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Aichach: Ein Banker hängt seinen Job an den Nagel und wird Schriftsteller

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Ein Banker hängt seinen Job an den Nagel und wird Schriftsteller

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    Der ursprünglich aus Aichach stammende Oliver Ißl hat seinen ersten Kriminalroman veröffentlicht.
    Der ursprünglich aus Aichach stammende Oliver Ißl hat seinen ersten Kriminalroman veröffentlicht. Foto: Stephan Lehnen

    Sein ganzes bisheriges Berufsleben lang hatte Oliver Ißl mit Zahlen zu tun. Der 41-Jährige, geboren und aufgewachsen in Aichach, hat vor einiger Zeit seinen Drang zum Schreiben entdeckt. Der ist so groß geworden, dass Ißl seinen Job als Banker in Frankfurt am Main von einem Tag auf den anderen an den Nagel hängte und jetzt nur noch für die Schriftstellerei lebt. Seinen ersten Kriminalroman hat er bereits unter dem Pseudonym Sebastian Oliver veröffentlicht.

    Oliver Ißl wird vom Banker zum Autor

    Seiner alten Heimat, dem Wittelsbacher Land, fühlt Ißl sich nach wie vor stark verbunden. Er ist dort geboren und aufgewachsen. Seine Mutter und seine beiden jüngeren Brüder leben nach wie vor in Aichach und er kommt regelmäßig zu Besuch. Dass er einmal Schriftsteller sein würde, darauf deutete bei Ißl zunächst überhaupt nichts hin. Nach seinem Abitur am Aichacher Deutschherren-Gymnasiumstudierte er Mathematik an der Universität Konstanz. 2009 trat er seine erste Stelle in einer Ratingagentur an und wechselte später zu einer deutschen Tochtergesellschaft einer holländischen Bank mit Sitz in Frankfurt am Main. Die Idee zum Protagonisten seines ersten Buchs, Henry Stark, kam Oliver Ißl im Jahr 2019 bei der Teilnahme an ausufernden Telefonkonferenzen. Währenddessen entwickelte er mit seinen Kollegen im Büro die ersten Züge seines Romanhelden.

    In Frankfurt hat der Aichacher Oliver Ißl eine neue Heimat gefunden, in der auch sein Debütroman spielt.
    In Frankfurt hat der Aichacher Oliver Ißl eine neue Heimat gefunden, in der auch sein Debütroman spielt. Foto: Uli Deck, dpa

    Das Schreiben betrieb der 41-Jährige zunächst nur sporadisch. Mit der Zeit kristallisierte sich für ihn jedoch heraus, dass er dem häufiger nachgehen möchte. Der Wunsch, professionell zu schreiben, sei ein Prozess gewesen, erzählt Ißl im Gespräch. Bis Februar 2021 war Ißl in der Bank beschäftigt. Sein Job habe ihm zwar gut gefallen, allerdings gebe es im Bankensektor sehr viele Richtlinien, was schlussendlich die meiste Zeit beansprucht habe und er seiner eigentlichen Tätigkeit kaum noch nachgehen konnte. Von dieser Erkenntnis war es dann nur noch ein kleiner Schritt bis zur Kündigung.

    Seine Romanfigur könnte in Zukunft auch in Aichach ermitteln

    Innerhalb von etwa einem Jahr entstand dann sein erstes Buch. Der Kriminalroman trägt den Titel "Starkgewitter" und ist am 28. Juli 2022 im Eigenverlag erschienen. Er spielt in Frankfurt am Main und handelt vom Trinker, Lebemann und Frauenheld Henry Stark. Dieser ist ein erfolgreicher Autor von Liebesromanen. Als er vom vermeintlichen Unfalltod seiner Ex-Geliebten erfährt, wird er stutzig und beginnt Nachforschungen anzustellen. Am Hauptschauplatz Frankfurt lebt der 41-Jährige bereits seit über zehn Jahren. Er kennt die Stadt mittlerweile gut.Durch das nicht ganz "heimisch sein", könne er einen kritischen Blick auf die Stadt bewahren, sagt Ißl. Dass aus seinem ersten Buch ein Krimi wurde, liegt an seinen eigenen Lesepräferenzen, denn er hat schon immer gerne klassische Detektivgeschichten gelesen.

    Leben kann Oliver Ißl von der Schriftstellerei noch nicht

    Ißl betont: "Der Umgang mit Sprache ist im schriftstellerischen Kontext etwas ganz anderes als im Alltag mit WhatsApp und E-Mails. Ich musste diesen fast neu erlernen." Allerdings gestalte sich das Schreiben nicht ganz so romantisch wie zunächst in seiner Vorstellung. Sein Schriftsteller-Alltag folgt einer festen Struktur: Vormittags schreibt er drei bis vier Stunden, nachmittags macht er Sport, befasst sich mit Marketingmaßnahmen für sein Buch oder besucht sein Stammcafé. Seinen Lebensstil als hauptberuflicher Autor finanziert er sich zurzeit noch vom Ersparten.

    Leben kann Ißl von der Schriftstellerei momentan noch nicht. Aktuell verkauft er drei bis vier Exemplare seines Erstlingswerks pro Tag. Bis jetzt hat er 400 Exemplare insgesamt verkauft. Eventuell schickt er sein Buch noch an einen Verlag. Doch auch wenn es mit der hauptberuflichen Schriftstellerei nicht klappen sollte, will Ißl an der Schreiberei festhalten. Um das zu finanzieren, kann er sich vorstellen, halbtags in der Gastronomie zu arbeiten. Aktuell arbeitet er an einer Fortsetzung von Henry Stark. In einem der späteren Bände könnte Stark auch in Aichach ermitteln: etwa im Aichacher Gefängnis oder im Umfeld des Aichacher Brauchtumsvereins Königlich-Bayerische-Josefspartei.

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