"Desaströs" - so bezeichnete Landrat Klaus Metzger in einem Pressegespräch am Mittwoch die nach wie vor viel zu geringen Mengen an verfügbarem Impfstoff. Die Kapazitäten, deutlich mehr Impfstoff als bislang zu verabreichen, seien im Landkreis Aichach-Friedberg vorhanden. "Es ist mehr als bedauerlich, dass wir sie nicht nutzen können", so Metzger. Weil der Impfstoff weiter knapp ist, wird es vorerst auch nicht viel schneller vorangehen, wenn demnächst die niedergelassenen Ärzte mit dem Impfen beginnen.
Nach Ostern soll es im Landkreis so weit sein. Aber nicht alle niedergelassenen Ärzte können oder wollen impfen. Zudem stellt sich auch in den Praxen die Frage der Impfreihenfolge. Metzger berichtete, dass derzeit von zehn verfügbaren Impfdosen pro Woche pro teilnehmender Arztpraxis auszugehen sei. Sebastian Koch, organisatorischer Leiter der Impfzentren im Landkreis, sagte: "Das ist nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein."
Diese Woche erreichen 2300 Impfdosen Aichach-Friedberg
Grundsätzlich bekommen die Arztpraxen Metzger zufolge "ihren" Impfstoff über die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) beziehungsweise über die Apotheken - und damit nicht auf demselben Vertriebsweg wie die Impfzentren. Doch alle Vertriebswege eint dasselbe Problem: Der Impfstoff reicht nicht aus.
Diese Woche rechnet der Landkreis laut Koch mit circa 2300 Impfdosen, davon 1900 von Biontech/Pfizer und 400 von Moderna. AstraZeneca werde diese und nächste Woche nicht an Impfzentren ausgeliefert. Impfstoff von AstraZeneca wurde seit der Aufhebung des Impfstopps bereits wieder verimpft und Koch zufolge von den Menschen erneut gut angenommen. Es habe "keine Akzeptanzprobleme" gegeben. In der nächsten Woche gehen die Lieferungen sogar zurück: Dann erreichen nur noch 1800 Impfdosen das Wittelsbacher Land. Bis zu 1200 Impfungen könnten laut Koch alleine in den Impfzentren verabreicht werden - pro Tag.
Viele Fragen zu Impfungen in Arztpraxen noch ungeklärt
Metzger machte deutlich, dass zu den Impfungen in Arztpraxen noch viele Fragen ungeklärt seien. Er nannte als Beispiele: Wer bekommt die wenigen Impfdosen? Wer überprüft, ob die Impfreihenfolge eingehalten wird? Sind ländliche Regionen schlechter gestellt als der urbane Raum, weil dieser mit mehr Arztpraxen ausgestattet ist?
Der Vorstand der KVB appellierte am Mittwoch schon mal an die Menschen, die Praxen nicht mit Nachfragen nach Impfterminen zu bestürmen. Auch er betonte: "In den ersten Wochen wird nur eine sehr begrenzte Menge an Impfstoff verfügbar sein, den die Praxen angelehnt an die Prioritätsvorgaben des Bundes verimpfen werden." Es sei nicht notwendig, sich bei den Praxen zu melden. Diese nähmen von sich aus den Kontakt zu den Patienten auf. Auch Sebastian Koch unterstrich: "Es wird nicht so sein, dass jeder Hausarzt gleich Impfungen anbieten kann."
Problem in Impfzentren Aichach-Friedberg: Oft fehlen die Atteste
In den Impfzentren gibt es unterdessen immer wieder Schwierigkeiten, wenn Menschen die erforderlichen Atteste nicht dabeihaben. Landrat Metzger sagte: Jeder, der sich bei der Anmeldung einer bestimmten Gruppe - zum Beispiel einer bestimmten Priorität - zuordne, müsse das beim Termin durch ein Attest nachweisen.
Koch informierte, dass eine Impfregistrierung im Internet unter www.impfzentren.bayern die Arbeitsabläufe und die Terminvergabe deutlich erleichtere - im Gegensatz zur telefonischen Anmeldung beim Betreiber Vitolus, die weiterhin unter 089/244188110 (Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr) möglich ist. Wer sich selbst oder mithilfe Angehöriger online registriere, werde zum gegebenen Zeitpunkt für eine Terminvergabe freigeschalten und bleibe das auch. Bei Menschen, die sich telefonisch registriert hätten und beim entscheidenden Rückruf nicht erreichbar seien, verzögerten sich die Abläufe. Vitolus werde mit den nächsten Impfstofflieferungen ein Augenmerk darauf legen, Menschen zu erreichen, die sich telefonisch registriert hätten, kündigte Koch an.
Leichte Impfreaktionen: 70 Fehltage bei Klinik-Beschäftigten
Doch auch im Internet laufe nicht alles rund. So könnten Menschen, die sich online registriert haben und auf der Warteliste stehen, nicht automatisch nach Alter sortiert werden. Dafür müsse bislang jede einzelne Datei mühsam geöffnet werden, so Koch.
Negative Impfreaktionen fielen bislang in den Impfzentren nicht auf. Dafür sind die Menschen zu kurz dort. Allerdings berichtete Dr. Hubert Mayer, Geschäftsführer der Kliniken an der Paar, es habe bei den Impfungen am alten Krankenhaus "eine ganze Fülle an leichten Impfreaktionen" gegeben. Diese hätten von Schmerzen an der Einstichstelle über Schüttelfrost bis hin zu Fieber gereicht. Gerade in der ersten Phase hätten derlei Impfreaktionen zu 70 Fehltagen von Klinik-Beschäftigten geführt.
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