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Aichach-Friedberg: Mehr Schüler, mehr Lehrer – mehr Aufwand: ein Schulstart zwischen Pisa-Schock und Digital-Offensive

Aichach-Friedberg

Mehr Schüler, mehr Lehrer – mehr Aufwand: ein Schulstart zwischen Pisa-Schock und Digital-Offensive

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    Auf der Stärkung der Lese- und Rechtschreibkompetenz liegt in diesem Jahr  an den Grund- und Mittelschulen ein besonderer Fokus.
    Auf der Stärkung der Lese- und Rechtschreibkompetenz liegt in diesem Jahr an den Grund- und Mittelschulen ein besonderer Fokus. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild)

    Wie ein Blitz durchzuckte Anfang Dezember der Pisa-Schock die Schulen der Bundesrepublik: Deutschland, das vermeintliche Bildungsland, schnitt so schlecht wie noch nie in der Studie ab. Was also tun? Die Antwort aus Bayern: eine Pisa-Offensive an den Grundschulen des Freistaates. Dafür stehen vor allem die Lehrpläne im Fokus, die zugunsten von Lesen, Schreiben und Rechnen überarbeitet werden sollen. Zum Start in das Schuljahr 2024/2025 stehen für die Grundschulen im Landkreis Aichach-Friedberg nun entsprechende Änderungen an – und auch die Mittelschulen stehen vor neuen Herausforderungen.

    Daten und Fakten zum Schuljahr 2024/2025 im Wittelsbacher Land

    • Erstklässler: 1517 Kinder werden am Dienstag eingeschult, im Vorjahr waren es 1483.
    • Mobile Reserve: 836 Stunden sind Stand 1. September 2024 geplant, zuzüglich 64 Fachlehrerstunden (Vorjahr: gesamt 1039).
    • Betreuung: Die Grundschule Pöttmes stellt zum Schuljahr 2024/2025 von Mittagsbetreuung auf offene Ganztagsbetreuung um. Insgesamt nehmen im Landkreis 2183 Schülerinnen und Schüler der Grund- und Mittelschule eine Betreuungsform wahr (gebundener und offener Ganztag, Mittagsbetreuung).
    • Jugendsozialarbeit an Schulen (Jas): Für die Grundschule Adelzhausen-Tödtenried wurde eine Stelle geschaffen, für die (ebenso wie für die bereits bestehende Stelle an der Mittelschule Aindling) eine Jas-Kraft gesucht wird.
    • Personal: Konrektorin Janina Würtele (zuvor Grundschule Friedberg-Süd) ist neue Schulleiterin an der Grundschule Aichach-Nord. Rektorin Doris Emler-Gschoßmann (zuvor Luitpold-Grundschule Mering) kehrt zurück an die Ludwig-Steub-Grundschule in Aichach und wird Rektorin. Rektorin Julia Trinkwalder-Fend wechselt von der Mittelschule Bobingen nach Kissing. Noch vakant sind die Schulleiterstellen an der Luitpold-Grundschule in Mering sowie der Grundschule Friedberg-Süd.

    Am Dienstag werden 5867 Grund- und 2222 Mittelschülerinnen und -schüler in die Bildungseinrichtungen des Landkreises strömen – im Vorjahr waren es noch 5564 beziehungsweise 2091. Schulamtsdirektorin Ingrid Hillenbrand sagt: „Den Trend zu mehr Schülern gibt es in ganz Schwaben – laut Prognose wird das auch so bleiben.“ Zuwachs gebe es hauptsächlich in den zweiten und dritten Klassen, „wahrscheinlich durch Zuzug“. Auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund steigt von 2004 auf 2316. Die Brückenklassen zur schulischen Erstintegration ukrainischer Kinder werden umgewandelt in schulartunabhängige Deutschklassen für alle, altersmäßige Siebt- bis Neuntklässler besuchen weiterhin Deutschklassen an Mittelschulen.

