Beate Andraschko, Frau von Blumenthals Förster Manfred Andraschko, kann sich heuer vor Steinpilzen kaum retten. In ihrer Gefriertruhe befinden sich bereits 25 Beutel des beliebten Speisepilzes, fein säuberlich geputzt und klein geschnitten. Zusätzlich trocknet die Familie mit einem speziellen Dörrautomaten die Pilze, die in der Gefriertruhe keinen Platz mehr finden und nicht sofort verzehrt werden können, da es einfach zu viele sind. Wie viele andere Pilzfreunde schwärmt Andraschko vom Jahr 2020 als außerordentlich gutem Schwammerljahr.
Sohn Manuel Andraschko fand kürzlich ein besonders großes Exemplar mit 840 Gramm Gewicht. Dieser Pilz sei zwar relativ wurmig gewesen, erzählt Manuel Andraschko. „Aber wir haben einige mit 500 bis 600 Gramm Gewicht gefunden, die komplett ohne Würmer waren.“ Für die Familie ist 2020 definitiv ein „Ausnahmejahr“. Sie bringt einiges an Pilzerfahrung mit und geht jedes Jahr in die Schwammerl, da sie praktisch im Blumenthaler Forst zu Hause ist.
Für Beate Andraschko liegt der Reiz vor allem im Suchen – sogar dann, wenn sie selbst keine Verwendung mehr für die Pilze hat, weil ihre Familie gar nicht so viele essen kann. Auch wenn sie nur die schönsten Exemplare mitnimmt und alle anderen stehen lässt, kommt sie mit großen, vollen Körben nach Hause. Zum Teil verschenkt sie die Pilze bereits an Freunde und Bekannte.
Steinpilze sind weniger strahlenbelastet als Braunkappen
Auf Grund der – je nach Art – teilweise immer noch starken Strahlenbelastung von Waldpilzen lässt Beate Andraschko ihre Funde regelmäßig auf radioaktive Strahlung testen. Die gemessenen 60 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse in ihren Steinpilzen liegt deutlich unter dem Grenzwert für Lebensmittel von 600 Becquerel pro Kilogramm. Generell gelten Steinpilze als deutlich weniger belastet als beispielsweise der ebenfalls beliebte Maronenröhrling, auch Braunkappe genannt.
Sabine Mengel, Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, aus Obergriesbach weiß: „Maronen bauen das Cäsium 137 in die braune Huthaut ein.“ Sie rät daher dazu, die Huthaut vor dem Verzehr abzuziehen, um die Strahlenbelastung zu verringern. Der Verzehr von Waldpilzen in den vom Fallout nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 besonders betroffenen Regionen in Südbayern sei zwar in geringen Maßen nicht akut gesundheitsschädigend. Es sei aber dennoch besonders für Risikogruppen wie Schwangere und Kleinkinder ein vermeidbares Risiko, schreibt das Bundesamt für Strahlenschutz.
Pilze sind manchmal leicht zu verwechseln
Der Ausflug in den Wald bietet vor allem unerfahrenen Pilzsuchern aber noch ganz andere Risiken: die teilweise leichte Verwechslung von leckeren Speisepilzen mit teilweise tödlichen Giftpilzen. Mengel warnt daher alle Pilzsammler mit deutlichen Worten: „Niemals Pilze essen, bei denen man sich nicht sicher ist!“ Da sie als Expertin auch beim Giftnotruf registriert ist, bekommt sie teilweise direkt die schlimmen Folgen einer Pilzvergiftung mit.
Das besonders Heimtückische an manchen Sorten ist, dass die Symptome erst nach mehreren Tagen auftreten können, wenn die Vergiftung bereits zu erheblichen Organschäden geführt hat.
Spitzgebuckelten Raukopf mit Pfifferling verwechselt
Erst kürzlich wurde Mengel als Expertin bei einer Vergiftung mit einem Spitzgebuckelten Raukopf zurate gezogen. Der Pilz greift die Nieren an und kann zuweilen mit einem Pfifferling verwechselt werden.
Die Symptome zeigten sich in diesem Fall erst circa zwei Wochen nach dem Verzehr. Wer also einige Vorsichtsmaßnahmen konsequent beachtet, kann derzeit in den heimischen Wäldern durchaus eine schmackhafte Mahlzeit finden.
Steinpilze mit Semmelknödeln oder Rehragout
Familie Andraschko bereitet die Steinpilze besonders gerne „mit Semmelknödeln, als Pilzsoße oder im Rehragout“ zu. Sabine Mengel hingegen verarbeitet Steinpilze, die auch gut roh gegessen werden können, zum Steinpilzcarpaccio. Aber auch für Suppen, vom Grill mit Öl oder als Pilzquiche schmecken die selbst gefunden Pilze der Expertin.
Auch Pilzsachverständige Mengel sagt: „Dieses Jahr scheint besonders gut für Steinpilze zu sein.“ Insgesamt aber sei es „ähnlich wie andere Jahre, als die Sommer noch feuchter waren“.
Lesen Sie dazu auch unsere Glosse: Pilze: Vom Glück des Findens
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