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Aichach-Friedberg: Pendeln im Reisebus: Unterwegs mit dem Expressbus von Dasing nach Pasing

Aichach-Friedberg

Pendeln im Reisebus: Unterwegs mit dem Expressbus von Dasing nach Pasing

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    Seit rund 1,5 Jahren gibt es das Linienangebot des MVV in den Landkreis Aichach-Friedberg hinein. Wie wird der Bus angenommen?
    Seit rund 1,5 Jahren gibt es das Linienangebot des MVV in den Landkreis Aichach-Friedberg hinein. Wie wird der Bus angenommen? Foto: Marina Wagenpfeil

    Schon weit vor der offiziellen Abfahrtszeit um 8.25 Uhr steht der große Reisebus in Dasing am Bahnhof bereit, der auf der Expressbuslinie nach München-Pasing fährt. Vier Fahrgäste steigen in den Doppeldecker ein und direkt die Treppenstufen nach oben. "Die meisten Leute gehen direkt hoch", sagt Busfahrer Rekayip Bay, der seit Beginn der Schnellbuslinie von Dasing nach Pasing am 13. Dezember 2020 mit dem Bus auf der Strecke unterwegs ist. Auch nach gut eineinhalb Jahren Betrieb sei noch recht wenig los, findet Bay. Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV), zu dem die Linie gehört, und der Landkreis Dachau, der die Linie maßgeblich vorangetrieben und letztlich auch ausgeschrieben hat, ziehen dagegen ein positives Zwischenfazit.

    Die meisten Fahrgäste fahren von Odelzhausen nach Pasing zur Arbeit

    Mit nur vier Fahrgästen fährt der Bus an diesem Morgen in Richtung Pasing los. Mit einem normalen Linienbus hat der Doppeldecker nur wenig gemeinsam. An jedem Sitzplatz gibt es einen USB-Stecker, um etwa das Handy laden zu können, dazu Wlan-Empfang. Auch stehen muss hier keiner der Fahrgäste, denn Sitzplätze gibt es genug. Einen Großteil der Fahrtstrecke legt der Bus über die Autobahn zurück. In Adelzhausen verlässt er kurz die A8, um eine Haltestelle anzufahren, bei der an diesem Morgen aber niemand zusteigt. Zurück auf der Autobahn geht es weiter bis Odelzhausen. Dort steigen dagegen vier weitere Fahrgäste ein - nicht unüblich, sagt Busfahrer Bay: "In der Regel steigen hier die meisten Menschen zu."

    So auch Stefan Asam. Der 23-Jährige wohnt in Adelzhausen und studiert in München an der Hochschule. Warum er nicht in Adelzhausen zusteigt? "Nach Odelzhausen fährt der Bus alle halbe Stunde", erklärt der Student. "So bin ich auf dem Rückweg flexibler." Seit einem Jahr nutzt er den Bus regelmäßig. Ohne ihn müsste er mit dem Auto nach

    Nur 13 Passagiere fahren an diesem Morgen mit dem Expressbus

    Ab 5.23 Uhr fährt der Expressbus stündlich von Dasing über Adelzhausen, Odelzhausen, Wiedenzhausen und Sulzemoos nach München-Pasing. Rund 50 Minuten benötigt der Bus für die Strecke. Der letzte Bus fährt um 19:25 Uhr in Richtung Landeshauptstadt. Zwischendurch fährt der Bus auch in Gaggers (Odelzhausen) und Egenburg (Pfaffenhofen an der Glonn) in Richtung Pasing und zurück. Von Pasing zurück in Richtung Dasing geht es ab 6.14 bis 21.11 Uhr ebenfalls im Stundentakt. Besonders beliebt sind laut MVV die Strecken morgens in Richtung Pasing und abends stadtauswärts. Zu den Hauptverkehrszeiten seien insbesondere Berufspendlerinnen und -pendler unterwegs, aber auch Gelegenheitsfahrerinnen und -fahrer sowie Ausflüglerinnen und Ausflügler nutzen die Linie. So wie an diesem Tag auch das Mutter-Tochter-Gespann Melanie und Emilia Meichner aus Feldmoching, die von Pasing nach Dasing fahren, um dort den Onkel zu besuchen. "Wir haben kein Auto und sind deshalb auf den ÖPNV angewiesen", sagt die 46 Jahre alte Melanie Meichner. Dass sie mit dem Schnellbus nun direkt nach Dasing durchfahren können, sei eine große Erleichterung.

