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Aichach: Doch keine Fernwärme im Aichacher Süden: Huber zieht die Reißleine

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Doch keine Fernwärme im Aichacher Süden: Huber zieht die Reißleine

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    Im Februar 2022 stellten Manfred Huber, seine Frau Alexandra und Schwiegersohn Hannes Lenz noch optimistisch ihre Fernwärmepläne vor. Nun haben sie diese schweren Herzens begraben.
    Im Februar 2022 stellten Manfred Huber, seine Frau Alexandra und Schwiegersohn Hannes Lenz noch optimistisch ihre Fernwärmepläne vor. Nun haben sie diese schweren Herzens begraben. Foto: Erich Echter (Archivbild)

    Schon jetzt erzeugt Landwirt Manfred Huber aus Ecknach (Aichach) mit seiner Biogasanlage Strom für etwa 1000 Haushalte. Im Februar 2022 präsentierte er noch viel weitreichendere Pläne. Die Huber GbR wollte weitere Gebäude in Ecknach und Teile des Aichacher Südens mit Fernwärme versorgen. Das Konzept war umfassend und stieß auf reges Interesse - dennoch hat Huber nun beschlossen: Es wird nicht realisiert.

    Die Entscheidung, sagt Manfred Huber, sei ihm schwergefallen. "Ich hätte das gerne gemacht" - als Beitrag zur Energiewende, um Abhängigkeiten abbauen zu helfen, wie sie durch den Ukraine-Krieg so offensichtlich geworden sind, aber auch, um die Akzeptanz der Landwirtschaft zu verbessern, zählt er auf. Selbstverständlich sollte die Angelegenheit auch wirtschaftlich sein für den Familienbetrieb - und für diejenigen, die anschließen. Das aber lässt sich nicht mehr darstellen, so Huber.

    Die Abwärme ihrer Biogasanlage kann die "Huber-Farm" nicht komplett nutzen

    Die Biogasanlage der "Huber-Farm", wie sich der Betrieb nennt, erzeugt neben Strom auch Wärme. Diese nutzt der Hof, um Holz und Getreide zu trocknen oder den Schweinestall zu beheizen. Außerdem versorgt er mehrere Häuser an der Mühlenstraße in Ecknach. Doch etwa 25 Prozent der

    Das Interesse war da: Etwa 40 Prozent aller möglichen Anschlussnehmer im fraglichen Gebiet sagten zu. Darunter seien zahlreiche Industriebetriebe und Wohnanlagen gewesen. Die Quote hätte laut Huber gepasst, zumal spätere Anschlüsse jederzeit möglich gewesen wären.

    Das Biomasseheizkraftwerk in Aichach versorgt rund 1000 Haushalte im Norden der Stadt. Pläne für den Süden haben sich nun zerschlagen
    Das Biomasseheizkraftwerk in Aichach versorgt rund 1000 Haushalte im Norden der Stadt. Pläne für den Süden haben sich nun zerschlagen Foto: Erich Echter (Archivbild)

    Doch je länger die Hubers planten, umso schwieriger wurde die Lage. Manfred Huber spricht nicht von einem, sondern vielen Gründen, die die Familie bewogen, die Reißleine zu ziehen. Als Hauptgrund nennt er die „extrem gestiegenen Baukosten“. Die hätten sich verdoppelt. Der Meter Fernwärmetrasse koste statt 400 nun sogar 1000 Euro. Hinzu komme der Zinsanstieg.

    Um wirtschaftlich zu sein, hätten sie einen, wie Huber sagt, völlig unrealistischen Kilowattpreis von 20 Cent und mehr verlangen müssen. Angepeilt waren zwölf oder 13 Cent, also ein Niveau, das dem des Biomassewärmeverbundes in Aichach-Nord entspricht. "Aber da kommen wir bei Weitem nicht hin“, sagt der Landwirt. Letztlich war dem Betrieb das Risiko zu groß.

