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Aichach-Friedberg: Raiffeisenbank Adelzhausen-Sielenbach sucht sich großen Partner

Aichach-Friedberg

Raiffeisenbank Adelzhausen-Sielenbach sucht sich großen Partner

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    Das Raiffeisenbank-Gebäude von Adelzhausen. 1990 fusionierte die Bank mit Sielenbach. Nun schließt sich die Raiffeisenbank Adelzhausen-Sielenbach mit der Raiffeisenbank Kissing-Mering zusammen.
    Das Raiffeisenbank-Gebäude von Adelzhausen. 1990 fusionierte die Bank mit Sielenbach. Nun schließt sich die Raiffeisenbank Adelzhausen-Sielenbach mit der Raiffeisenbank Kissing-Mering zusammen. Foto: Erich Echter

    Seit 1990 gibt es die Raiffeisenbank Adelzhausen-Sielenbach. Jetzt sucht sie sich einen großen Partner. Die Bank aus dem Ecknachtal, die 2020 eine Bilanzsumme von 184 Millionen Euro aufwies, fusioniert mit der Raiffeisenbank Kissing-Mering, der größten im Landkreis Aichach-Friedberg mit 1,24 Milliarden Euro Bilanzsumme. Gemeinsam kommen die Genossenschaftsbanken künftig auf zehn Geschäftsstellen und 1,4 Milliarden Euro Bilanzsumme. Welche Konsequenzen hat dieser Zusammenschluss?

    Raiffeisenbanken: Die 178 Arbeitsplätze sind gesichert

    Unter der Überschrift "Bündelung der Kräfte im Wittelsbacher Land" haben die Banken ihre Pläne in einer Pressemitteilung öffentlich gemacht. Demnach soll die Fusion rückwirkend zum 1. Januar 2021 in Kraft treten. Ziel sei es, eine "selbständige, kundenorientierte und leistungsfähige Genossenschaftsbank zu erhalten", heißt es. Denn gemeinsam sei es leichter, regulatorische Erfordernisse zu erfüllen, dem zunehmenden Kostendruck zu begegnen und Investitionen zu stemmen. Die Arbeitsplätze der 178 Mitarbeiter seien gesichert. Die neue Bank wird fast 19.000 Mitglieder haben. Vorteil des Zusammenschlusses seien Synergien, von denen die Kunden durch zahlreiche Spezialisten profitieren würden. Firmenkunden könnten mit höheren Finanzierungsvolumina unterstützt werden, so die Mitteilung.

    Günter Hahn (links) und Peter Burnhauser arbeiten bereits beim Raiffeisen-Kreisverband zusammen. Jetzt fusionieren ihre beiden Banken.
    Günter Hahn (links) und Peter Burnhauser arbeiten bereits beim Raiffeisen-Kreisverband zusammen. Jetzt fusionieren ihre beiden Banken. Foto: Brigitte Glas (Archivbild)

    Trotz des Größenunterschieds in der Bilanzsumme und im Verhältnis von drei (Adelzhausen-Sielenbach) zu sieben Filialen (Kissing-Mering) spricht Vorstandsvorsitzender Günter Hahn in Adelzhausen von einer „Fusion auf Augenhöhe“. Die Verhandlungen seien „sehr vernünftig abgelaufen“. Es handle sich um eine Fusion zweier gesunder Banken. Hahn bezeichnet sie als Sieg der Vernunft und den einzig richtigen Schritt in die Zukunft. Kleine Banken hätten anders keine Chance mehr, die vielen Regulativen, die aus Brüssel und Berlin auf sie einprasselten, zu bewältigen. Vorstandsvorsitzender Peter Burnhauser aus dem Süden gibt als gemeinsames Ziel aus, Neues zu gestalten.

    Günter Hahn: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die Fusion

    Die Entwicklung hat sich Hahn zufolge schon seit über zehn Jahren abgezeichnet. Jetzt sieht er den richtigen Zeitpunkt dafür gekommen. Auch aus persönlicher Sicht. Ende März 2022, wenn er 60 Jahre alt ist, will er aus dem Berufsleben ausscheiden. Zuvor wollte er die Weichen für die Zukunft stellen und den Zusammenschluss „aktiv begleiten“.

    Nun geht es an die Details, die ein gemeinsames Projektteam ausarbeiten soll. Personelle Weichen zeichnen sich laut Burnhauser schon ab: Vorstandsvorsitzender der neuen Bank ist Burnhauser selbst. Ihm steht, so Burnhauser, weiterhin Arnulf Ringler von der Raiffeisenbank Mering-Kissing zur Seite. Christian Thalhofer, Stellvertreter Günter Hahns in Adelzhausen, wird laut Burnhauser eine Bereichsleiterfunktion übernehmen.

    Das Gebäude der Raiffeisenbank in Sielenbach. Rechts schließt sich das ehemalige Lagerhaus an.
    Das Gebäude der Raiffeisenbank in Sielenbach. Rechts schließt sich das ehemalige Lagerhaus an. Foto: Erich Echter

    Nachdem die Vorstände und Aufsichtsräte schon zugestimmt haben, müssen als nächstes die General- und Vertreterversammlungen beider Häuser die Fusion beschließen. Im zweiten Halbjahr sind entsprechende Präsenzversammlungen geplant, die natürlich von der Corona-Lage abhängen. Im vierten Quartal sollen die Banken technisch zusammengeführt werden.

