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Demo gegen Rechts: Viele wollen in Aichach ein Zeichen setzen
![Am vergangenen Wochenende demonstrierten Menschen in Augsburg gegen Rechtsextremismus. Am Samstag, 27. Januar, gibt es ab 16 Uhr auf dem Oberen Stadtplatz in Aichach eine Kundgebung. Am vergangenen Wochenende demonstrierten Menschen in Augsburg gegen Rechtsextremismus. Am Samstag, 27. Januar, gibt es ab 16 Uhr auf dem Oberen Stadtplatz in Aichach eine Kundgebung.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Die Veranstalter rechnen mit bis zu 2500 Teilnehmern auf dem Stadtplatz. Es gibt Live-Musik und jeder darf ans Mikrofon. Warum auch Mecnun Tanriverdi dabei ist.
![Demo gegen Rechts: Viele wollen in Aichach ein Zeichen setzen Carmen Jung, Redakteurin, Aichacher Nachrichten](https://www.augsburger-allgemeine.de/img/bilder/crop64896606/6283052925-cv1_1-w40-owebp/Carmen-Jung?t=.jpg)
In Aichach wird am Samstag, 27. Januar, womöglich die größte Kundgebung der Stadtgeschichte der vergangenen Jahrzehnte stattfinden. Die Veranstalter der Versammlung auf dem Oberen Stadtplatz unter dem Motto "Aichach bleibt bunt!" rechnen mit bis zu 2500 Menschen. Mecnun Tanriverdi, in Aichach geborener Türke erzählt, warum auch er gegen rechte Hetze und Gewalt auf die Straße geht.
Die Demo-Veranstaltung geht auf eine Initiative der Aichacher SPD und Grünen zurück. Veranstaltungsleiter Daniel Hauke, stellvertretender Vorsitzender der SPD Aichach, erlebt eine riesige Resonanz. Bis Mittwochabend hatten sich der Initiative bereits 40 Vereine, Institutionen und Firmen angeschlossen. Weitere Meldungen gingen im Stundentakt ein, berichtete er am Donnerstagvormittag.
Der Kreis der Unterstützer von "Aichach ist bunt!" wächst
Die Mischung derjenigen, die sich beteiligen wollen, ist so bunt wie das Motto der Kundgebung, die um 16 Uhr beginnt. Auch FDP und CSU tragen die Veranstaltung mit. Dass sich die Christsozialen angeschlossen haben, freue ihn ganz besonders, sagte Hauke. Neben der evangelischen und der katholischen Pfarrei findet sich auch die Wirtschaftswelt auf der Unterstützerliste - angefangen von der Aktionsgemeinschaft Aichach und der Sparkasse über die Bavaria Mühle bis hin zur Gastronomie (Canada, M-Eins, View-Lounge). Außerdem beteiligen zahlreiche Organisationen und Vereine, darunter Volkstheater, Kunstverein oder Sportvereine wie der BC und der TSV Aichach. Auch Türkspor ist mit von der Partie.
Die Teilnahme ist für Vereine "mit Migrationshintergrund", wie sich Mecnun Tanriverdi ausdrückt, eine Selbstverständlichkeit. Der 36-Jährige ist sportlicher Leiter von Türkspor und wird am Samstag mit den übrigen Vorstandsmitgliedern und vermutlich einigen Spielern auf dem Stadtplatz zu finden sein. Tanriverdi ist in Aichach geborener Türke. Hier fühlt er sich wohl, Rassismus spürt er kaum. Die Situation in Aichach empfindet er als unproblematisch, doch "wir wollen, dass es so bleibt".
![Mecnun Tanriverdi von Türkspor Aichach wird sich am Samstag an der Kundgebung gegen Rechts beteiligen. Mecnun Tanriverdi von Türkspor Aichach wird sich am Samstag an der Kundgebung gegen Rechts beteiligen.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/1x1.png)
Tanriverdi weiß, dass es andere als seine eigenen Erfahrungen gibt. Er hört von jungen Spielern, die Ressentiments spüren aufgrund ihres Aussehens, ihrer Namen oder Herkunft. Die Älteren bei Türkspor versuchten dann, ihnen eine positive Sichtweise zu geben, berichtet er. Der 36-Jährige setzt auf Kommunikation und friedliche Lösungen. Auch dann, wenn auf dem Fußballplatz mal rassistische Schimpfwörter fallen, was durchaus vorkommt.
Türkspor hat, darauf legt Tanriverdi Wert, keinen politischen Hintergrund. Es sei ein Sportverein, bei dem alle willkommen seien. Hier kicken verschiedene Nationalitäten. Auch Deutsche standen bei Türkspor schon auf dem Rasen. "Spaß haben unabhängig von der Nationalität", heißt die Devise.
Höhepunkt ist das Friedenslied von Andreas Matthes
Doch am Samstag geht es Türkspor darum, auf dem Stadtplatz für Demokratie und Vielfalt zu demonstrieren. Dort bekommt laut Veranstalter Daniel Hauke die stille Mehrheit der Bürgerschaft eine Bühne. Alle, die möchten, können sich am Mikrofon äußern. "So funktioniert für uns Demokratie", sagt Hauke. Sprechen wird auch Bürgermeister Klaus Habermann. Mit dabei ist stellvertretende Landrätin Silvia Rinderhagen (beide SPD), die den erkrankten Landrat Klaus Metzger vertritt. Auch Musik gibt es: vom Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra, von Four Friends, Janik Elijah und Arnold Fritscher. Als Höhepunkt kündigt Hauke das interkulturelle Friedenslied "Frieden tol'ko Mir and Peace" von Andreas Matthes, begleitet von einem Musikvideo mit Künstler und Künstlerinnen aus aller Welt. Es wird in 15 Sprachen präsentiert. Aus dem Unterstützerkreis kommen Bühne und Lautsprecheranlage, die vor dem Rathaus aufgebaut werden.
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Doch die Veranstalter haben noch mehr zu tun. Sie müssen die Auflagen erfüllen, die das Landratsamt festgelegt hat. Dazu gehört es etwa, je einen Ordner pro zehn Personen zu stellen oder für Rettungswege zu sorgen. Im Vorfeld der Landtagswahl hatte die AfD im September eine Veranstaltung mit Björn Höcke auf dem Volksfestplatz wegen der hohen Auflagen abgesagt. Wolfgang Müller, Pressesprecher am Landratsamt, betont: Die Auflagen seien völlig unabhängig von der inhaltlichen Stoßrichtung einer Veranstaltung.
Die Polizei will auf dem Stadtplatz nur bei einer Störung eingreifen
Vor Ort ist auch die Polizei. Sie werde aber nur bei Störungen eingreifen, versichert Benedikt Weber von der Aichacher Inspektion. Wichtig sei, die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten und das Verkehrsgeschehen im Umfeld im Blick zu haben. Die Polizei geht von einem friedlichen Verlauf aus. Trotzdem sei man, gerade was die Dimension anbelangt, "auf alles gefasst". Ziel sei eine friedliche und harmonische Veranstaltung. "Dann sind wir auch zufrieden", betont Weber.
Organisator Hauke betont, die Veranstaltung sei "ein Aufruf zur Solidarität und ein deutliches Zeichen gegen rechte Ideologien". Letzteres will auch Mecnun Tanriverdi setzen. Er empfindet aktuell zwar keine Bedrohung. Mit Blick auf rechtsextreme Tendenzen und die AfD findet er aber, man müsse in die Zukunft sehen und mögliche Szenarien in Betracht ziehen. Deshalb sei es wichtig, schon vorher Stellung zu beziehen.
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