Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Aichach: Entscheidung für Millionenprojekt gefallen: Verwaltungsgebäude bekommt Anbau

Aichach

Entscheidung für Millionenprojekt gefallen: Verwaltungsgebäude bekommt Anbau

    • |
    Die Lücke neben dem Verwaltungsgebäude am Tandlmarkt (links im Bild) soll geschlossen werden. Der Stadtrat hat mit knapper Mehrheit die Entscheidung für den Anbau getroffen.
    Die Lücke neben dem Verwaltungsgebäude am Tandlmarkt (links im Bild) soll geschlossen werden. Der Stadtrat hat mit knapper Mehrheit die Entscheidung für den Anbau getroffen. Foto: Erich Echter (Archivbild)

    Wieder verfolgten einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Aichacher Stadtverwaltung gespannt die Stadtratssitzung am Donnerstagabend in der TSV-Turnhalle. Es ging um mehr Platz für die aus allen Nähten platzende Verwaltung. Diesmal wurden sie nicht enttäuscht. Der Stadtrat hat den Durchführungsbeschluss für den Anbau an das Verwaltungsgebäude am Tandlmarkt gefasst. Mit knapper Mehrheit und im zweiten Anlauf.

    Der Durchführungsbeschluss stand bereits Ende Februar auf der Tagesordnung des Stadtrats. Damals wurde die Entscheidung auf Antrag des CSU-Stadtrats Peter Meitinger ebenso vertagt wie alle Tagesordnungspunkte zum Haushalt. Vor einer Entscheidung sollte ein Haushaltskonsolidierungsausschuss tagen, so Meitinger, der Bedenken wegen der Finanzierbarkeit aller anstehenden großen Projekte in den nächsten Jahren anmeldete.

    Vorerst vom Tisch ist der Eilantrag, den die Freie Wählergemeinschaft (FWG) kurz vor der Februarsitzung des Stadtrats eingebracht hatte, und der ebenfalls vertagt worden war: Sie hatte als Alternative zu dem umstrittenen Anbau am Tandlmarkt einen Neubau für die gesamte Verwaltung auf dem Areal des ehemaligen Feuerwehrhauses an der Martinstraße ins Spiel gebracht. Diesen Eilantrag zog die FWG nun gleich zu Beginn der öffentlichen Sitzung vorerst zurück.

    Anbau oder Neubau: FWG spricht von "Blankoscheck"

    Fraktionsvorsitzender Georg Robert Jung bat gleich zu Beginn der öffentlichen Sitzung um "Zurückstellung auf unbestimmte Zeit" und begründete das mit der Haushaltsanlage. Eine seriöse Finanzierung sei derzeit weder für einen Anbau noch für einen Neubau möglich. Wegen der Verpflichtungsermächtigungen für das Verwaltungsgebäude und steigenden Baupreisen, auch angesichts der Ukraine-Krise, sprach Jung von einem "Blankoscheck". Die FWG plädierte klar dafür, lieber weitere Büroräume anzumieten.

    Eine Mehrheit im Stadtrat sah das anders. Aus dem von Peter Meitinger beantragten Haushaltskonsolidierungsausschuss soll eine Kommission werden, die sich mit den Finanzen befassen soll, aber nicht für 2022, sondern erst ab dem Jahr 2023. Das machte den Weg nun frei für den Durchführungsbeschluss.

    Anbau am Tandlmarkt in Aichach soll gut 6,8 Millionen Euro kosten

    Die Baugenehmigung hat die Stadt seit Mitte Januar. Im Stadtrat legte nun Ender Aydin vom Bauamt eine aktualisierte Kostenberechnung vor, die schon einige von der Verwaltung vorgeschlagene Einsparungen berücksichtigt. Sie beläuft sich auf gut 6,822 Millionen Euro und ist somit trotz gestiegener Baupreise nur gut 30.000 Euro höher als die letzte Berechnung mit knapp 6,791 Millionen Euro von vor zwei Jahren.

