Betreiber von Biogasanlagen sind in einer schwierigen Lage: Die Anlagen, die Strom und Wärme erzeugen, fallen nach 20 Jahren aus der staatlichen Förderung – ein Zeitraum, der bei vielen jetzt abläuft. Bei den Ausschreibungen weiterer geförderter Stromkontingente kommt aber nur ein Teil zum Zug. Die Folge: Viele Anlagen sind nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben und werden abgeschaltet. Die Familie Huber in Eitershofen, das zum Aichacher Ortsteil Ecknach gehört, geht einen anderen Weg: Die „Huber-Farm“ will das Biogas künftig in Biomethan umwandeln und ins Erdgasnetz einspeisen. Die Pläne waren jetzt Thema im Bauausschuss des Aichacher Stadtrats.
Bisher bekommen Betreiber von Biogasanlagen eine garantierte Vergütung für den Strom nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Diese läuft nach 20 Jahren aus. Die Hubers betreiben ihre Anlage seit 2006, die Förderung läuft 2026 aus. Die Betreiber können eine neue Vergütung beantragen, in dem sie sich an einer Ausschreibung beteiligen. Allerdings gibt es viel mehr Interessenten als Fördermittel. Es würden bei Weitem nicht die Mengen ausgeschrieben, die bisher gefördert wurden, sagt Huber im Gespräch mit unserer Redaktion. „Es reicht nicht, dass alle weitermachen können.“ Nur etwa ein Drittel komme zum Zug. „Die anderen haben ein Problem.“ Die Förderung sei für die Betreiber eine Sicherheit gewesen. Ohne den garantierten Preis seien viele Anlagen nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Der Ecknacher geht davon aus, dass einige Biogasanlagen abgeschaltet werden.
Pläne für ein Fernwärmenetz haben sich zerschlagen
Die Hubers, die mit ihrer Anlage Strom für etwa 1000 Haushalte und Wärme für den eigenen Betrieb und einige Häuser an der Mühlenstraße in Ecknach erzeugen, haben sich schon früh nach Alternativen umgeschaut, wie es weitergehen kann. 2022 präsentierte Manfred Huber Pläne für ein Fernwärmenetz, um weitere Gebäude in Ecknach und im Aichacher Süden mit Fernwärme zu versorgen. Das Interesse war groß. Im Sommer 2023 zogen die Hubers allerdings die Reißleine: „Zu viele Schwierigkeiten“ hätten das Projekt unwirtschaftlich gemacht, sagt Huber.
Die neuen Pläne der Hubers sehen jetzt vor, aus dem erzeugten Biogas Biomethan zu machen und dieses in das bestehende Erdgasnetz einzuspeisen. Wie das im Einzelnen funktioniert, erläuterte im Bauausschuss Daniel Menges, landwirtschaftlicher Sachverständiger, der das Projekt für die Hubers koordiniert. Das Biogas aus der Biogasanlage wird entschwefelt, gefiltert und vorgetrocknet, dann verdichtet und mit mehreren Membranstrufen zu Biomethan und einem Kohlenstoffdioxidreichen Abgasstrom aufbereitet.
Ecknacher Anlage erzeugt dann mehr Biogas
Die Produktion von Biogas, die vor zwei Jahren noch bei rund 2,5 Millionen Tonnen Normal-Kubikmetern lag, ist bereits in den vergangenen zwei Jahren wegen der Energieknappheit unbürokratisch erhöht worden. Sie soll auf 4,5 bis 4,6 Millionen Normal-Kubikmeter Biogas steigen. Aus dem Biogas werden dann rund 2,5 Millionen Normal-Kubikmeter Biomethan erzeugt. Als Substrat für die Biogasanlage werden Wirtschaftsdünger (Gülle oder Mist), Stroh, Gras, Ganzpflanzen- und Maissillage sowie Getreide verwendet – etwa 98 Tonnen pro Tag. Eine weitere Option wäre laut Menges die CO₂-Verflüssigung.
Gebaut werden muss eine Biogasaufbereitungsanlage, außerdem unter anderem ein weiteres Gärrestlager und eine Silokammer. Eine Einspeisevereinbarung mit dem Betreiber des Gasnetzes gibt es bereits, die Lage des Einspeisepunktes wird derzeit aber noch geprüft. Käufer des Biomethans sei aber nicht der Netzbetreiber, betonte Menges, sondern andere, die das Gas weiterverkaufen.
Ausschuss verzichtet auf Bauleitplanung
Der Lieferverkehr auf dem Gelände soll in einer Einbahnregelung unterwegs sein. Dafür ist auch eine Umfahrung der Anlage geplant, parallel zum Fahrradweg an der Staatsstraße. Wie an der Zufahrt zum Gelände eine Gefährdung von Radfahrern verhindert werden kann, wird noch geprüft, so Menges.
Im Bauausschuss ging es um die Frage, ob er auf ein Bauleitplanung verzichten will. Diese Möglichkeit gibt es in diesem Fall, erklärte Bauamtsleiterin Carola Küspert. In dem Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) wird die Stadt ohnehin beteiligt. Aus Sicht der Verwaltung habe ein Bauleitverfahren in diesem Fall keinen zusätzlichen Nutzen. Der Ausschuss sah das ohne Gegenstimme ebenso. Das Projekt an sich fanden die Ausschussmitglieder interessant und innovativ. Bedenken wegen der Sicherheit konnte Menges nehmen.
In Betrieb gehen soll die neue Anlage laut Manfred Huber voraussichtlich Ende 2026. Wie viel Geld die Familie investiert, will er nicht genau verraten. Nur so viel: „Es ist ein siebenstelliger Betrag.“ Keine Gedanken müssen sich die Nachbarn machen, die von der Huber-Farm mit Wärme versorgt werden. Das wird auch weiterhin der Fall sein. Wie Huber sagt, wird ein Blockheizkraftwerk weiter laufen. Damit will Huber sicherstellen, dass die Anlage mit eigenem, grünen, nachhaltig erzeugten Strom betrieben werden und die genötigte Wärme erzeugt kann.
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