    Manfred Huber klagt über zunehmende Bürokratie

    So ging es vor wenigen Monaten auch Hubers Berufskollegen Markus Held aus Andersbach (Aichach). Seine Firma Biostrom wollte 100 Haushalte in Klingen mit Fernwärme versorgen. Auch die Helds bekamen angesichts der Preisentwicklung Bauchschmerzen und stoppten die Pläne im März. Ihren vielen Interessenten mussten die Helds wieder absagen. 

    Eine eigene Heizzentrale, ähnlich wie diese in Andersbach Stadt Aichach, planen Markus und Manuela Held für das Fernwärmekonzept in Klingen.
    Eine eigene Heizzentrale, ähnlich wie diese in Andersbach Stadt Aichach, planen Markus und Manuela Held für das Fernwärmekonzept in Klingen. Foto: Gerlinde Drexler

    Neben den Finanzen führten die Andersbacher als Gründe Gesetzesänderungen und neue Anforderungen an, die es schwieriger machten, die Förderbedingungen zu erfüllen. Marion Held äußerte sich im März so: „Die Förderprogramme sind nur auf Großstadtwerke zugeschnitten und man vergisst, dass der ländliche Raum auch erschlossen werden muss.“

    Manfred Huber klagt ebenso über eine zunehmende Bürokratie. Das Förderprogramm sei so kompliziert, "man steigt selbst nicht durch". Auch sei für seine Pläne eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig. Das alles sei „viel Futter für die Ingenieurbüros“ und verteuere die Projekte. Seinen Interessenten jedenfalls hat Huber schon abgesagt. Sie hätten enttäuscht, aber auch mit Verständnis reagiert, berichtet er.

    Bürgermeister: Aus der Huber-Pläne "ist sehr traurig"

    Ähnlich reagiert Bürgermeister Klaus Habermann. Die Stadt hat für die Pläne der Huber-Farm ein Bebauungsplanverfahren gestartet. Das Aus sei „sehr traurig“ - besonders angesichts aktueller Planungen der Bundesregierung, wonach Städte wie Aichach ab 2028 kommunale Energiepläne vorlegen müssen. Es sei „wirklich unverständlich, dass die 'große Politik' wieder mal uns Kommunen (...) in die Pflicht nimmt, aber private Investoren offensichtlich keine Planungssicherheit bekommen", erklärt der SPD-

    Charlotte Martin-Stadler von der Fachstelle für Klimaschutz im Landratsamt Aichach-Friedberg kann die Nöte von Landwirten, die Energie erzeugen, nachvollziehen. Aktuell sei "rechtlich ganz schön was in Bewegung" und es sei nicht einfach, Projekte zu realisieren. Die Fachstelle versuche grundsätzlich zu helfen. Sie stelle Kontakte her und verhelfe als Lotse zu kompetenten Ansprechpartnern wie dem Amt für Landwirtschaft oder Fachleuten bei der Regierung. Mehr sei nicht leistbar. Martin-Stadler hofft trotzdem weiter auf Unternehmer, "die sich trauen". Sie weiß aber: "Wir können ihnen das Risiko nicht nehmen." Grundsätzlich hält sie die Wertschätzung für die regional erzeugte Energie für nötig.

    Auch Huber, der für die Freie Wählergemeinschaft im Stadtrat sitzt, macht sich Gedanken über die großen Herausforderungen, die auf die Kommunen zukommen. Er geht davon aus, dass es in Zukunft für Fernwärmenetze einen Netzbetreiber geben muss wie bei der Gas- und Stromversorgung. Huber sieht die große Politik gefordert: „Soll ein Unternehmer viel Geld in die Hand nehmen in einer Zeit, wo die Regierung selbst nicht weiß, was sie will?“ Zugleich fragt er sich: „Ist die Gesellschaft überhaupt bereit, den Weg mitzugehen?"

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