    Grund- und Mittelschulen in Aichach-Friedberg: Auf 434 Schüler mehr als im Vorjahr kommen 27 Lehrer mehr

    Generell ergeben sich wesentlich mehr Klassen: 265 Grundschulklassen gibt es in diesem Jahr, das sind sechs mehr als im Vorjahr. Noch mehr sind es an den Mittelschulen, wo die Zahl der Klassen von 107 auf 117 steigt. Kompensieren sollen das die Schulen durch Personalaufstockung. Ingrid Hillenbrand sagt: „Wir haben heuer viele Versetzungen und Neueinstellungen.“ So arbeiten in diesem Schuljahr 572 Lehrerinnen und Lehrer an den Grund- und Mittelschulen des Landkreises, vergangenes Schuljahr waren es noch 545. Dazu kommen Lehramtsanwärter sowie Fach- und Förderlehrer. Gestrichen wurden dafür die Brückenkräfte, die durch pädagogische Unterstützungskräfte ersetzt wurden. Schulamtsdirektorin Carola Zankl sagt: „Es ist toll für uns, dass wir vor allem in den Mittelschulen gut ausgestattet sind.“ Als Grund sehen die beiden Schulamtsdirektorinnen auch die Nähe zu Augsburg, Ingrid Hillenbrand sagt: „Wir sind ein beliebter Schulamtsbezirk.“

    Neben der gestiegenen Schülerzahl müssen die Grundschulen aber auch die Pisa-Offensive bewältigen. Dazu zählen Sprachtests und mehr Frühförderung bereits vor Schuleintritt. Ingrid Hillenbrand sagt: „Im Prinzip ist das eine gute Sache, aber die Vorgänge sind bisher nicht ganz geklärt.“ Die Schulämter und Grundschulen wüssten noch nicht, wie und von wem die Kinder gefördert werden und was passiere, wenn ein Kind einen Sprachtest nicht besteht. Zur Pisa-Offensive gehören auch Fortbildungsoffensiven und die Überarbeitung der Lehrpläne, mehr Mathe und Deutsch anstelle von beispielsweise Musik- oder Kunstunterricht. Ein weiteres Ziel ist es, das Lesen im Alltag zu stärken, indem auch Eltern stärker eingebunden werden sollen.

    Ein bereits angelaufenes, weiteres Leuchtturmprojekt ist die „Digitale Schule der Zukunft“: In diesem Zuge will der Freistaat bis 2028 alle Kinder und Jugendlichen an weiterführenden Schulen mit mobilen Endgeräten ausstatten. Diese werden vom Freistaat bezuschusst und von den Schulen ausgesucht und gewartet, gehören aber den Schülerinnen und Schülern. Ziel ist es, Unterrichtsqualität zu steigern und die Medienbildung zu stärken. „Die Digitalisierung ist ja schon länger Thema, das ist eine der ‚positiven‘ Folgen von Corona“, sagt Carola Zankl. Im Schuljahr 2024/2025 erhalten die Schülerinnen und Schüler jeweils zweier Jahrgangsstufen der Mittelschulen Aindling, Kissing, Dasing, Pöttmes und Stätzling-Derching solche Schülergeräte.

    Pisa-Offensive und „Digitale Schule der Zukunft“: „Der Verwaltungsaufwand wird groß“

    Ein neuer Teil des Unterrichts ist außerdem die sogenannte Verfassungsviertelstunde. Innerhalb der regulären Unterrichtszeit sollen in diesen 15 Minuten pro Woche das Demokratieverständnis gestärkt und aktuelle Ereignisse aufgegriffen werden. Das Kultusministerium habe dafür bis September Vorschläge und Material angekündigt: „Da warten wird aber noch.“ Die Verfassungsviertelstunde wird zunächst in den zweiten und vierten Klassen der Grundschulen anlaufen, in der Mittelstufe in den Jahrgangsstufen sechs und acht.

    Die Änderungen werden also vor allem den Unterricht an den Grund- und Mittelschulen betreffen. Gerade die Eins-zu-Eins-Ausstattung im Zuge der „Digitalen Schule der Zukunft“ sei „schon ein Aufwand“, sagt Ingrid Hillenbrand. Auch bei der Verfassungsviertelstunde und der Pisa-Offensive gelte mangels fester Vorgaben: „Abwarten.“ Eines sei aber sicher, sagt Hillenbrand weiter: „Der Verwaltungsaufwand für die Schulen wird groß.“

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