Aichach

Fahrradgottesdienst in Aichach weckt millionenfaches Interesse im Internet

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    Der Fahrradgottesdienst – im Bild Mesner Martin Ruhland – in der Aichacher Stadtpfarrkirche war gut besucht. Das Internet-Video von der Radlmesse wurde millionenfach geklickt. Die Pfarreiengemeinschaft erhielt Reaktionen aus aller Welt.
    Der Fahrradgottesdienst – im Bild Mesner Martin Ruhland – in der Aichacher Stadtpfarrkirche war gut besucht. Das Internet-Video von der Radlmesse wurde millionenfach geklickt. Die Pfarreiengemeinschaft erhielt Reaktionen aus aller Welt. Foto: Elisabeth Niedermayr, Pfarreiengemeinschaft Aichach

    Ein Video der Pfarreiengemeinschaft Aichach erregt im Internet seit seiner Veröffentlichung im Juli internationale Aufmerksamkeit. Es wurde ungefähr 16 Millionen Mal gesehen und erhielt etwa 540.000 „Gefällt mir“-Reaktionen. Das Kurzvideo – ein sogenanntes Reel – auf der Internetplattform Instagram zeigt nicht etwa eine klassische Predigt, sondern einen Ausschnitt aus dem Fahrradgottesdienst in der Aichacher Stadtpfarrkirche.

    In dem Video ist Ministrant Tim Hufsky zu sehen, wie er mit seinem Mountainbike den Mittelgang der Kirche entlangfährt, ehe er in den Altarbereich springt, den Altar umrundet und wieder zurück in den Mittelgang hüpft.

    Mit dem Fahrradgottesdienst will Aichachs Stadtpfarrer Herbert Gugler Kirche auch für jüngere Menschen erlebbar machen.
    Mit dem Fahrradgottesdienst will Aichachs Stadtpfarrer Herbert Gugler Kirche auch für jüngere Menschen erlebbar machen. Foto: Elisabeth Niedermayr, Pfarreiengemeinschaft Aichach

    Das ist die Bedeutung hinter dem Video der Pfarreiengemeinschaft Aichach

    Stadtpfarrer Herbert Gugler erklärt: Der Fahrradgottesdienst sollte die besondere antreibende und beflügelnde Wirkung des Chrisamöls veranschaulichen, das in der katholischen Kirche zur Salbung verwendet wird.

    „Kirche muss erlebbar werden“, findet Gugler, der den Instagram-Auftritt der Aichacher Pfarreiengemeinschaft 2018 ins Leben gerufen hatte. Dort und in anderen sozialen Netzwerken wie Facebook und YouTube will er die „Frohe Botschaft“ auf verständliche Art und Weise verbreiten und dadurch auch Menschen erreichen, die nicht regelmäßig an den Messen teilnehmen.

    Der Fahrradgottesdienst in der Aichacher Stadtpfarrkirche war gut besucht.
    Der Fahrradgottesdienst in der Aichacher Stadtpfarrkirche war gut besucht. Foto: Elisabeth Niedermayr, Pfarreiengemeinschaft Aichach

    Stadtpfarrer Herbert Gugler will die Kirche für die Menschen öffnen

    Kirche müsse „allumfassend offen“ sein, indem den Menschen gezeigt werde, dass sie ernst genommen würden und in der Kirche willkommen seien.

    „Man muss dahin gehen, wo die Menschen sind“, erklärt Gugler. „Das müssen wir erkennen.“ Dabei war die Entscheidung, den Gottesdienst über die Kirchenschwelle hinaus auf die sozialen Medien auszuweiten, „nicht ganz unumstritten“, wie er einräumt. Doch inzwischen kennen ihn die Aichacher und wüssten, welchen Zielen die im Internet verbreiteten Bilder und Videos dienten.

    Das Video vom Fahrradgottesdienst aus Aichach erhält Reaktionen aus aller Welt

    Insbesondere junge Menschen fänden Aktionen wie den Fahrradgottesdienst „cool“, sagt Gugler. Positive Reaktionen auf das virale Instagram-Reel erreichten die Gemeinde aus aller Welt. In der Kommentarspalte finden sich über 11.000 Nachrichten auf Deutsch, Englisch, Portugiesisch und in weiteren Sprachen. Auch im E-Mail-Postfach der Pfarrei landeten positive Rückmeldungen, etwa aus Österreich und Polen, erzählt Gugler.

    Doch es gab auch kritische Stimmen. Einige zeugten von Unverständnis und Empörung. „Ist das nicht respektlos?“, fragt sich etwa Benutzer amos_824. Manche sprechen der Gemeinde sogar das „Katholisch-Sein“ ab. Hinter solchen Kommentaren vermutet der Stadtpfarrer Ängste und Weltbilder, die sich nicht ändern ließen.

    Mit manchen Kommentaren ist Gugler nicht einverstanden

    Sogar einige Beschimpfungen wurden im Kommentarbereich des Videos geäußert. „Dies ist eine Schweinerei, so etwas in der Kirche aufzuführen!!!“, empört sich beispielsweise Instagram-Nutzer zipperlemax. Das weist Gugler zurück. Doch er begrüßt den Diskurs, der zwischen den Personen auf der Plattform entsteht: „Ich finde es gut, dass Menschen auf die Art und Weise ins Gespräch kommen.“

    Die auf der Instagram-Seite der Aichacher Pfarreiengemeinschaft veröffentlichten Reels erhalten zwar regelmäßig mehrere Tausend Aufrufe. Der dort hochgeladene Videoausschnitt aus dem Fahrradgottesdienst von 2023 wurde zum Beispiel um die 4,3 Millionen Mal gesehen. Aber die 16 Millionen Klicks des Nachfolgevideos haben auch Gugler überrascht. „Das ist teilweise Taylor-Swift-Niveau“, zeigt er sich beeindruckt. Manche Videos der amerikanischen Popsängerin würden „lediglich“ acht oder neun Millionen geschaut.

    Ende September ist ein Kirchenwellnesstag in Aichach geplant

    Noch weiß Gugler nicht, wie die nächste Fahrradmesse aussehen wird. In der Zwischenzeit gibt es jedoch viele weitere Gottesdienste in verschiedenen Gestaltungsformen. So findet am Sonntag, 29. September, erneut ein Kirchenwellnesstag statt. In dessen Rahmen werden beispielsweise die Salbung mit Öl oder die Wirkung von Licht an einzelnen Stationen erfahrbar. Eine weitere Möglichkeit, Kirche mal anders zu erleben. Bei der Premiere im März kamen nach Angaben der Stadtpfarrei fast 300 Menschen.

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    1 Kommentar
    Susanne Metz

    Mein Kompliment, weiter so, Herr Pfarrer Gugler! So erreicht man Menschen heute und Kirche zeigt sich von einer positiven, moderneren Seite. Was soll daran falsch sein? Andere Gemeinden segnen Tiere und es finden Motorrad-Gottesdienste mit Gedenken der tödlich Verunglückten und Segnung der Motorräder statt. Die Kirche MUSS zu den Menschen gehen, das ist die ureigenste Aufgabe von Seelsorge.

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