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Aichach: Eindrücke im Erdbebengebiet sind für Helfer der Humanitas ein Schock

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Eindrücke im Erdbebengebiet sind für Helfer der Humanitas ein Schock

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    Die Erdbebenkatastrophe begann am 6. Februar. Seitdem gab es türkischen Angaben zufolge mehrere Tausend Nachbeben.
    Die Erdbebenkatastrophe begann am 6. Februar. Seitdem gab es türkischen Angaben zufolge mehrere Tausend Nachbeben. Foto: Emrah Gurel, AP/dpa

    Das Entsetzen, das die ehrenamtlichen Helfer der Humanitas Aichach bei ihrer Ankunft im Erdbebengebiet in der Türkei empfunden haben, können sie kaum in Worte fassen. Bei einem Stehempfang im Landratsamt erzählen sie von der Vorbereitung der Fahrt sowie ihren Erlebnissen und Eindrücken vor Ort. Die Hilfe soll fortgesetzt werden – auch im syrischen Grenzgebiet.

    Das Erdbeben Anfang Februar überraschte die Menschen im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien im Schlaf. Schon einen Tag später, am Dienstag, initiierten die beiden Humanitas-Mitglieder Oliver Heib und Tolga Buldu ein Treffen einiger Vereinsmitglieder, um einen Helferkreis zu gründen. Das Treffen fand in einem türkischen Lokal in Oberbernbach statt. Fast 100 Freiwillige kamen.

    Humanitas-Vorsitzende: Es war eine riesige Hilfswelle

    Humanitas-Vorsitzende Lissy Pfundmair-Bischoff war ebenfalls dort. Sie habe Betroffenheit und Fassungslosigkeit ebenso gespürt wie eine wilde Entschlossenheit, sofort zu helfen. „Blitzschnell war eine Bedarfsliste aufgestellt und ging in die sozialen Medien“, erzählt sie. Nachts sei es schon losgegangen. Menschen in und um Aichach brachten Spenden. „Es war eine riesige Hilfswelle.“ Am selben Tag hatte der Verein fünf Sprinter und einen 40-Tonner-Lastwagen zur Verfügung gestellt bekommen, um die Hilfsgüter in das Erdbebengebiet zu bringen.

    Tolga Buldu (vorne) mit einem Teil der Humanitas-Helfer (Bekir Gögüs, Fatih Özcan, Feray Acikgöz, Abdullah, Hüseyin Dagdelen) und türkischen Soldaten bei der Ankunft in Mersin.
    Tolga Buldu (vorne) mit einem Teil der Humanitas-Helfer (Bekir Gögüs, Fatih Özcan, Feray Acikgöz, Abdullah, Hüseyin Dagdelen) und türkischen Soldaten bei der Ankunft in Mersin. Foto: Tolga Buldu

    Rund 40 Helferinnen und Helfer sortierten im alten Aichacher Feuerwehrhaus bei Minustemperaturen und teilweise im Schichtbetrieb die eingegangenen Spenden und verpackten sie in Kartons. Von den Nachbarn sei Strom und Licht gekommen und ein Heizpilz sei aufgestellt gewesen, berichtet die Vorsitzende. Bereits am Donnerstag zeichnete sich ab, dass sämtliche Fahrzeuge voll sind. Am Freitag startete der Konvoi mit der insgesamt elfköpfigen Gruppe der Aichacher Hilfsorganisation. Als wichtiger Koordinator vor Ort fungierte der türkischstämmige Tolga Buldu.

    Humanitas-Mitglied: "Den Geruch vom Tod haben wir noch in der Nase"

    Bereits am Samstag seien sie im knapp 3000 Kilometer entfernten Mersin, einer Stadt an der türkischen Mittelmeerküste, angekommen, erzählt Buldu. Die Stadt liegt etwa 100 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Etwa 1,5 Millionen Obdachlose sind dorthin geflüchtet. Das Camp war der erste Stopp des Konvois, wo zwei der Transporter ihre Hilfsgüter abluden. 

    Danach habe man sich entschlossen, direkt ins Erdbebengebiet zu fahren, um in die entlegenen Dörfer Hilfe zu bringen, so Buldu. Zu den ersten Eindrücken über die Zerstörung sagt er: „Das war für uns sehr emotional und ein Schock.“ Wie tief der Schock gewesen sein muss, zeigt der nächste Satz, den er sagt: „Wir konnten einiges nicht filmen. Es war uns einfach nicht möglich.“ Es habe die Helfer alle sehr mitgenommen. „Den Geruch vom Tod haben wir immer noch in der Nase.“

    Humanitas Aichach will auch Menschen in Syrien unterstützen

    Er erzählt, dass sie von der Bürgermeisterin Begleitschutz zur Verfügung gestellt bekamen, weil es wegen der Plünderer gefährlich war, allein im Krisengebiet unterwegs zu sein. In Antakya fragten sie die Menschen vor Ort, was sie brauchen, und kauften es mit den Spendengeldern ein. Darunter auch einen Lastwagen voller Unterwäsche, den sie mit dem Begleitschutz gerade noch davor bewahren konnten, geplündert zu werden. Buldu betont: „Wir sind noch nicht fertig mit der Hilfe. Wir werden auf jeden Fall weitermachen. Kein Cent, der gespendet wird, wird nicht genutzt werden.“

    Parallel zu dem Erdbebengebiet in der Türkei will die Humanitas auch die Menschen auf der syrischen Seite unterstützen. Sie hätten bereits Kontakte aufgebaut, erzählt Dritter Vorsitzender Paul Pfundmair. Momentan würden Zelte aufgebaut, in denen jeweils etwa sieben Menschen Platz hätten. „Die ersten 20 Zelte sind im Entstehen.“ Am Dienstag will sich die Humanitas erneut treffen, um weitere Schritte vorzubereiten.

    Mit einem Stehempfang im Landratsamt würdigte Landrat Klaus Metzger den Einsatz der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer im Erdbebengebiet.
    Mit einem Stehempfang im Landratsamt würdigte Landrat Klaus Metzger den Einsatz der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer im Erdbebengebiet. Foto: Gerlinde Drexler

    Landrat Klaus Metzger würdigt Einsatz der Erdbeben-Helfer

    Um seine Anerkennung für die Helferinnen und Helfer zum Ausdruck zu bringen, lud Landrat Klaus Metzger sie zu einem Stehempfang ins Landratsamt ein. Für das Großartige, was die Helfer geleistet hätten, sei es schwierig, die richtigen Worte zu finden, sagte er. „Sie haben Mitmenschlichkeit in einem extremen Maß bewiesen.“ Es sei eine außergewöhnliche Aktion gewesen. „So etwas gab es bisher im Landkreis nicht.“ Der Landrat sicherte der Aichacher Hilfsorganisation finanzielle Unterstützung zu.

    Termin Am Sonntag, 26. Februar, organisieren 14 Vereine von 12 bis 20 Uhr im Sportpark Kühbach eine Benefizveranstaltung. In Friedberg bietet die Ditib Fatih Cami Gemeinde in der St.-Benedikt-Straße 2 am Samstag, 25. Februar, von 12 bis 18 Uhr Sardellenpfanne und Makrelenbrötchen an. Alle Einnahmen werden nach Angaben der Veranstalter jeweils an die Erdbebengebiete gespendet. 

    Info Wer helfen will, kann das mit einer Spende tun an: Humanitas Aichach e. V., Sparkasse

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