    Wirklich viele Fahrgäste seien es in der Regel pro Bus nicht, so Rekayip Bay. "Für viele ist die Fahrt mit dem Auto immer noch bequemer", vermutet der Busfahrer. Dabei sei der Reisebus eine sehr komfortable Art des Pendelns. 13 Passagiere sind es an diesem Morgen auf der Fahrt nach Pasing; 90 Sitzplätze gäbe es in dem Bus. Der MVV ist mit der Entwicklung der Linie dennoch zufrieden. "So kann als Zwischenfazit festgestellt werden, dass der Ausbau der Linie die richtige Entscheidung war - trotz der kurzen und durch Corona nicht ganz einfach Zeit", teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit. Ähnlich äußert sich auch der Landkreis Dachau: "Die Entwicklung der Linie gestaltet sich durchaus positiv." Konkrete Zahlen wolle man aber noch keine nennen. "Aufgrund der Pandemie sind die Fahrgastzahlen kaum repräsentativ", erklärt der Landkreis auf Nachfrage.

    Immer wieder gibt es auch kleine Anpassungen bei der Strecke. So hat zuletzt etwa der Gemeinderat Adelzhausen entschieden, dass der Bus nach einem Jahr auf Probe keine Schleife mehr durch die Raiffeisenstraße fahren soll, um direkt wieder auf die Autobahn zu fahren. "Die Linie X732 wird deshalb ab dem Jahresfahrplanwechsel im Dezember 2022 wieder von Adelzhausen nach Dasing über die Kreisstraße fahren müssen", erklärt der MVV. Dadurch verlängere sich die Fahrzeit des Expressbusses – zum Bedauern des MVV. "Allerdings steht der MVV mit der Gemeinde Adelzhausen in einem konstruktiven Dialog, um mittelfristig eine zeitsparende Routen-Alternative in Adelzhausen zu finden, die eine Fahrt über die A8 nach Dasing weiterhin ermöglicht."

    Ab Dezember soll der Expressbus nicht mehr durch die Raiffeisenstraße in Adelzhausen fahren.
    Ab Dezember soll der Expressbus nicht mehr durch die Raiffeisenstraße in Adelzhausen fahren. Foto: Marina Wagenpfeil

    Für insgesamt fünf Jahre wurde die Linie X732 nach einem Beschluss des Kreistags des Landkreises Dachau ausgeschrieben und vergeben: von Ende 2020 bis Ende 2025. Davon werden drei Jahre vom Freistaat Bayern mit insgesamt 1,5 Millionen Euro finanziell gefördert. Auch die Landeshauptstadt München, der Landkreis Aichach-Friedberg und die Kommunen Adelzhausen und Dasing tragen einen finanziellen Anteil an dem Verkehrsprojekt, das vorwiegend deshalb so besonders ist, weil damit eine Linie des MVV mitten in das Gebiet des Augsburger Verkehrsverbunds (AVV) führt. Geht es nach dem Landkreis Dachau, soll die Linie langfristig verkehren: "Wir arbeiten an Lösungen, die Linie in eine stetige Förderung umzuwandeln, um den finanziellen Aufwand für den Landkreis im vertretbaren Rahmen zu halten." Auch der MVV plädiert für eine dauerhafte Etablierung des Expressbusses: "Die angebundenen Gemeinden entlang der A8 wachsen allesamt stark. Deren Bürgerinnen und Bürger sind auf eine gute Anbindung angewiesen und auch für die ansässigen Gewerbegebiete ist das ein wichtiger Standortfaktor."

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