Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Aichach-Friedberg: Was bringt das Deutschlandticket für das Wittelsbacher Land?

Aichach-Friedberg

Was bringt das Deutschlandticket für das Wittelsbacher Land?

    • |
    Die Bayerische Regiobahn geht von einem großen Interesse für das 49-Euro-Ticket aus.
    Die Bayerische Regiobahn geht von einem großen Interesse für das 49-Euro-Ticket aus. Foto: Benedikt Siegert (Symbolbild)

    Viel ist über dieses neue Angebot schon diskutiert worden. Am Montag, 3. April, startet der Verkauf für das Deutschlandticket. Für 49 Euro im Monat können die Kundinnen und Kunden dann ab 1. Mai Busse, Straßenbahnen, U- und S-Bahnen und Regionalzüge im ganzen Land nutzen. Während sich Pendlerinnen und

    Bei der Bayerischen Regiobahn, die die Paartalbahnstrecke von Augsburg nach Ingolstadt betreibt, ist das Interesse am Deutschlandticket groß. Bei dem Unternehmen wird die Neuheit aber nur als Handy-Ticket angeboten. Auf Nachfrage unserer Redaktion heißt es: "Wer das Deutschlandticket nicht auf dem Smartphone nutzen kann oder möchte, hat die Möglichkeit, dieses bei einem anderen Anbieter zu erwerben." Einer davon ist der

    Deutschlandticket zum Ausdrucken auf Papier beim AVV

    Wie deren Sprecherin Irene Goßner auf Anfrage erläutert, darf der AVV übergangsweise bis Jahresende auch ein Papierticket ausgeben. Da das Deutschlandticket ein Abonnement ist, muss das sogenannte "Ticket-Print-at-Home" aber ebenfalls über die Internetseite www.avv-deutschlandticket.de bestellt werden. Auch hier muss eine E-Mail-Adresse hinterlegt werden, an die dann immer zum Monatsbeginn das Deutschlandticket zum selbst ausdrucken geschickt wird. Es gilt ebenfalls nur zusammen mit einem Ausweisdokument. Bei den Augsburger Stadtwerken können Papiertickets im Kundencenter über Bestellformulare geordert werden.

    Albertine Ganshorn sieht die Senioren beim Deutschlandticket abgehängt. Die 69-Jährige ist seit vielen Jahren in der ehrenamtlichen Rentenberatung im Landkreis tätig und ist zudem Seniorenbeauftragte des Marktes Aindling. "Es ist unrealistisch, dass viele Senioren das Angebot nutzen werden", sagt sie. Zum einen hätten viele ältere Menschen nur ein Seniorenhandy ohne Internetzugang. Zum anderen hätten diese auch oft keinen Computer und keine E-Mail-Adresse. So bräuchten sie auch für das Papierticket Hilfe beim Kaufen und Herunterladen. Wer keine Kinder, Verwandte oder Bekannte fragen könne, sei außen vor. 

    ÖPNV: Fahrplanlücken im Wittelsbacher Land

    Doch selbst wer sich das Ticket besorgen könne, hat nach Ganshorns Ansicht nicht viel Nutzen davon. Die Busverbindungen auf dem Land seien oft so rar gesät, dass auch eine vergünstigte Fahrkarte nicht helfe. Gerade am Abend und an den Wochenenden seien viele Orte schlecht an größere Gemeinden und Städte angebunden. Deshalb müsse auch das Fahrten-Angebot erweitert werden, etwa durch Rufbusse. 

    Auch Vertreter des AVV betonen, dass günstige Tarife allein nicht reichen. Der Landkreis Aichach-Friedberg ist zusammen mit der Stadt Augsburg und den Landkreisen Augsburg und Dillingen Gesellschafter des AVV. Landrat Metzger hält für den Erfolg und die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs eine ausgewogene Mischung aus einem attraktiven Angebot und vertretbaren Ticketpreisen für erforderlich. Die jüngste Vergangenheit habe gezeigt, dass "die Schaffung neuer Strecken im ländlichen Raum nicht unbedingt das Nutzungsverhalten ändert". 

    Pendler in Aichach-Friedberg können sparen

    Finanziell dürfte das Deutschlandticket viele Pendlerinnen und Pendler aus dem Landkreis entlasten. Sie können beispielsweise ihre AVV- oder BRB-Abos in Deutschlandtickets umwandeln. Metzger geht davon aus, dass die monatlichen Ausgaben für das Pendeln dadurch teilweise erheblich reduziert werden. Er glaubt aber auch, dass das Ticket in städtischen Gebieten stärker genutzt werden wird. Ob es neue Besucher und Besucherinnen in den Landkreis bringt, ist offen. Zwar sei das Wittelsbacher Land über das Schienennetz bestens erreichbar, das treffe aber auf viele andere Regionen in Deutschland ebenfalls zu.

    Der Bundesrat hat dem Deutschlandticket erst am Freitag, 31. März, zugestimmt. Kritiker monierten im Vorfeld eine wacklige Finanzierung und dass die Kommunen und Verkehrsverbünde bereits vorab alle nötigen Vorarbeiten leisten mussten, um eine fristgerechte Einführung zu ermöglichen. Für Zugfahrer fällt der Verkaufsstart womöglich mit einer Einschränkung zusammen. Dass bis 13. April ein Teil der Paartalbahnstrecke zwischen dem Kühbacher Ortsteil Radersdorf und Brunnen (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) wegen Schwellen-Erneuerungen gesperrt ist, wirkt sich laut BRB jedoch nicht negativ auf den Verkauf aus. 

    Das Deutschlandticket ist nicht perfekt, aber richtig

    Der Vorgänger des 49-Euro-Tickets, das 9-Euro-Ticket, hatte den ÖPNV vor einige Herausforderungen gestellt. Laut BRB-Sprecherin Annette Luckner war vor allem "die Beratung von Fahrgästen aufwendig, die nur selten oder nie mit dem Zug unterwegs waren". Das Unternehmen geht aber davon aus, dass das Deutschlandticket stark von Pendlern genutzt wird, die sich mit dem Bahnfahren gut auskennen. 

    Busfahrer und Lokführer fehlen – ein Problem für die Region

    Und wie verträgt sich der Personalmangel in der Branche mit dem neuen Angebot? Die BRB tut laut Luckner sehr viel, um diesen zu verringern: "Doch leider sind die Erfolge nicht so groß, wie wir uns das wünschen." Goßner bezeichnet es als eine der großen Aufgaben für alle Beteiligten, die Berufe rund um den ÖPNV attraktiver zu gestalten, um letztlich auch das Personal zu haben, das beim Erreichen der gesteckten Klimaziele mithelfen soll. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden