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Aichach-Friedberg: Nach dem Urteil zum tödlichen Unfall bei Allenberg bleiben Fragen offen

Aichach-Friedberg

Nach dem Urteil zum tödlichen Unfall bei Allenberg bleiben Fragen offen

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    Immer noch werden Blumen an der Unfallstelle bei Allenberg niedergelegt und Kerzen angezündet.
    Immer noch werden Blumen an der Unfallstelle bei Allenberg niedergelegt und Kerzen angezündet. Foto: Erich Echter

    Kerzen und Bilder erinnern auch sechs Monate später noch an den tragischen Unfall zwischen Allenberg und Höfarten (Gemeinde Schiltberg) im Landkreis Aichach-Friedberg. Eine 23 Jahre alte Frau aus Gachenbach (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) starb in der Nacht zum Karsamstag beim Zusammenstoß mit einem Auto. Das sorgte in der ganzen Region für Bestürzung und große Anteilnahme - aber auch Wut. Denn der Fahrer floh nach dem Unfall und stellte sich erst Tage später der Polizei gemeinsam mit seinem Bruder, der Beifahrer war. Mit dem Urteil vor dem Amtsgericht Augsburg ist die juristische Aufarbeitung des tragischen Unfalls weitgehend beendet. Alle Fragen ließen sich dabei jedoch nicht beantworten.

    Tödlicher Unfall bei Allenberg: Verfahren gegen Beifahrer eingestellt

    Der 29 Jahre alte Fahrer wurde wegen Unfallflucht zu einem Jahr und sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die Bewährungszeit beträgt drei Jahre. Zusätzlich muss der Angeklagte 3000 Euro zugunsten des Malteser Hilfsdiensts zahlen. Weitere 16 Monate darf er außerdem nicht mehr Auto fahren. Damit folgte Richterin Sandra Mayer weitgehend der Forderung von Staatsanwalt Andreas Roth. Verteidiger Werner Ruisinger hatte in seinem Plädoyer eine neunmonatige Freiheitsstrafe auf Bewährung und einen neunmonatigen Entzug der Fahrerlaubnis gefordert. Der Beifahrer des Unfallwagens, der 28 Jahre alte Bruder des Fahrers, kommt hingegen straffrei aus dem Prozess. Gegen ihn wurde das Verfahren eingestellt – unter der Bedingung, dass er auf eine Entschädigung für seine Zeit in der Untersuchungshaft verzichtet.

    Der Vorwurf der fahrlässigen Tötung hatte die Staatsanwaltschaft Augsburg bereits vor Beginn des Prozesses fallen gelassen. Das unfallanalytische Gutachten hatte ergeben, dass der Unfall für den Fahrer womöglich unvermeidbar war. Im Prozess vor dem Amtsgericht am Montag wurde dieses Gutachten deshalb nicht genauer thematisiert. Fragen, warum sich etwa die junge Frau mitten auf der Straße befand oder was genau das Gutachten ergeben hatte, blieben deshalb unbeantwortet. Es ging lediglich um den Vorwurf, dass sich die beiden Brüder unerlaubt vom Unfallort entfernt hatten. Der angeklagte Fahrer - aktuell in therapeutischer Behandlung - räumte den Vorwurf über seinen Verteidiger gleich zu Beginn vollumfänglich ein. "Es ist richtig, dass es zu dem

    Viele Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten dem Prozess um den tödlichen Unfall bei Allenberg vor dem Augsburger Amtsgericht.
    Viele Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten dem Prozess um den tödlichen Unfall bei Allenberg vor dem Augsburger Amtsgericht. Foto: Marina Wagenpfeil

    Auch der Beifahrer entschuldigte sich über eine Erklärung seiner Verteidigerin Martina Sulzberger. "Ich kann nicht in Worte fassen, wie es mir gehen würde, wenn es meine Schwester wäre", zitierte sie ihn. Die Zuschauerreihen beim Prozess waren voll besetzt. Zahlreiche Familienangehörige waren vor Ort. Die Eltern der Getöteten traten als Nebenkläger auf. Auch alle Zeuginnen und Zeugen blieben jeweils nach ihrer Aussage im Saal, um dem weiteren Verlauf zu folgen. 

    Brüder aus dem Landkreis Freising wollten sich nach Ungarn absetzen

    Die Zeugenaussagen bestätigten den von der Staatsanwaltschaft ermittelten Unfallhergang. Die beiden Brüder waren auf dem Weg von Stuttgart nach Freising gewesen. Gegen 0.35 Uhr stießen sie auf der Kreisstraße 2 von Allenberg kommend in Richtung Höfarten gegen die 23-Jährige, die zuvor beim Steckerlfischessen in Allenberg gewesen war. Der Aufprall verursachte unter anderem ein Schädel-Hirn-Trauma und einen Aortenabriss. Sie war sofort tot. Nach dem Unfall verließen die beiden Brüder das Auto, um nach der Frau zu sehen, und fuhren dann weiter. Gefunden wurde die 23-Jährige gegen 0.50 Uhr von einem weiteren Gast des Steckerlfischessens. Gemeinsam mit einem vorbeikommenden Radler versuchte der 32-Jährige noch die Frau wiederzubeleben, ohne Erfolg. 

    Mit der Hilfe von der Verkehrspolizei Augsburg, Funkzellenanalysen und aufmerksamen Zeugen konnte die Polizei noch am Karsamstag den Unfallwagen in einem Industriegebiet in Allershausen (Landkreis Freising) feststellen. Der Fahrer und sein Bruder waren zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Weg nach Ungarn, wohin sie sich absetzen wollten. Diese Pläne zerschlugen sich jedoch, sodass sie zu ihrer Schwester nach Stuttgart gingen, wo sie sich der Polizei stellten.

    "Es ist ein Unglücksfall, der an Schlimme nicht zu überbieten ist", sagte Richterin Sandra Mayer in der Urteilsbegründung. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung nahmen das Urteil an. Rechtskräftig ist es dennoch nicht, weil der Vertreter der Nebenkläger noch im Gericht Rechtsmittel einlegte. "Nach meiner Ansicht liegt eine fahrlässige Tötung vor", erklärte Dr. Manfred Plautz. Möglicherweise sei die Einstellung nicht gerechtfertigt gewesen. "Bekanntermaßen entfernt man sich dann vom Unfallort, wenn man etwas verbergen wollte." 

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