    Verwaltungsgebäude am Aichacher Tandlmarkt: Die Erweiterung

    Die Vorgeschichte:

    Die Erweiterung durch einen Anbau ans Verwaltungsgebäude I am Tandlmarkt ist seit Mitte 2016 Thema. Der Vorentwurf des Architekturbüros Schrammel aus Augsburg - damals noch für einen modernen Glasbau - wurde 2018 mit 30:1 Stimmen beschlossen. Spätestens seit Ende 2019 bröckelte aber die Zustimmung. Bis dahin hatte sich die Kostenschätzung von rund 5,4 Millionen Euro auf etwa 6,5 Millionen Euro erhöht, trotz kostensparenden Änderungen.

    Die Vorgeschichte:

    Im Februar 2020 lautete die Kostenschätzung auf 6,8 Millionen Euro. Im November 2020 scheiterte ein FWG-Antrag, den Anbau zu verschieben, knapp mit 15:14. Mitte Januar bekam die Stadt die Baugenehmigung.

    Die Kosten:

    Im Stadtrat legte Ender Aydin vom Bauamt eine aktualisierte Kostenberechnung vor, die schon einige von der Verwaltung vorgeschlagene Einsparungen berücksichtigt. So wird das Gebäude jetzt doch nicht mit einer Pelletheizung, sondern mit Fernwärme vom Biomasseheizkraftwerk versorgt. Statt Heiz- und Kühldecken gibt es eine normale Fußbodenheizung. Statt in Stahlbeton mit Wärmedämmverbundsystem wird auf Ziegelbauweise umgeschwenkt, was laut Aydin für eine bessere Klimabilanz und mehr Nachhaltigkeit sorgt.

    Die Kosten:

    Mit Photovoltaikanlage und extensiver Begrünung auf den Flachdächern würden weitergehende ökologische Ziele erreicht, so Aydin. Weil die Kältetechnik in die Tiefgarage verlegt wird, wird ein besserer Wirkungsgrad erreicht und somit weniger Energie verbraucht. Weiter eingespart werden soll bei der Einrichtungsplanung, die statt des Architekturbüros das Bauamt selbst übernimmt. Für die Einrichtung selbst, die Möbel, beläuft sich die Kostenschätzung auf rund 450.000 Euro.

    Die Kosten:

    Auch bei den Außenanlagen wird die Stadt mit dem Bauhof und dem Konzept "Aichach blüht" selbst tätig, wofür Kosten von 20.000 Euro veranschlagt sind. Das Architekturbüro plant lediglich die Eingangssituation. Fristgerecht beantragt, aber noch nicht zugesagt, ist eine KfW-Förderung in Höhe von etwa 400.000 Euro für den Energieeffizienzstandard 55 EE. Der besagt, dass erneuerbare Energien von mindestens 55 Prozent für die Kälte- und Wärmeversorgung eingebracht werden.

    Der Zeitplan:

    Frühestmöglicher Baubeginn ist laut Ender Aydin vom Bauamt im September 2022 mit der Baustelleneinrichtung. Nach dem jetzt gefassten Durchführungsbeschluss wird die Werkplanung weiter fortgeführt, dann werden die ersten Aufträge ausgeschrieben. Die Rohbauarbeiten samt Dachdecker- und Fassadenarbeiten werden laut Schätzung etwa ein Jahr in Anspruch nehmen. Der Innenausbau könnte dann im September 2023 beginnen und wird etwa zehn Monate dauern. Voraussichtlich Mitte September 2024 könnte das Gebäude fertig sein.

    Bürgermeister Klaus Habermann eröffnete die Diskussion mit den eindringlichen Worten: "Sie bauen jetzt nicht für mich." Die Erweiterung komme den Bürgern und den Mitarbeitern zugute, ebenso dem Stadtrat, weil für den Sitzungssaal bislang ein zweiter Rettungsweg fehlt. Und: "Es wird nicht billiger, wenn man's hinausschiebt." Mieten würde den Haushalt in den nächsten Jahren belasten, zumal ausreichend große Räume in zentraler Lage nicht leicht zu finden seien, so Habermann.

