Wilfried Wurtinger war der Fünfte im Bunde einer eingeschworenen Künstlergemeinschaft. Er ist im Februar mit 70 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Mit einer Ausstellung im Aichacher Köglturm erinnern seine Freunde an den vielseitigen Maler, Bildhauer und Fotografen. Der in Pfaffenhofen/Ilm geborene Wilfried Wurtinger hatte Ateliers in Augsburg und Graz und war Mitglied im Aichacher Kunstverein.
Ein gemeinsames Studium an der Akademie für Bildende Künste sowie jahrelange Zusammenarbeit und gemeinsame Workshops verband die Künstler und Lehrerkollegen Manfred Baumgartner (Kraiburg), Gerhard Springer (Kissing) und Reinhold Kaiser (Aichach) mit dem Verstorbenen. Zusammen mit Brigitte Kinsky aus Wessling bei München und dem befreundeten Augsburger Künstler Ernst Linck haben sie aus Wurtingers reichhaltigem Fundus mehr als 80 Ausstellungsstücke zusammengetragen.
Ausstellung in Aichach: Wurtingers Werke sind aussagekräftig platziert
Wurtingers Freunde gaben sich viel Mühe, die große Auswahl an Figuren, Bilder und Zeichnungen im beengten Köglturm aussagekräftig zu platzieren. So kommen die kleineren figuralen Objekte im Gegenlicht der Fensterausschnitte, oftmals aber auch auf hohen, schmalen Säulen lebendig zur Geltung. Wurtingers Bilder sind auf Leinwand oder Holzplatten, hauptsächlich in Acryl, vereinzelt auch in Öl gearbeitet. Die klein- und großformatigen, farb- und figurintensiven Werke im Treppenhaus und den drei Geschossräumen sind vielfach mit linearen, grafischen Elementen ergänzt und bringen Bewegung zum Ausdruck.
In beeindruckendem Kontrast dazu, aber ebenfalls voller Dynamik stehen Wurtingers grob skizzenhaft gearbeitete Schwarz-Weiß-Arbeiten von Bahnhofs- und Gleisszenen. In vielen Werken, insbesondere den tanzenden Figuren, wird seine Liebe zum Tango und zu Südamerika, das er mehrfach bereist hat, ausgedrückt. Deutlich wird auch, dass er mit vielen Materialien experimentiert hat, unter anderem mit Beton und Stegkarton-Platten.
Freund von Wilfried Wurtinger in Aichach: „Er lebte für die Kunst“
„Wilfried lebte für die Kunst“, erzählt sein Freund Baumgartner bei der Eröffnung. Der leidenschaftliche Lehrer und Künstler mit seinem „kauzig-trockenen, hintersinnigen Humor“ sei mit der Kunst verheiratet gewesen. „Für uns war er der Antreiber“, stellt Gerhard Springer fest, wenn er an die gemeinsamen Workshops denkt. Sein gesamtes künstlerisches Leben sei Wurtinger auf der Suche gewesen, so präzise wie möglich an seine künstlerische Aussage heranzukommen, so Springer.
Deshalb habe Wurtinger seine Bilder oft mehrmals übermalt oder die mit der Dekupiersäge hergestellten Holzfiguren in Zyklen und Serien hergestellt. In seinem künstlerischen Auge habe der verstorbene Künstler immer die Bewegung und das Lebendige gehabt, sagt Künstlerkollege Baumgartner. Demnach habe er bei Wurtinger immer ein „Misstrauen gegenüber einer veredelten Technik“ verspürt. Das fein Gearbeitete sei ihm „suspekt“ gewesen.
Namensgebung des Paul-Klee-Gymnasiums ist auf Wurtinger zurückzuführen
Das künstlerische Schaffen Wurtingers war geprägt von Paul Klee, den er zeitlebens bewundert und der ihn maßgeblich als Lehrmeister beeinflusst hat. Nicht zuletzt sei die Namensgebung des Paul-Klee-Gymnasiums in Gersthofen, wo Wilfried Wurtinger als Kunstlehrer tätig war, auf ihn zurückzuführen, weiß Lehrerkollege Springer.
Die Aichacher Exponate des verstorbenen Künstlers können gegen eine Spende an die Deutsche Krebshilfe erworben werden.
Öffnungszeiten Die Ausstellung zur Erinnerung an Wilfried Wurtinger ist bis 30. August im Aichacher Köglturm samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Seine Kunst ist auf dieser Internetseite zu finden.
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