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Aichach-Friedberg: Immer öfter bleibt die Küche im Landkreis Aichach-Friedberg kalt

Aichach-Friedberg

Immer öfter bleibt die Küche im Landkreis Aichach-Friedberg kalt

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    Im Café Clematis in Weichenberg (Markt Aindling) fehlt Küchenpersonal. Da greift die Inhaberin Maria Christoph auch selbst zum Kochlöffel.
    Im Café Clematis in Weichenberg (Markt Aindling) fehlt Küchenpersonal. Da greift die Inhaberin Maria Christoph auch selbst zum Kochlöffel. Foto: Marina Wagenpfeil

    Da freut man sich an einem sonnigen Sonntag schon auf einen entspannten Brunch mit seinen Liebsten und steht dann beim Lieblingslokal vor verschlossenen Türen. Für Gäste ist das ärgerlich, freiwillig entscheiden sich aber nur wenige Gastro-Betreiberinnen und -Betreiber für eine Verringerung der Öffnungszeiten. Sie sind durch den Personalmangel vielmehr dazu gezwungen. "Keine Wirtin und kein Wirt macht ihr oder sein Lokal freiwillig zu", erklärt Maria Christoph, Inhaberin des Café Clematis in Weichenberg (Markt Aindling). Trotzdem stoßen sie nicht immer auf Verständnis bei den Gästen.

    Zahlreiche Stellen in der Gastro sind nicht besetzt

    Laut Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sind bei der Bundesagentur für Arbeit in der Hotellerie und Gastronomie im Landkreis Aichach-Friedberg derzeit 25 offene Stellen registriert, davon 17 in der Küche. Auch die Nachwuchsfindung ist alles andere als leicht. 15 Ausbildungsplätze seien immer noch frei, so die NGG. Auch im Café Clematis mangelt es vor allem in der Küche an Personal. Früher habe es dort zwei Schichten gegeben - jetzt nur noch eine, erklärt Inhaberin Christoph. Auf der Webseite des Cafés sucht sie deshalb aktiv nach Köchinnen, Köchen und Küchenhilfen. "Ich frage jeden", sagt Maria Christoph. Bislang ohne Erfolg.

    Auch Markus Finkenzeller, Inhaber des Café Central in der Aichacher Innenstadt, sucht schon seit mehreren Jahren nach einer Köchin oder einem Koch - vergeblich. "Schon seit zwei Jahren habe ich keine Bewerbungen mehr für diese Stelle bekommen. Ich suche weiterhin, aber wahrscheinlich wird sich das Problem nicht bald lösen", erklärt Finkenzeller. Seit einiger Zeit muss er sein Lokal sonntags schließen. Wenn das Café Central geöffnet ist, laufe der Betrieb aber ohne Einschränkungen. Der Inhaber der Wandelbar in

    Seit mehreren Jahren sucht Markus Finkenzeller vom Café Central nach einer Köchin oder einem Koch - bislang ohne Erfolg.
    Seit mehreren Jahren sucht Markus Finkenzeller vom Café Central nach einer Köchin oder einem Koch - bislang ohne Erfolg. Foto: Marlene Weyerer (Archivbild)

    Im August muss auch Maria Christoph das Café Clematis sonntags schließen. Das liege daran, dass viele ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über den Sommer in ihre Heimat fahren. Und auch an den restlichen Tagen ist kein uneingeschränkter Betrieb möglich. Kommt man an den restlichen Tagen ins Lokal, dürfte einem schnell auffallen, dass die Tische als reserviert gekennzeichnet sind - auch wenn eigentlich keine Leute da sind. Dies sei eine logistische Maßnahme, erklärt Christoph. Denn je nachdem, ob bereits im Außenbereich schon alle Tische besetzt sind, gerade ein Schichtwechsel ist oder eine Bedienung zum ersten Mal da ist, können nicht alle Plätze belegt werden - und bleiben somit leer. Nicht jeder Gast reagiert darauf positiv. "Von meinen Kundinnen und Kunden wünsche ich mir mehr Verständnis für Maßnahmen, die ich aufgrund des Personalmangels ergreifen muss. Wenn sie nicht verstehen, warum etwas so gemacht wird, können sie einfach nachfragen. Dann erkläre ich es ihnen gerne." 

    Doch woran liegt es, dass in der Gastronomie solch ein großer Personalmangel herrscht? Wer an die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Zwangsschließungen der Gaststätten denkt, dürfte in den meisten Fällen nicht falsch liegen. Viele, die ursprünglich aus der Gastronomie kommen, sind in andere Branchen abgewandert. Das Café Central hat laut Finkenzeller jedoch sein Personal komplett halten können. Auch bei der Wandelbar seien langjährige Mitarbeiter geblieben, so Reh. Und beim Café Clematis habe sich laut Inhaberin das Problem mit dem Personalmangel schon vor der Pandemie bemerkbar gemacht. Die NGG sieht in den geringen Löhnen ein Hauptproblem und fordert, insbesondere ausgebildetes Personal besser zu bezahlen.

    Christoph: "Ich liebe den Kontakt zu den Gästen"

    Christoph vom Cafe Clematis sieht als Ursache für den Personalmangel noch etwas anderes: Ihrer Meinung nach sei Nichtarbeit in manchen Fällen lohnenswerter als Arbeit. Denn oft kämen Menschen mit dem Satz "Ich darf nicht arbeiten, sonst wird die finanzielle Unterstützung gekürzt" zu ihr. Deshalb fällt es der Inhaberin schwer, Personal zu finden - auch wenn sie die Leute gerne einstellen würde. "Es scheitert vor allem an der Kommunikation der Behörden", sagt sie. Christoph findet es nicht falsch, dass manche staatliche Unterstützung erhalten. Wer arbeiten könne und wolle, solle dadurch aber keine finanziellen Einbußen erwarten müssen. Für sie ist der Job in der Gastro aber trotz allem der Schönste der Welt: "Ich liebe den Umgang mit guten Lebensmitteln und den Kontakt zu den Gästen, ich könnte es mir nicht anders vorstellen."

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