    CSU-Fraktionsvorsitzender sieht keinen Grund zu warten

    CSU-Fraktionsvorsitzender Helmut Beck sah zu dem Anbau "keine Alternative und keinen Grund zu warten". Der Stadtrat müsse handeln, "und zwar jetzt". Was die Kosten angeht, war Beck überzeugt: "Wir haben das im Kreuz." Auch sein Fraktionskollege, Zweiter Bürgermeister Josef Dußmann, war der Meinung, der Stadtrat solle jetzt den Startschuss geben, um für die Mitarbeiter eine gute Umgebung zu schaffen. SPD-Fraktionsvorsitzende Kristina Kolb-Djoka sprach von einem Meilenstein. Es entstehen eine funktionell gestaltete Anlaufstelle für die Bürger und zeitgemäße Arbeitsplätze für die Mitarbeiter, sagte sie.

    Mit knapper Mehrheit beschlossen: Das Verwaltungsgebäude am Tandlmarkt wird mit diesem Anbau erweitert.
    Mit knapper Mehrheit beschlossen: Das Verwaltungsgebäude am Tandlmarkt wird mit diesem Anbau erweitert. Foto: Schrammel Architekten

    Bedenken meldete dagegen Erich Echter von der Christlichen Wählergemeinschaft (CWG) an, zugleich Fraktionsvorsitzender der Fraktionsgemeinschaft mit der FDP und dem Bündnis Zukunft Aichach (BZA). Er fürchtete, dass die Ausschreibung zu weit höheren Kosten führt und "soziale Dinge" dem Verwaltungsgebäude zum Opfer fallen. Auch Erol Duman (BZA) argumentierte so. Er prognostizierte Kosten von acht bis neun Millionen Euro und ging davon aus, dass die Stadt die KfW-Förderung nicht bekommt. Erst sollten dringendere Projekte realisiert werden, meinte er. Habermann bat darum, nicht eines gegen das andere aufzurechnen. Sollten die Ausschreibungen zu hohe Kosten ergeben, könne man diese aufheben, betonte er.

    Langer sieht Grüne fast in der Pflicht zuzustimmen

    Hermann Langer (CSU) plädierte insbesondere wegen der Mitarbeiter für den Anbau und sah die Grünen fast schon in der Pflicht, ebenfalls zuzustimmen. Mit mehr Ökologie sei man ihnen in vielen Punkten entgegengekommen, meinte er.

    Bei den Grünen gab es dazu unterschiedliche Meinungen. Josh Stadlmaier wollte "nicht in Mauern investieren, sondern in Köpfe". Er schlug vor, die Verwaltung konsequent zu digitalisieren und mobiles Arbeiten sowie Homeoffice zu fördern. Das Gebäude sei "kein Beitrag, der Aichach attraktiver macht". Fraktionsvorsitzende Marion Zott wollte lieber in die Kitas investieren. Die Mitarbeiterinnen dort seien auch städtische Angestellte. Sie störte sich außerdem an der Optik eines solchen "Funktionalbaus" an dieser Stelle. Schön fand auch Magdalena Federlin das Gebäude nicht. Sie sah aber in der Erweiterung eine Pflichtaufgabe der Stadt und verwies auf Brand- und Arbeitsschutz. Ihre Stadtratskolleginnen und -kollegen forderte sie auf, gefasste Beschlüsse ernst zu nehmen.

    Die Abstimmung ergab schließlich mit 14:13 ein knappes Ergebnis für den Bau. In der Sitzung fehlten entschuldigt Hans-Peter Port (CSU), Axel Kern (FDP) sowie Walter Jöckel und Mario Pettinger (beide SPD).

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden