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Aichach-Friedberg: Schneller als die Polizei erlaubt: Ein Ortsbesuch beim Blitzermarathon

Aichach-Friedberg

Schneller als die Polizei erlaubt: Ein Ortsbesuch beim Blitzermarathon

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    Der Lasermessbeamte Ralph Kufleitner schaut an der Blitzermarathon-Messstelle in Dasing genau hin.
    Der Lasermessbeamte Ralph Kufleitner schaut an der Blitzermarathon-Messstelle in Dasing genau hin. Foto: Dominik Durner

    Plötzlich wird es hektisch an der Aichacher Straße zwischen Dasing und Ortsteil Lindl. Gerade noch hat Polizist Bill Dürr einen weißen Transporter aus dem Verkehr gewunken und führt ihn auf den angrenzenden Supermarkt-Parkplatz, als Erwin Kalkbrenner mitten im Satz abbricht und herausplatzt: "Oh, der Weiße, Kufi, der Weiße!" Kufi heißt eigentlich Ralph Kufleitner, er ist der sogenannte Lasermessbeamte bei der Polizeikontrolle im Zuge des elften bayerischen Blitzermarathons am Freitag. Als solcher führt Kufleitner hauptverantwortlich die Messung durch und hat soeben einen weiteren weißen Transporter erwischt. Mit 109 Kilometern pro Stunde auf dem Tacho.

    Ein bisschen wie Tommy Lee Jones und Will Smith mit ihren Blitzdingern in "Men in Black" steht er da an seiner Laserpistole, der Mann in gelber Warnweste, Kufleitner. Das war es aber auch schon fast mit den Hollywood-Parallelen beim Lasern: "Es gab bei meinen Messungen eigentlich noch nie etwas Besonderes. Wenn dann mal, dass ein Fahrer ganz schön in die Eisen steigen muss, weil er herausgewunken wird." Ein bisschen Filmreife schwingt dann aber doch mit, als Erwin Kalkbrenner, stellvertretender Inspektionsleiter der Friedberger Polizei, erzählt: "Manchmal ignoriert einer bei einer Kontrolle unsere Signale und fährt durch. Dann fahren wir hinterher und nehmen die Verfolgung auf."

    Blitzermarathon 2024: Manch ein Autofahrer ist sehr bedacht unterwegs

    An diesem Freitag, der ganz im Zeichen des 24-Stunden-Blitzermarathons steht, ist das aber zumindest an der Dasinger Messstelle nicht der Fall. "Dadurch, dass das auch ein medial wirksamer Tag ist, sind die Leute extrem vorsichtig. Und wir verstecken uns ja auch nicht", sagt Kufleitner. Manche Fahrerinnen oder Fahrer sind fast schon zu bedacht: Bei einem Kleinwagen leuchtet an der Laserpistole eine "34" auf, bei einem anderen eine "45" – bei erlaubten 60 Stundenkilometern. 

    Insgesamt 2000 Polizeibeamtinnen und -beamte sowie Bedienstete der Gemeinden und Zweckverbände der kommunalen Verkehrsüberwachung sind an diesem Tag bayernweit im Einsatz. Sie betreuen die rund 1500 Messstellen des 24-Stunden-Blitzermarathons. Von Freitag, 6 Uhr, bis Samstag, 6 Uhr, wird gemessen. Wobei 24 Stunden nicht gleich 24 Stunden sind: Mancherorts stehen Standblitzer oder Blitzer-Busse, die Lichtbilder anfertigen, keinerlei Betreuung benötigen und den Verkehr über mehrere Stunden überwachen. An Messstellen wie in Dasing, wo Polizisten vor Ort sind, wird deutlich kürzer gelasert. "Wir wollen knapp zwei Stunden messen", sagt Erwin Kalkbrenner.

    Dann winkt Bill Dürr einen weißen Transporter heraus, der Fahrer schaut etwas ratlos durch die Windschutzscheibe. Auf der Pistole leuchtet eine kleine "53". Warum wurde der nun herausgewunken? "Wir messen nicht nur die Geschwindigkeit, sondern führen ganzheitliche Kontrollen durch", sagt Kalkbrenner. Dafür wurde straßenaufwärts ein weiterer Kollege positioniert. Dieser meldete per Funk den Transporterfahrer, der am Lenkrad mit seinem Handy hantierte.

    Beim Blitzermarathon geht es nicht um "Abzocke", sondern um Verkehrssicherheit

    Während Kalkbrenner das erklärt, sieht er in der Ferne einen weiteren Transporter und es platzt heraus: "Kufi, der Weiße!" Es ist der mit den 109 Kilometern pro Stunde. Anders als bei Standblitzern wird bei der Laserpistole "nur" gemessen und die Temposünder werden unverzüglich angehalten. Dafür kann der Laser in bis zu einem Kilometer Entfernung Geschwindigkeiten messen. So auch in diesem Fall. "Adlerauge" Kalkbrenner sah den Transporter schon in knapp 400 Metern Entfernung anrauschen – auch das leuchtet an der Pistole auf.

    Nach Toleranzabzug von vier Stundenkilometern wird Protokollführer Christoph Gottschalk eine Geschwindigkeit von 105 in das Einsatzprotokoll schreiben – 45 Sachen zu schnell. "Definitiv ein Fahrverbot", resümiert Kufleitner. Dem Fahrer scheint das ebenfalls bewusst zu sein, in seinem Blick liegt ein Hauch von Panik. Im vergangenen Jahr war die ärgste Temposünde beim Blitzermarathon im Kreis Aichach-Friedberg übrigens bei 33 Stundenkilometern zu viel – ohne Fahrverbot, weil außerorts: Dort werden Fahrverbote erteilt, wenn Fahrer mit 41 Kilometern pro Stunde zu schnell erwischt werden, innerorts bereits ab 31.

    Allein während der ersten Messstunde in Dasing klingelt die Kasse freudig: 100 Euro plus Verwaltungskosten plus ein Punkt in Flensburg für den Handyhantierer. Fahrverbot, Punkt und dreistelliges Bußgeld für den Raser. Und noch zwei weitere Autofahrer, die mit 74 und 82 Kilometern pro Stunde aus dem Verkehr gezogen wurden. Dort bleibt es bei einem zweistelligen Bußgeld. Erwin Kalkbrenner stellt aber klar: "Uns geht es nicht um Abzocke, sondern einzig und allein um die Verkehrssicherheit." Schließlich sei zu hohe oder nicht angepasste Geschwindigkeit eine der häufigsten Unfallursachen.

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