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Aichach-Friedberg: Was ausgefallene Schwimmkurse für Kinder in der Badesaison bedeuten

Aichach-Friedberg

Was ausgefallene Schwimmkurse für Kinder in der Badesaison bedeuten

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    Viele Kinder-Schwimmkurse in Sommerferien sind ausgebucht ausgebucht.
    Viele Kinder-Schwimmkurse in Sommerferien sind ausgebucht ausgebucht. Foto: Fabian Sommer, dpa (Symbolbild)

    Andreas Förg ächzt.Drei neue Anfragen zu den Schwimmkursen hat er erhalten, und das nur an diesem Vormittag. "Der Ansturm auf die wenigen Plätze ist brutal", macht der Vorsitzende der Wasserwacht Aindling deutlich. Zwölf Kurse sind dort seit Beginn der Corona-Pandemie ausgefallen. Einige konnten aufgeholt werden, dennoch bleiben die Wartelisten für die Kurse im Herbst voll. 150 Interessenten gibt es für die 40 Plätze. Förg muss auswählen.

    "Unsere Priorität liegt auf den Kindern, die schon in der Schule sind", erklärt er. "Wir gehen beim Alter von oben nach unten." Auch in der Wasserwacht Aichach merkt man den hohen Bedarf an Schwimmkursen: "Wir haben einen Rückstand von drei Kursen", erklärt Vorsitzende Nancy Rose-Steidle. 120 Personen in Aichach, die schwimmen lernen wollten, es aber nicht konnten. Fast genauso viele Anfragen sind laut Rose-Steidle für diesen Herbst schon eingegangen. Doch nicht nur die Kurse im Herbst beschäftigen die Ehrenamtlichen der Wasserwachten – auch jetzt, bei sommerlichem Badewetter, haben sie einiges zu tun.

    Wasserwacht: "Viele Kinder sind unsicher"

    Andreas Förg fällt die fehlende Schwimmfertigkeit vieler auf: "Wir merken, dass viele Kinder nicht schwimmen können oder es wegen geschlossener Bäder wieder verlernt haben." Mit der Wasserwacht Aindling beaufsichtigt er die Badegewässer im Erholungsgebiet Sander Seen nahe dem Lechauwald. Mehr Einsätze gebe es wegen der ausgefallenen Schwimmkurse dort nicht. Deutlich wird für Förg aber: "Viele Kinder sind unsicher. Sie meiden das Wasser oder betreten es immer häufiger nur noch mit Schwimmhilfen."

    Für die Wasserwachtler bedeutet das, achtsamer sein zu müssen. "Wenn wir ein Kind alleine mit Schwimmreifen auf dem Wasser sehen, fahren wir auch hin und fragen, ob alles in Ordnung ist und wo die Eltern sind", erklärt Förg. Wo möglich, suchten sie mit denen auch das aufklärende Gespräch. Zeit, die den Ehrenamtlichen für andere Dinge wie etwa das Überprüfen der Ausrüstung fehle.

    Im Freibad Dasing beobachtet Bademeister Alfred Ruissing, dass viele Eltern mit ihren Kindern Schwimmen üben.
    Im Freibad Dasing beobachtet Bademeister Alfred Ruissing, dass viele Eltern mit ihren Kindern Schwimmen üben. Foto: Tatjana Tiefenthal

    Im Freibad in Dasing merkt Schwimmmeister Alfred Ruissing, dass das Nichtschwimmerbecken stärker frequentiert ist als sonst. In dem zwischen 0,60 und 1,35 Metern tiefen Becken seien viele Kinder mit Schwimmhilfen oder -nudeln unterwegs – Hilfsmittel, die im tieferen Schwimmerbecken gar nicht erst erlaubt sind. Viele Eltern übten mit ihren Kindern, erzählt Ruissing: "Sie sind engagiert und holen sich auch Tipps bei mir." Das habe aber auch zur Folge, dass den Sprösslingen keine Techniken beigebracht würden. "Hauptsache, sie halten sich über Wasser", ist laut Ruissing das Ziel. Ein sicherer Schwimmstil fehle den meisten.

    Aktuelle Zahlen, wie viele Menschen hierzulande Nichtschwimmer sind, gibt es nicht. Eine Umfrage der DLRG aus dem Jahr 2017 hat ergeben: 59 Prozent der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer. Schon damals konnte also mehr als die Hälfte der Viertklässler nicht sicher schwimmen. Auffallend ist auch, dass laut der Umfrage nicht einmal ein Drittel der Kinder in der Schule schwimmen lernt. Durch die Corona-Pandemie dürfte diese Zahlen noch weiter gestiegen sein.

    Wasserwachten sind mit vielen Herausforderungen konfrontiert

    Dass viele Kinder unsichere Schwimmer sind, ist auch Thema in der Wasserwacht Aichach: "Wir hatten erwartet, dass mehr passiert", sagt Nancy Rose-Steidle. Mehr Einsätze mit Kindern gebe es an der Wachstationen am Radersdorfer Baggersee (Markt Kühbach), am Mandlacher Badesee (Markt Pöttmes) und am Aichacher Freibad aber zum Glück nicht: "Die Unfälle passieren eher älteren Menschen, die sich überschätzen." Die Vorsitzende ist froh, dass neben der Wasserwacht mittlerweile auch andere Vereine in Aichach Schwimmkurse anbieten. "Die Warteliste bei der Wasserwacht wird nicht kürzer werden – außer, es gibt mehr Anbieter."

    Die Wasserwachtler, die die Badegewässer im Landkreis beaufsichtigen, sind alle ehrenamtlich engagiert.
    Die Wasserwachtler, die die Badegewässer im Landkreis beaufsichtigen, sind alle ehrenamtlich engagiert. Foto: Anton Treffer

    Denn ehrenamtliche Ausbilder zu finden, ist schwierig: "Wir würden gerne mehr Kurse anbieten, aber haben die Leute dafür einfach nicht", erklärt Rose-Steidle. In Aindling hat die Wasserwacht laut Andreas Förg nur noch halb so viele Mitglieder wie vor der Pandemie. Die weiterhin Engagierten hätten an den Samstagen im vergangenen Winter sogar zusätzliche Schwimmkurse durchgeführt. "Bis sie gesagt haben, ich kann nicht mehr, ich brauche eine Verschnaufpause", erzählt Förg. Auch ihn koste die Vorbereitung der Kurse viel Energie, täglich beantworte er Anfragen und müsse immer wieder rechtfertigen, warum jenes Kind keinen Platz bekommen habe.

    So können Eltern ihre Kinder aufs Schwimmen vorbereiten

    Für die kommenden Kurse hoffen die beiden Wasserwachts-Vorsitzenden auf die Unterstützung der Eltern. Die könnten zum Beispiel früh damit beginnen, ihre Kinder an den Umgang mit Wasser zu gewöhnen. Denn: "Es kommt immer seltener vor, dass ein Kind keine Angst vor dem Wasser hat", sagt Andreas Förg. Er rät Eltern daher, Kinder mit Wasser vertraut zu machen, ihnen etwa einen nassen Waschlappen an Gesicht und Ohren zu halten oder beim Duschen mit dem Wasser zu spielen.

    Immer gerne gesehen seien zudem motivierte Eltern, die die Schwimmausbildung ihrer Kinder unterstützen. Nach einer kurzen Einführung durch die Wasserwacht können sie bei den Kursen mithelfen. "Wir suchen händeringend Leute", sagt Andreas Förg. Denn die nächsten Kursanfragen dürften nicht lange auf sich warten lassen.

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