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Aichach-Friedberg: Landkreis Aichach-Friedberg sucht dringend Unterkünfte für Geflüchtete

Aichach-Friedberg

Landkreis Aichach-Friedberg sucht dringend Unterkünfte für Geflüchtete

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    Mehr als 1900 Geflüchtete leben derzeit in den dezentralen Unterkünften im Landkreis Aichach-Friedberg, unter ihnen 800 Menschen aus der Ukraine. Der Landkreis sucht dringend nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten.
    Mehr als 1900 Geflüchtete leben derzeit in den dezentralen Unterkünften im Landkreis Aichach-Friedberg, unter ihnen 800 Menschen aus der Ukraine. Der Landkreis sucht dringend nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten. Foto: Stefan Puchner, dpa (Symbolbild)

    Mehr als 2100 Geflüchtete leben derzeit im Landkreis Aichach-Friedberg, davon über 1900 in den dezentralen Unterkünften des Landkreises - so viele wie nie zuvor. Unter ihnen sind auch immer mehr unbegleitete Minderjährige. Sowohl für die jugendlichen als auch für die erwachsenen Geflüchteten sucht das Landratsamt aktuell dringend Unterkünfte. Denn die Zugangszahlen steigen weiter. 

    Das machten Simone Losinger, Sachgebietsleiterin der Ausländerbehörde am Landratsamt, sowie Elisabeth Leiderer vom Kreisjugendamt am Dienstag bei einem Pressegespräch deutlich. Bislang haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer einen Weg gefunden, die Menschen unterzubringen und zu betreuen. Doch das wird zunehmend schwieriger. 

    Ausländerbehörde: "Suchen mit Hochdruck neue Unterkünfte"

    Zum Vergleich: Zur Hochphase im Jahr 2016 lebten 1600 Menschen in den Asylunterkünften im Landkreis, jetzt sind es über 300 mehr. Unter ihnen sind 800 Menschen aus der Ukraine - weitere 900 sind privat untergekommen - und 218 sogenannte Fehlbeleger, die in private Wohnungen ziehen dürften, aber keine finden. Allein im zweiten Halbjahr wurden bereits 230 weitere Unterkunftsplätze für Neuzugänge im Wittelsbacher Land geschaffen. "Wir sind weiter mit Hochdruck auf der Suche", betonte Losinger. Bisher sei es "relativ gut gelungen, die Leute unterzubringen" - auch dank der Solidarität der Gemeinden. An deren Gemeinsinn hatte im August noch einmal Landrat Klaus Metzger appelliert, um eine einigermaßen gerechte Verteilung hinzubekommen. 

    Um die zunehmende Arbeit in der Ausländerbehörde zu bewältigen, helfen übrigens unter anderem fünf Personen in Teil- oder Vollzeit mit, die während der Corona-Pandemie mit der Kontaktnachverfolgung positiv Getesteter beschäftigt waren.

    Früheres Impfzentrum in Laimering ist seit Wochen im Wechsel belegt

    Wie schnell das Amt manchmal reagieren muss, machte Losinger an einem Beispiel von vergangener Woche deutlich. Da bekam der Landkreis an einem Tag 60 "neue" Geflüchtete zugewiesen. Weil es in der Kürze nicht anders ging und um gleich alle Formalitäten vor Ort zu erledigen, wurden die Menschen zum Landratsamt gebracht. Dort warteten sie im Foyer, ehe es mit einem gecharterten Bus in die Unterkünfte weiterging. Die Ausländerbehörde will daran festhalten, einzelne Männer und Familien nicht gemeinsam unter einem Dach unterzubringen. Umso mehr stellen sie die geringen Vorlaufzeiten bei Neuzuweisungen vor Probleme. Denn je nachdem, ob mehr einzelne Männer, kleine oder größere Familien eine Bleibe benötigen, muss das Landratsamt die passenden Räume finden. 

    Die starke Auslastung der Unterkünfte führt Losinger zufolge dazu, dass das frühere Impfzentrum in Laimering im Gewerbegebiet an der B300 seit vielen Wochen im Wechsel belegt ist. Eigentlich sollte es nur als Notunterkunft dienen, in der Neuankömmlinge aufgenommen und auf dezentrale Unterkünfte weiterverteilt werden. Inzwischen aber könnten die Menschen nicht mehr innerhalb von zwei Wochen abverlegt werden. Knapp 70 Personen sind aktuell im früheren Impfzentrum untergebracht. Obwohl es sich dabei um eine große Halle handle, klappe das vergleichsweise gut, so Losinger. 

    48 unbegleitete minderjährige Geflüchtete aktuell in Aichach-Friedberg

    Dennoch hofft sie, dass dem Landratsamt weitere Objekte zur Miete angeboten werden: "Wir brauchen dringend weitere Unterkünfte: Häuser, ehemalige Bürogebäude - auch Containeranlagen aufzustellen, ist eine Option." Auch das Jugendamt sucht nach Wohnraum. Denn in den Landkreis kommen in jüngster Zeit immer mehr unbegleitete minderjährige Geflüchtete. 

    45 von ihnen muss der Landkreis laut aktueller Quote unterbringen, 48 sind es Elisabeth Leiderer vom Jugendamt zufolge derzeit. Sie rechnet damit, dass es mehr werden. Im Juni waren es noch 31. "Die hohe Dynamik im letzten halben Jahr ist neu", sagt Leiderer. Die Zahlen klingen zunächst nicht hoch. Doch bei Minderjährigen, die alleine nach Deutschland kommen, ist der Betreuungsaufwand noch einmal höher. Sie müssen, soweit es freie Plätze gibt, in Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht werden. Sie benötigen Betreuung durch pädagogisches Personal. Darüber hinaus geht es um schulische Bildung und berufliche Ausbildung. Deshalb sucht das Jugendamt vor allem nach Wohnplätzen mit einer Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel, weil viele junge Geflüchtete zum Beispiel an die Berufsschule gehen. Benötigt würden Leiderer zufolge Wohnungen mit drei bis vier Zimmern. Aber auch größere Wohneinheiten sind willkommen.

    Unbegleitete minderjährige Geflüchtete sind fast ausnahmslos Jungs

    Die unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten sind bis auf ein einziges Mädchen ausnahmslos Jungs. Viele von ihnen kommen aus Afghanistan oder Syrien. Die meisten Jugendlichen sind 16 Jahre oder älter. Aber auch Zwölfjährige sind darunter. Was sie dazu bewogen hat, sich alleine auf die Flucht zu begeben und wie sie diese bewältigt haben, sei von Fall zu Fall verschieden. Meist gehe es zu Beginn erst einmal darum, den Alltag der jungen Leute zu regeln. Erst wenn sie hier ein wenig Fuß gefasst hätten, kämen ihre tieferen Sorgen, Erlebnisse in ihrer Heimat und auf der Flucht zur Sprache, erzählt Leiderer. 

    UnterkünfteImmobilieneigentümerinnen und -eigentümer, die dem Landratsamt eine Wohnung oder ein Gebäude vermieten beziehungsweise unverbindlich Kontakt aufnehmen möchten, wenden sich unter Telefon 08251/92-479 an Michael Englhart.

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