und höre bei den Balkonbesitzern auf, so der Imker. Bei Neubauten im Landkreis etwa würden aber immer noch zu viel Flächen versiegelt, kritisiert der Imker. "Das sind Steinwüsten und da gibt es halt nichts für Bienen."

    Wolfgang Lunz aus Obergriesbach ist einer der Landwirte, die seit dem Volksbegehren von 2019 Patenschaften für Blühwiesenanbieten. Dabei schreiben Landwirte neue Blühflächen aus, deren Anlage Privatpersonen als Blühpaten finanziell unterstützen können. Wie bei anderen Landwirten ist bei Lunz das Interesse an den Blühpatenschaften jedoch stark zurückgegangen. Von den anfangs circa zehn Paten sind noch zwei übrig geblieben, die ihre Patenschaft jedes Jahr verlängert haben. "Wir haben nach wie vor Blühflächen, aber es ist kein Interesse in der Bevölkerung mehr da", bilanziert Lunz.

    Insgesamt ist die Entwicklung der Blühflächen im Landkreis seit "Rettet die Bienen" für Kreisbäuerin Sabine Asum hinter den Erwartungen zurückgeblieben. "Ich hätte schon erwartet, dass da ein größerer Ruck durch die Massen geht", erläutert Asum. Sie habe den Eindruck, dass das Vorhaben auf die Landwirte abgewälzt werde. Man könne noch viele weitere Flächen wie Straßenränder oder Flächen in Industriegebieten als Blühwiesen ausweisen.

    Mehrere Landwirte haben nach dem erfolgreichen Volksbegehren Patenschaften für Blühwiesen angeboten.
    Mehrere Landwirte haben nach dem erfolgreichen Volksbegehren Patenschaften für Blühwiesen angeboten. Foto: Sylvia Held (Archivbild)

    Seitens der Landwirte habe es bereits vor dem Volksbegehren Blühflächen gegeben, die auch weiterhin bestehen, so Kreisbäuerin Sabine Asum. Ihr persönlicher Eindruck sei aber, dass die Landwirte die Flächen an den Straßenrändern seit 2019 nicht mehr so häufig und akkurat abmähen, als es vorher der Fall gewesen sei.

    Mehr Förderprogramme und Beratungen wurden in Anspruch genommen

    Andere machen wiederum schon eine positive Entwicklung aus.Dass sich im Landkreis in Sachen Blühflächen seit dem Volksbegehren etwas getan hat, ist für Manuela Riepold, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt, "nicht nur ein subjektiver Eindruck". Dies lasse sich anhand der seither in Anspruch genommenen Förderprogramme zur Schaffung neuer Blühflächen überprüfen. "Es ist zwangsläufig so, dass mehr blüht", erklärt Riepold.

    Diese Verbesserung an konkreten Zahlen festzumachen, sei "natürlich nicht so einfach", da es zudem viele weitere Projekte gebe, die keine Förderprogramme beantragen würden. Die verschiedenen Beratungsangebote zur Ausweisung neuer Blühflächen sowie zu weiteren Möglichkeiten zum Erhalt der Artenvielfalt werden laut Riepold seit dem Volksbegehren vermehrt in Anspruch genommen.

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