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Aichach: Die Stadt Aichach soll bis 2040 klimaneutral werden

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Die Stadt Aichach soll bis 2040 klimaneutral werden

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    Mehr Windräder bräuchte Aichach, um bis 2040 klimaneutral zu werden. Das ist Ergebnis einer Untersuchung, die im Bauausschuss vorlag.
    Mehr Windräder bräuchte Aichach, um bis 2040 klimaneutral zu werden. Das ist Ergebnis einer Untersuchung, die im Bauausschuss vorlag. Foto: Lara Voelter

    Mehr Windräder und mehr Freiflächen-Photovoltaikanlagen wären unter anderem nötig, damit die Stadt Aichach bis zum Jahr 2040 klimaneutral ist. Das war ein Fazit des Instituts für Energietechnik (IfE), das untersucht hat, wie

    Bayern soll bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden. Dieses ehrgeizige Ziel hat die bayerische Staatsregierung im Juli 2021 ausgegeben. Klimaneutralität bedeutet, dass nur so viel Kohlenstoffdioxid ausgestoßen wird, wie zum Beispiel durch Wälder oder Moore gebunden werden kann. Der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen auf die Energieversorgung befeuern die Diskussion um das Thema noch. Wie Aichach bis 2040 klimaneutral werden kann, hat sich das Institut für Energietechnik GmbH (IfE) an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden angeschaut. Das IfE ist Berater für die Kommunen im Klimaschutz-Netzwerk, dem auch die Stadt angehört. Es hat für die Stadt Aichach außerdem bereits einen Energienutzungsplan ausgearbeitet.

    Mehr regenerative Energie, weniger Verbrauch

    Auf diesem Plan beruht großteils die Potenzialanalyse, die Diplom-Ingenieur Maximilian Conrad im Bauausschuss präsentierte. Zum einen muss möglichst viel Energie aus regenerativen Quellen gewonnen werden, zum anderen gilt es, möglichst viel Energie einzusparen. Dabei sei Aichach schon weiter als viele andere Kommunen, betonte Conrad. Der Anteil an regenerativen Energien sei schon relativ hoch. Private Haushalte, kommunale Liegenschaften, Wirtschaft und Mobilität zusammen verbrauchten in Aichach im Jahr 2019 631 Millionen Kilowattstunden Energie. 2040 sollen es nur noch 362 Millionen

    In den Berechnungen geht das IfE bei privaten Haushalten von einer Sanierungsquote von zwei Prozent pro Jahr aus, die Einsparpotenziale im Bereich Wirtschaft sieht es bei 1,5 Prozent pro Jahr. Im Bereich Mobilität sieht das IfE einen Trend "weg vom Verbrenner", wie Conrad sagte. 2040 sieht er den Anteil der E- oder H2-Mobilität (Wasserstoff) bei 88 Prozent. Wegen der fortgeschrittenen Technik geht das IfE außerdem davon aus, dass beim Thema Heizung der Anteil von Wärmepumpen bis 2040 auf 60 Prozent steigt.

    Potenzial für Photovoltaik auf dem Dach

    Für Photovoltaik auf Dächern bescheinigt der Energienutzungsplan der Stadt ein Gesamtpotenzial von gut 87.000 Megawattstunden pro Jahr. Bis 2040 könnten 70 Prozent davon erreicht sein. Derzeit sind es gut 9800

    Bei Biogasanlagen sieht das IfE das Potenzial für Strom ausgereizt, bei der Nutzung der Wärme noch nicht. Von 8000 Megawattstunden im Jahr 2018 auf 13.000. Die Biomasse Wärmeverbund Aichach GmbH könnte die Stromerzeugung und die produzierte Wärme noch um etwa zehn Prozent steigern. Bei Holz sieht Conrad noch Potenziale, aber nicht als alleinige Energiequelle statt Öl und Erdgas.

    Großes Potenzial sieht Conrad für Freiflächen-Photovoltaik. Derzeit werden rund 6000 Megawattstunden pro Jahr erzeugt. Werden 1,5 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für solche Anlagen genutzt, also 64 Hektar, würde die Stromerzeugung auf gut 64.000 Megawattstunden pro Jahr steigen.

    Nötig wären fünf 250 Meter hohe Windräder

    Ausbaufähig ist laut IfE auch die Windkraft. Derzeit erzeugen die drei Windräder auf Aichacher Flur im Blumenthaler Forst rund 14.700 Megawattstunden Strom. Mit insgesamt fünf Anlagen könnte die Stromerzeugung auf 45.000 Megawattstunden pro Jahr steigen. Conrad geht dabei von Windrädern nach dem aktuellen Stand der Technik aus, die rund 250 Meter hoch sind. Bei den drei bestehenden Windrädern liegt die Nabenhöhe bei rund 140 Metern, die Gesamthöhe bei rund 200 Metern.

    Das alles zusammengenommen würde immer noch eine "Deckungslücke" von rund 70 Millionen Kilowattstunden bleiben. Die Klimaneutralität sei mit enormen Anstrengungen von der Kommune, von der Wirtschaft und von Privaten verbunden, betonte Conrad.

    Diskussion "zu akademisch"?

    Im Bauausschuss regten sich einige Zweifel. "Zu akademisch" fanden einige die Diskussion, zu wenig berücksichtigt zum Beispiel der CO2-Ausstoß bei der Produktion. Die Berechnung gehe von vielen Annahmen aus, auf die die Stadt keinen Einfluss habe. Gerade bei der Windkraft und Freiflächen-Photovoltaikanlagen müssten die Kommunalpolitiker auch öffentlichen Druck aushalten. Während manche gerne doppelt so viel Fläche für PV-Anlagen vorsehen würden, fürchteten andere um den Ackerbau.

    Bürgermeister Klaus Habermann warb dafür, sich dennoch die Klimaneutralität als Ziel zu setzen. "Man muss wissen, wo man hinwill." Die Beschlussempfehlung an den Stadtrat war einstimmig. Die Klimaneutralität soll als Ziel angestrebt werden. Dafür sollen Zwischenschritte definiert und regelmäßig Bilanz gezogen werden. Das Thema steht am Donnerstag im Stadtrat auf der Tagesordnung. Im Juni soll es außerdem in einer Sondersitzung um die Kriterien für Freiflächen-Photovoltaikanlagen gehen.

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