Die Bauarbeiten für die Erweiterung des Landratsamtes in Aichach beginnen frühestens im nächsten Jahr. Eine klare 48:9-Mehrheit im Kreistag hat am Mittwochabend bei einer Sitzung in der Aichacher Vierfachhalle für eine Vertagung des Baudurchführungsbeschlusses gestimmt. Gleichzeitig ist aber auch beschlossen worden, dass diese endgültige Entscheidung über das seit Jahren diskutierte Bauprojekt noch in diesem Jahr fallen muss.
Diesen alternativen Beschlussvorschlag haben Landrat Klaus Metzger und die Verwaltung ganz aktuell zur Sitzung eingebracht. Metzger reagierte damit auf die Diskussionen und den Antrag der Fraktion der Freien Wähler. Er sei gerne bereit, offene Fragen zu klären, noch mal nach besseren Lösungen zu suchen und eine breite Basis für den Anbau zu bekommen, aber irgendwann müsse der Kreistag entscheiden, betonte Metzger und legte Wert auf einen „klaren Fahrplan“: Und wer gegen die Erweiterung sei, müsse dann „auch Rückgrat haben“ und dazu stehen. Bis Anfang März sollen die Fraktionen weitere Fragen stellen können, die dann zunächst im Bauausschuss behandelt werden und dann vom Kreistag.
Im Mittelpunkt stehen die Kosten
Im Mittelpunkt der rund einstündigen Diskussion standen die Kosten: Insgesamt liegt die Schätzung bei 21,5 Millionen Euro für einen Holzhybrid-Anbau in Richtung Münchener Straße und die Sanierung des Altgebäudes. Insbesondere sahen mehrere Kreisräte Erklärungsbedarf bei den Kosten für den Neubau von knapp 15 Millionen Euro (4000 Euro pro Quadratmeter Bürofläche). Das sei fast doppelt so viel wie bei einem Projekt in der Privatwirtschaft.
Die Freien Wähler, aber auch andere Kreisräte betonten, dass sie grundsätzlich hinter dem Projekt stehen. Es hätten sich aber die Rahmenbedingungen geändert: Die Kostenentwicklung für das Projekt mit einer Steigerung um mehr als ein Drittel in einem guten Jahr. Die Lehren der Corona-Pandemie mit Home-Office und Digitalisierung. Die wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten Jahren und dadurch sinkende Steuereinnahmen.
Befürworter verweisen auf Platznot und schlechte Arbeitsbedingungen
Landrat Metzger, die Verwaltung in ihrer Sitzungsvorlage, aber auch CSU-Fraktionschef Peter Tomaschko und Kreisräte der Grünen verwiesen auf die Platznot im Blauen Palais, die teils schlechten Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter im Amt und die Vorteile und Synergieeffekte, wenn Außenstellen in der Stadt aufgelöst seien und die Verwaltung wieder an einem Standort zusammen arbeiten könne. Auch für die Bürger sei eine zentrale Anlaufstelle ein Gewinn. Außerdem müsse die öffentliche Hand in der aktuellen Lage antizyklisch handeln, investieren und so auch regionale Firmen unterstützen.
Mit der Vertagung vom Mittwoch ist der bisherige Zeitplan nicht mehr zu halten: Bei zwei Jahren Bauzeit für die Erweiterung bis zum Herbst 2023 und dann zwei weiteren Jahren, um das über 40 Jahre alte Betonskelett-Bauwerk in zwei Abschnitten zu sanieren, sollte im Herbst 2025 alles fertig sein.
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