    Raiffeisenbanken wollen für die Kunden nichts ändern

    Wichtig ist aus Hahns Sicht, bei dieser Entwicklung sowohl die Mitarbeiter als auch die Kunden und Mitglieder mitzunehmen. Bei den Mitarbeitern sei das schon gelungen. Sie hätten sehr positiv reagiert. Hahn ist überzeugt, dass das auch bei den Kunden und Mitgliedern der Fall sein wird. „Der Kunde wird bestenfalls nichts mitkriegen“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Er betrete nach wie vor die gleiche Filiale und begegne dem gleichen Personal. Ziel sei es, die Zahl der Geschäftsstellen und die Öffnungszeiten aufrechtzuerhalten.

    So reagieren die Raiffeisenbanken in Aindling und Rehling auf die Fusion

    Die Kissing-Meringer Bank ist schon jetzt die Größte im Landkreis. Mit der Fusion bleiben nur noch zwei weitere Raiffeisenbanken übrig: Rehling und Aindling. In Aindling kommt die Nachricht aus dem Süden nicht überraschend. Vorstand Anton Fürst spricht wie Hahn davon, dass es kleine Banken immer schwerer hätten. Gleichwohl sei die Entwicklung schade. Große Einheiten seien „nicht mehr unsere Strukturen, wie es mal gedacht war“, wobei eine Fusion auf Landkreisebene durchaus Sinn mache. Kunden schätzten die kurzen Entscheidungswege, weiß Fürst. Er hat deswegen schon mehrere neue Kunden aus Augsburg gewonnen.

    Eine Fusion seiner Bank schließt Fürst für die Zukunft selbst nicht aus. Doch eine zwingende Not sieht er derzeit nicht angesichts der Ertragslage. Kurzfristig, so versichert er, sei nichts geplant, wenn aber, „dann wäre Rehling die einzige Alternative für uns“, so Fürst.

    Die Genossenschaftsbanken im Wittelsbacher Land

    Selbstständige Raiffeisenbanken: Die Zahl der selbstständigen Raiffeisenbanken im Landkreis ist nach zwei großen Fusionswellen in den 90er-Jahren und im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends seit fast zwei Jahrzehnten konstant geblieben. Zur Jahrtausendwende gab es noch neun selbstständige Genossenschaftsbanken mit Sitz im Wittelsbacher Land (Adelzhausen-Sielenbach, Aindling, Dasing-Obergriesbach, Echsheim, Hollenbach, Inchenhofen, Kissing-Mering, Mühlhausen-Affing, Rehling). Zuletzt gingen 2004 die Raiffeisenbanken aus Aindling und Echsheim (Marktgemeinde Pöttmes) zusammen. Aktuell sind es noch vier Genossenschaften (Adelzhausen-Sielenbach, Aindling, Kissing-Mering und Rehling). Nach der angekündigten Fusion von Adelzhausen-Sielenbach und Kissing-Mering wären es noch drei selbstständige Genossenschaftsbanken mit Sitz im Landkreis Aichach-Friedberg. Die Raibas Aindling und Rehling arbeiten jetzt schon im landwirtschaftlichen Warengeschäft zusammen. (cli)

    Filialen der Genossenschaftsbanken: Fünf weitere Raiffeisenbanken aus angrenzenden Landkreisen sind derzeit noch mit Geschäftsstellen im Landkreis Aichach-Friedberg vertreten: Die VR Bank Augsburg-Ostallgäu (Augusta-Bank) unterhält sechs Filialen östlich des Lechs (Aichach, Kühbach, Affing, Affing-Mühlhausen, Friedberg und Friedberg-Stätzling). Genossenschaftliche Geschäftsstellen gibt es dazu in Schiltberg (Raiba Aresing-Gerolsbach) und Steindorf (Raiba Westkreis Fürstenfeldbruck). Komplizierter ist die Struktur in Pöttmes. Dort sind jetzt Schrobenhausener Bank und VR Bank Neuburg-Rain (Fusion 2016) mit jeweils einer Filiale präsent. Die Raiffeisen-Volksbank Neuburg ging zuvor 2009 mit der Raiba Schrobenhausen zusammen. Damit fiel eine Geschäftsstelle in der Marktgemeinde weg. Schon 2007 wurden drei kleine Filialen in den Ortsteilen Gundelsdorf, Handzell und Osterzhausen dicht gemacht. Die Filiale der VR-Bank Handels- und Gewerbebank (Lech-Zusam) in Baar schloss 2017. (cli)

    Kollege Georg Gschoßmann von der Raiffeisenbank Rehling sieht ebenfalls in naher Zukunft keinen Grund, an eine Fusion zu denken. Bei den Erträgen liege seine Bank - wie Aindling - über dem Durchschnitt bayerischer Raiffeisenbanken. Dass die Adelzhausen-Sielenbacher mit einer halb so großen Bilanzsumme nun fusionieren, ist für ihn nachvollziehbar. Der Kostendruck werde immer höher.

    Die neue Raiffeisenbank soll "Wittelsbacher Land" heißen

    Die neue Bank will "Wittelsbacher Land" im Namen führen und sieht das als "klares Bekenntnis zu unserer Region". Und sie versichert in der Mitteilung, weiter auf die hohe Kundenbindung und eine "Unternehmenskultur, in der man noch miteinander reden kann'" zu setzen.

    Lesen Sie dazu den Kommentar:

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