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Aichach: Als das elektrische Licht nach Aichach kam

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Als das elektrische Licht nach Aichach kam

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    Das erste Aichacher Elektrizitätswerk befand sich an der Stelle, an der jetzt im Jahr 2020 die Bayerische Landesausstellung stattfindet.
    Das erste Aichacher Elektrizitätswerk befand sich an der Stelle, an der jetzt im Jahr 2020 die Bayerische Landesausstellung stattfindet. Foto: Stadtarchiv Aichach (Luftbild)

    Heimatgeschichte aus dem Wittelsbacher Land steht bei der Buchreihe „Altbayern in Schwaben“ im Mittelpunkt. 14 Autoren haben Beiträge für den reich bebilderten 18. Band verfasst. Wir stellen sie in einer Serie vor. Der Leiter des Redaktionsteams, Wolfgang Brandner, hat sie zusammengefasst. Georg Johann Felbers Beitrag trägt den Titel „Als es Licht wurde – Das Elektrizitätswerk Aichach“. 1895 erstrahlte in Aichach elektrisches Licht.

    Das erste Mal, dass die breite Bevölkerung in Aichach in den Genuss des Schauspiels der neuen und modernen elektrischen Beleuchtung kam, war anlässlich des 50. Gründungsjubiläums der Liedertafel Aichach. Es wurde vom 6. bis 8. Juli 1895 auf dem Festplatz gefeiert. Während der dreitägigen Feierlichkeiten war der Platz am Abend mit elektrischen Bogenlampen, deren Speisung die Kunstmühle Aichach in entgegenkommender Weise unentgeltlich übernommen hatte, ausgiebig beleuchtet.

    Aichach führt elektrisches Licht ein

    Vier Jahre später, in der Magistratsratssitzung vom 16. Februar 1899, wurde auf Antrag von Bürgermeister Werlberger einstimmig im Prinzip die Einführung des elektrischen Lichtes in Aichach beschlossen; ebenso wie weitere Verhandlungen mit der Kunstmühle. Im Laufe der Jahre bis 1902 unterbreiteten immer wieder verschiedene Unternehmen, wie die Süddeutschen Wasserwerke oder Siemens&Halske, Angebote für die Elektrifizierung der Stadt. Die Möglichkeiten dürften sich überwiegend auf Dampfkraftwerke oder auch Gasmotorenkraftwerke bezogen haben, da eine Nutzung der Wasserkraft zur Stromerzeugung für die Stadt ausschied. Durch die hohe Dichte an Mühlen entlang der Paar war das Potenzial an Wasserkraft bereits vollständig ausgeschöpft.

    Interessant ist, dass sich die Stadt Aichach für den Bau eines Motorenkraftwerkes entschieden hat. Die Wahl des kürzlich erfundenen Dieselmotors als primäre Kraftquelle zur Stromerzeugung stellte ein Novum dar, da dieser bis dato überwiegend eher für industrielle Anwendungen als Ersatz von Dampfmaschinen Verwendung fand.

    Eines der ersten kommunalen Kraftwerke mit Dieselmotoren

    Das Elektrizitätswerk Aichach ist damit in der Geschichte eines der ersten Dieselmotorenkraftwerke zur rein kommunalen Stromerzeugung. Denn im gleichen Jahr 1902, aber etwas früher als das Aichacher Kraftwerk, war das Dieselmotoren-Kraftwerk im niederbayerischen Plattling ans Netz gegangen. Die Motoren, zunächst zwei Zweizylindermotoren mit je 70 PS Leistung und im Februar 1903 noch ein dritter, lieferte das MAN-Werk in Augsburg.

    Im August 1902 konnte in Aichach mit dem Bau des etwa 22,6 mal 12,4 Meter großen Kraftwerksgebäudes begonnen werden. Die ortsansässige Baufirma Gottlieb Schmid wurde hierzu mit den Bauarbeiten beauftragt. Das Aichacher Kraftwerk erhielt nach einer Hersteller-Lieferliste im Dezember 1902 und im Januar 1903 je einen 80-PS-Einzylinder-Dieselmotor, ebenfalls von MAN. Mit einer Länge und Breite von jeweils fast vier Metern und einer Höhe von ebenfalls vier Metern über dem Fußboden waren es wahrliche Giganten. Jeder Motor wog über 21 Tonnen. Das Fundament reichte 2,6 Meter in die Tiefe, und die Mindest-Raumhöhe über dem Boden musste für das Aufstellen der Motoren 6,5 Meter betragen, so Horst Köhler. Der Friedberger ist Fachautor für Motorengeschichte.

    Nach einem ausreichenden Probebetrieb des Kraftwerks fand am Samstag, 20. Dezember 1902, feierlich die Eröffnung des Kraftwerks statt. Es waren dabei bereits neben den städtischen Gebäuden und Wohnungen 77 private Abnehmer, verteilt über das ganze Stadtgebiet, angeschlossen. (AZ)

    Der vollständige Beitrag ist erschienen im Band „Altbayern in Schwaben 2019“. Dieser ist im örtlichen Buchhandel zum Preis von 15,90 Euro erhältlich (ISBN 978-3-9813801-7-0) oder beim Landratsamt, www.lra-aicfdb.de/hier-leben/kultur/altbayern-inschwaben

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