Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Aichach-Friedberg: Unternehmen im Landkreis Aichach-Friedberg verlieren ihren Optimismus

Aichach-Friedberg

Unternehmen im Landkreis Aichach-Friedberg verlieren ihren Optimismus

    • |
    Die Gastronomie im Wittelsbacher Land hat es besonders schwer.
    Die Gastronomie im Wittelsbacher Land hat es besonders schwer. Foto: Philipp von Ditfurth, dpa (Symbolbild)

    Hohe Energiepreise, fehlende Arbeitskräfte, stockende Lieferketten – die Wirtschaft im Wittelsbacher Land steht vor großen Herausforderungen und immer weniger Unternehmen blicken optimistisch in die Zukunft. Das ist das Ergebnis einer Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) im Herbst. Bei einem Pressegespräch stellten nun Thomas Sixta, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Aichach-Friedberg, und IHK-Regionalgeschäftsführer Jens Walter die Ergebnisse vor.

    Aktuell ist die Geschäftslage bei den meisten Betrieben im Landkreis noch gut. Laut Sixta berichten 76 Prozent der befragten Unternehmen von einer aktuell guten oder befriedigenden Geschäftslage - obwohl sie seit dem Ausbruch der Pandemie das dritte Jahr in Folge im Krisenmodus sind.

    Der Rückgang beim Einzelhandel ist nicht so gravierend

    Über 2000 Unternehmen in Bayerisch-Schwaben hat die IHK für ihre Umfrage angeschrieben und von 38 Prozent eine Antwort erhalten. Damit sei die Umfrage sehr valide, weil man aus allen Branchen eine Antwort habe, sagte Walter.

    Besonders betroffen ist seit Ausbruch der Pandemie das Reise- und Gastgewerbe. Am besten geht es im Verhältnis dem Dienstleistungsbereich. Auch beim Einzelhandel ist der Rückgang nicht ganz so gravierend, wie die Umfrage gezeigt hat.

    Vielfältige Risiken belasten die Wirtschaft im Landkreis

    Belastet wird die Wirtschaft im Landkreis von „multiplen Angebots- und Nachfrageschocks sowie vielfältigen Risiken“, fasste der Regionalvorsitzende zusammen. 39 Prozent der Befragten erwarten eine Verschlechterung ihrer Situation. Das zeigt sich auch im regionalen IHK-Konjunkturindex, in dem sich sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die künftigen Erwartungen der Firmen aus Produktion, Handel und Dienstleistung widerspiegeln.

    Im Vergleich zur Umfrage im Frühjahr ist der Index um 24 auf 92 Punkte eingebrochen. Sixta sagt: „Er ist fast so weit eingebrochen wie zu Beginn der Corona-Pandemie.“ Wobei der Landkreis immer noch leicht über den Werten von Bayerisch-Schwaben liegt. Dort sank der Index um 25 auf 85 Punkte.

    Keine Branche wird von der schlechten Stimmung verschont

    Von der schlechten Stimmung bleibt keine Branche verschont. Auch, wenn die Gründe unterschiedlich sind. Bei den einen sind es sinkende Umsätze, bei den anderen Arbeitskräftemangel oder fehlende Rohstoffe, weshalb sie von einer wirtschaftlichen Verschlechterung ausgehen.

    Das größte Risiko für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung sehen die Firmen mit 82 Prozent in den Energie- und Rohstoffpreisen. 60 Prozent der Befragten sahen im Fachkräftemangel ein wirtschaftliches Risiko. Sixta ist der Meinung: „Wir haben nicht nur einen Fachkräfte- oder Arbeitskräftemangel, sondern inzwischen fehlen auch ungelernte Arbeitskräfte.“

    Die Investitionspläne der Unternehmen sind rückläufig

    Das alles führt dazu, dass die Investitionspläne der Unternehmen eher rückläufig sind. 30 Prozent der Betriebe im Landkreis möchten in den nächsten Monaten ihre Investitionen im Inland senken. Im Frühjahr lag dieser Anteil bei lediglich 15 Prozent. Positiv ist, dass der regionale Arbeitsmarkt vorerst robust bleibt. Rund 75 Prozent der Unternehmen möchte die Zahl der Beschäftigten auf konstantem Niveau belassen oder sogar erhöhen.

    Ebenfalls positiv ist in dem Zusammenhang, dass es fünf Prozent mehr Ausbildungsplätze im Wittelsbacher Land gibt. 247 Unternehmen bilden im Landkreis aus, 380 neue Ausbildungsverträge sind laut IHK abgeschlossen worden. Laut Sixta würden die Firmen sogar noch mehr Menschen ausbilden. Viele Schulabgänger entscheiden sich aber statt für eine Ausbildung für ein Studium.

    Was die IHK in der jetzigen Situation fordert

    Die berufliche Aus- und Weiterbildung zu fördern, ist einer der Punkte, die die IHK fordert. Um Fachkräfte zu sichern, sei auch eine qualifizierte Zuwanderung aus dem Ausland in den Arbeitsmarkt nötig, sagte der Regionalvorsitzende. Entscheidend sei es, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Firmen müssten dafür langfristig ihre Energieproduktion steigern und den Verbrauch senken.

    Als kurzfristige Maßnahme, um die Energiekrise zu meistern, nannte Sixta die Strom- und Gaspreisbremse. IHK-Regionalgeschäftsführer Walter vermisst hier allerdings noch Details, wie diese konkret aussehen soll. Ohne die hätten die Unternehmen keine Planungssicherheit.

    Um gegen die Abwärtsspirale anzukommen, sei die Unterstützung der Politik notwendig, betonten Walter und Sixta: „Die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistung benötigen Unterstützung, um durch den bevorstehenden Winter zu kommen.“ Die Maßnahmen müssten schnell, effizient und bürokratiearm umgesetzt werden.

    Information: Im kommenden Jahr wählen die IHK-Mitgliedsunternehmen vom 1. bis 28. Juli ihre regionalen Wirtschaftsparlamente. Der Regionalversammlung Aichach-Friedberg gehören 26 Mitglieder an. Im neuen Regionalparlament wird der Dienstleistungsbereich zwölf Sitze haben, die Produktion sieben und Handel und Tourismus ebenfalls sieben Sitze.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden