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Aichach-Friedberg: Neun-Euro-Ticket: zwischen Fahrrädern, Verspätungen und Ausflügen

Aichach-Friedberg

Neun-Euro-Ticket: zwischen Fahrrädern, Verspätungen und Ausflügen

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    Mit dem Neun-Euro-Ticket sind viele Menschen im Wittelsbacher Land auf Zug und Bus umgestiegen.
    Mit dem Neun-Euro-Ticket sind viele Menschen im Wittelsbacher Land auf Zug und Bus umgestiegen. Foto: Wolfgang Sellmeier (Archivbild)

    Wer in den vergangenen drei Monaten nicht mit dem Zug gefahren ist: Am Geld lag's nicht. Das Neun-Euro-Ticket machte Reisen mit dem öffentlichen Nahverkehr in den Monaten Juni, Juli und August in ganz Deutschland zum Spottpreis möglich. Millionen Menschen nutzten das Angebot. Allein über die Kanäle der Deutschen Bahn seien rund 26 Millionen der Sonderfahrten verkauft worden, teilte die neue Regionalverkehrsvorständin der zieht eine gemischte Bilanz: "Das Neun-Euro-Ticket war auf der einen Seite ein Schnellschuss der Politik, der uns vor riesige Herausforderungen gestellt hat. Doch ein Erfolg war das Neun-Euro-Ticket natürlich auf der anderen Seite auch." Im Vergleich zu 2019 - also noch vor Corona - waren zwischen 40 und 60 Prozent mehr Menschen mit der BRB unterwegs, insbesondere an Feiertagen und bei gutem Wetter.

    So erging es der Redaktion mit dem Neun-Euro-Ticket

    Mit dem günstigen Ticket wollte die Bundesregierung Pendler angesichts hoher Spritkosten entlasten. Zudem sollte der Umstieg vom Auto auf Busse und Bahnen gefördert werden. Auch die Redaktion hat so ihre Erfahrungen mit dem Neun-Euro-Ticket gesammelt. Ob und – falls ja – ab wann es ein Nachfolgemodell gibt, ist offen.

    • Wir nehmen’s Radl mit Wer sonst kaum Bahn fährt, jetzt aber das Neun-Euro-Ticket nutzen will, darf nicht unbedingt den Anspruch haben, dass alles reibungslos klappt. Das ist die persönlich auferlegte Einstellung vor der ersten Tour, die samt Rad auf der Paartalbahn in Aichach beginnt – gepaart mit dem Vorsatz, flexibel zu bleiben und sich nicht zu ärgern, wenn ein Zug zu voll ist. Und weil schon in Ingolstadt der nächste angedachte Zug keine Fahrräder mitnimmt, wird halt einfach gleich losgeradelt. Die zweitägige Fahrt mit Bahn und Rad ins Blaue wird eine nette Erfahrung mit ungeahnten Zielen. Es folgen weitere Bahnfahrten. Mit und ohne Rad. Mit Rad sind auf der Paartalbahn immer die Bemühungen des oder der Zugbegleiterin zu erleben, alle Passagiere samt Rädern unterzubringen. Einmal – ohne Rad – passiert es tatsächlich, dass ein Zug zu voll ist. Es ist kein Reinkommen mehr. Also heißt es warten auf die nächste Bahn. Ärger kommt nicht auf. Denn irgendwie ist es doch so wie mit dem geschenkten Gaul. Für neun Euro einen Monat lang „Öffentliche“ fahren, sooft man will, ist doch wirklich fast geschenkt. Deshalb: noch mal Danke. Carmen Jung
    Voller Zug im Morgengrauen: Dank des Neun-Euro-Tickets ist der Zug auch zu außergewöhnlichen Zeiten gut gefüllt.
    Voller Zug im Morgengrauen: Dank des Neun-Euro-Tickets ist der Zug auch zu außergewöhnlichen Zeiten gut gefüllt. Foto: Anna Katharina Schmid (Symbolbild)
    • Das Beste an Augsburg ist ... ? An einem sehr frühen Sonntagmorgen im Frühsommer am Bahnhof in Mering: Es ist herrlich lau und in der Oberpaartal-Metropole steppt bei mediterraner Stimmung auch um 2.30 Uhr immer noch der Bär – das war jetzt ein Spaß! Es nieselt und die Bordsteine sind schon seit mindestens acht Stunden hochgeklappt. Wir stehen mutterseelenallein auf dem zugigen Bahnsteig. Der Zug trudelt pünktlich (sic!) ein und wir trauen unseren Augen nicht: erster Waggon – randvoll, zweiter Waggon – brechend voll, dritter Waggon – rappelvoll. Alle ratzeputz voll! Keine Maus findet in diesem Zug kurz vor dem Morgengrauen noch einen Platz. Die Tür öffnet sich und wir drücken uns mit Reisegepäck und sanfter Gewalt rein. Drinnen erwarten uns geschätzt 2500 Fahrgäste und gefühlt genau so viele Promille. Alles Partyvolk, ausgestattet mit Neun-Euro-Feiertransportkarte, mit dem allerletzten Zug auf dem Nachhauseweg von München nach Augsburg, wie sich aus den Gesprächen in den Gängen herausfinden lässt. Nach knapp 20-minütiger Tortur ist es überstanden - am Hauptbahnhof ist große Entleerung. Bert Brecht hat es schon lange vor dem Schnäppchen-Ticket gewusst: "Das Beste an Augsburg ist ... der Zug nach München." Christian Lichtenstern
    • Auf einmal ist der Zug voll Wer von Augsburg nach Aichach mit dem Zug pendelt, hat es in der Regel entspannt. Die meisten Leute fahren schließlich in die entgegengesetzte Richtung. Und so bekommt man - anders als auf vielen anderen Strecken – immer einen Sitzplatz. Ja, man kann sich sogar aussuchen, ob man mit der Fahrtrichtung oder dagegen, in einem Viererplatz mit Tisch, nah an der Tür oder auf einem Klappsitz sitzen möchte. Mit dem Neun-Euro-Ticket war das jedoch schlagartig vorbei. Auf einmal wurde es sogar in der Paartalbahn zwischen Augsburg und Aichach voll, besonders dann, wenn die zehnköpfige Radl-Gruppe mit ihren Fahrrädern gefühlt die Hälfte der Sitze blockiert. Aber sei's drum: Selbst ich bin in den drei Monaten häufiger mit der Bahn gefahren als sonst und habe dabei gemerkt, wie entspannend Zugfahren sein kann - zumindest, wenn man einen Sitzplatz bekommt. Marina Wagenpfeil
    Auch viele Radfahrer haben das Neun-Euro-Ticket für Ausflüge genutzt.
    Auch viele Radfahrer haben das Neun-Euro-Ticket für Ausflüge genutzt. Foto: Lennart Preiss, dpa (Symbolbild)

