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Aichach: Beschlagnahmte Herdenschutzhunde sind weiterhin glücklich vermittelt

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Beschlagnahmte Herdenschutzhunde sind weiterhin glücklich vermittelt

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    36 Herdenschutzhunde in Aichach beschlagnahmt
Unter den 36 Hunden waren auch insgesamt 16 Welpen zwischen fünf und acht Wochen.
    36 Herdenschutzhunde in Aichach beschlagnahmt Unter den 36 Hunden waren auch insgesamt 16 Welpen zwischen fünf und acht Wochen. Foto: Manfred Dittenhofer

    Nach jahrelangen Konflikten, Gerichtsverfahren und Problemen sind im Oktober 2022 in der Region Aichach 35 Herdenschutzhunde beschlagnahmt worden. Sie kamen ins Neuburger Tierheim und wurden von dort weitervermittelt. Die ehemaligen Besitzer sind seitdem untergetaucht, Gerüchten zufolge im Ausland. An dem Schicksal der Tiere haben viele Leserinnen und Leser über mehrere Monate hinweg weit bis ins Jahr 2023 Anteil genommen.

    Der Beschlagnahmung gingen viele Gerichtsverfahren voran

    Auf einem Hof in einem Aichacher Stadtteil sind die Hunde der Rasse Pyrenäenberghunde gezüchtet, ausgebildet und dann weiterverkauft worden. Im Laufe der Jahre wurden es immer mehr und es kam immer wieder zu Problemen: Hunde büxten aus, sorgten für Lärmbelästigungen. Außerdem gab es auch Gerichtsverfahren, weil sie Ponys auf dem Hof gebissen haben sollen. Es folgten zahlreiche Auflagen von Gericht und Stadt, an die sich die Halter offenbar aber nicht hielten. Zuletzt wurde ein Haltungsverbot für die Hunde ausgesprochen, welches das Züchterpaar allerdings ignorierte. Als letzte Option entschied sich die Stadt Aichach als zuständige Ordnungsbehörde dann Ende 2022 dafür, die Hunde zu beschlagnahmen.

    Bei einem großen Einsatz wurden die 35 Herdenschutzhunde, darunter mehrere Welpen, an einem frühen Morgen von einem Großaufgebot - Polizei, Hundeführer von der Polizei, Feuerwehr, Sanitäter, Amtstierärzte und Tierschützer waren dabei - eingefangen und ins Tierheim gebracht. Dort zeigten sich die Tiere relativ unkompliziert - nicht unbedingt selbstverständlich. Denn Herdenschutzhunde werden für einen besonderen Zweck gezüchtet: um Nutztiere in Herdenhaltung vor Fressfeinden zu schützen. Das erfordert seit jeher, dass die Hunde eigenständig Entscheidungen treffen. Ihre Haltung und Erziehung gilt deshalb als anspruchsvoll. Oftmals sind es Herdenschutzhunderassen wie Pyrenäenberghunde, Maremmanos oder Kangale, die aufgrund von Überforderung der Besitzer oder gar Beißvorfällen ins Tierheim kommen und von dort aus oft nur schlechte Chancen auf eine Weitervermittlung haben.

    Nur noch das Schild weist noch auf die Herdenschutzhunde hin - die Hunde selbst wurden am frühen Dienstagmorgen beschlagnahmt.
    Nur noch das Schild weist noch auf die Herdenschutzhunde hin - die Hunde selbst wurden am frühen Dienstagmorgen beschlagnahmt. Foto: Erich Echter

    Ähnliches hatte der Tierheimleiter aus Neuburg, Gerd Schmidt, auch bei den Hunden aus Aichach erwartet. Doch es kam anders. Bis zum Frühjahr fand sich mithilfe einer Attis-Mitarbeiterin aus der Region für alle ein neues Zuhause: Einige wenige sind in Bayern geblieben, der Großteil lebt inzwischen in Ost- und Norddeutschland. Einige werden tatsächlich für den Herdenschutz eingesetzt, viele sind aber auch in Herdenschutzhunde-erfahrene Familien vermittelt worden. Auch einige Monate später bestätigt die Tierschützerin, die anonym bleiben möchte: Allen Tieren geht es in ihrem neuen Zuhause gut; kein Tier wurde in der Zwischenzeit wieder zurückgebracht. "Der regelmäßige Kontakt besteht weiter, ich bekomme viele Bilder geschickt", sagt sie - und ist darüber sichtlich froh.

    Ehemalige Hundebesitzer werden weiterhin gesucht

    Denn die Vermittlung von Herdenschutzhunden in ein passendes Heim ist alles andere als einfach. Noch herausfordernder wurde sie in diesem konkreten Fall dadurch, dass die ehemaligen Besitzer über Dritte versuchten, die Tiere zu sich zurückzuholen. Seit der Beschlagnahmung sind sie selbst trotz noch offener juristischer Verfahren nicht greifbar. Im Mai etwa wurde etwa vor dem Verwaltungsgericht Augsburg über eine Klage der Hundehalterin gegen das Haltungsverbot für die Hunde entschieden. Zum Prozess taucht die Frau aber gar nicht selbst auf - aus gutem Grund, denn seit einem Gerichtstermin am Amtsgericht Aichach Mitte November 2022 liegt ein sogenannter Sitzungshaftbefehl gegen das Paar vor.

    Beide waren dort wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Körperverletzung angeklagt und fehlten jedoch bei dem angesetzten Prozesstermin unentschuldigt. Die Richterin entschied, dass der Mann und die Frau bis zum nächsten Gerichtstermin in Haft genommen werden dürfen. Das ist seitdem aber nicht geschehen, wie eine erneute Nachfrage am Amtsgericht bestätigt. "Es ist bisher nicht gelungen, sie ausfindig zu machen", erklärt das Gericht. Der Sitzungshaftbefehl besteht demnach weiterhin - theoretisch bis zum Eintritt der Verjährung. "Üblicherweise besteht aber im letzten Zeitraum vor Eintritt der Verjährung kein Haftbefehl mehr. In diesem Fall bedeutet das, dass der Haftbefehl bis in das Jahr 2032 bestehen könnte", heißt es dort weiter.

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