    Neun-Euro-Ticket + die üblichen Verspätungen der Bahn = Adrenalinkick Die Hochzeit einer Freundin steht an einem Freitagmittag an. Also Urlaub genommen, schon früh gestartet, um rechtzeitig anzukommen. Man weiß ja nie bei der Deutschen Bahn... Sitzplatz Richtung Ulm ergattert, ein Glück. Nicht selbstverständlich in Zeiten des Neun-Euro-Tickets. Ausstieg, Gleiswechsel, Überraschung in Lara Voelter

    • Neun-Euro-Ticket + die üblichen Verspätungen der Bahn = Adrenalinkick Die Hochzeit einer Freundin steht an einem Freitagmittag an. Also Urlaub genommen, schon früh gestartet, um rechtzeitig anzukommen. Man weiß ja nie bei der Deutschen Bahn... Sitzplatz Richtung Ulm ergattert, ein Glück. Nicht selbstverständlich in Zeiten des Neun-Euro-Tickets. Ausstieg, Gleiswechsel, Überraschung in Ulm: Der Zug Richtung Stuttgart nimmt keine Fahrgäste mehr mit. Er sei schon jetzt zu voll. Leichtes Unbehagen, aber die Zeit drängt ja nicht. Doch der nächste Zug lässt auf sich warten. Irgendeine technische Störung, wen wundert's. Aber warum ausgerechnet heute? Der Puls steigt, die Blicke auf die Uhr häufen sich. Haut das noch hin? Endlich rollen die Waggons ein. Ein Sitzplatz ist Wunschdenken. Aber immerhin sind ein paar Zentimeter Platz drin zwischen einem Kinderwagen, etlichen Koffern, Fahrrädern und vielen, vielen Menschen. Immer wieder das gleiche Gedanken-Szenario: Alle sind da, nur ich nicht. Aus dem Zug raus, in den Bus rein, Taxi anrufen. Jetzt zählt jede Minute. Der Fahrer rast Richtung Hotel. Treppe hoch hetzen, Tür zu, Kleid und Schuhe an. Das Herz hämmert, wieder rein ins Taxi. Drei Minuten vor Beginn der Trauung – geschafft. Auch wenn Adrenalinkicks und Zugfahrten sonst gern gesehen sind: Bitte nicht mehr, wenn Menschen heiraten, die mir wichtig sind. Lara Voelter
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