Wie soll sich Aichach in den nächsten Jahren entwickeln? Antworten auf diese Frage soll das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) geben, das kurz vor dem Fertigstellung steht. Eine Umgestaltung am Stadtplatz ist eines der Themen. Wie kann dieser noch mehr belebt werden? Wird ein Teilbereich autofrei oder nur verkehrsberuhigt? Soll ein großes Wasserspiel oder nur ein kleiner Brunnen gebaut werden? Mit diesen Fragen befasst sich der Stadtrat schon seit geraumer Zeit. Deutlich weiter ist das die Stadt Freising, die seit 2015 an ihrer Innenstadt-Neugestaltung arbeitet. Dorthin führte jetzt eine Exkursion des Aichacher Stadtrats.
Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher empfing die Delegation aus Aichach, zu der neben Bürgermeister Klaus Habermann etwa ein Drittel des Stadtrats sowie Mitarbeitende aus Haupt- und Bauamt zählten. Er informierte über den Freisinger ISEK-Prozess. Ziel der Neugestaltung war es, die Innenstadt nachhaltig aufzuwerten und zu beleben. Ein Teil der Innenstadt ist autofrei, ein Teil verkehrsberuhigt.
Die Neugestaltung der Hauptstraße und ihrer Seitengassen soll dem historischen Charakter der Altstadt ebenso gerecht werden wie den Anforderungen an ein modernes Handelszentrum. Mit einem neuen Pflaster wurden Straßen und Plätze barrierefrei und behindertengerecht ausgebaut. Lange umstritten war die Öffnung der Stadtmoosach, die unterirdisch durch die Stadt floss. Bei einem Bürgerentscheid 2014 machten 74 Prozent der Abstimmenden den Weg dafür frei. Seit 2022 ist die Stadtmoosach nun ein erlebbares Gewässer in der Oberen Altstadt.
Bei einem Rundgang mit Projektleiter Michael Schulze konnten sich die Besucherinnen und Besucher aus Aichach selbst ein Bild vom Ergebnis der Neugestaltung machen. Bürgermeister Habermanns Fazit: „Hochinteressant.“ Zwar sei Freising als Große Kreisstadt mit rund 50.000 Einwohnern nicht direkt mit dem deutlich kleineren Aichach zu vergleichen. Anregungen gab es dennoch. In den Nebengassen, wo das Pflaster nicht ausgetauscht wurde, sorgen „Komfortstreifen“, über die auch Aichach für den Stadtplatz nachdenkt, für eine gute Begeh- und Befahrbarkeit für Fußgänger und Radfahrer: Streifen aus großen Pflasterplatten und solche mit abgesägtem Kopfsteinpflaster.
Was der Aichacher Delegation auffiel: „Mehr Grün wäre nicht verkehrt“, wie Habermann sagt. Hitzeschutz durch Bäume sei bei der Planung vor zehn, 15 Jahren noch kein großes Thema gewesen. Allein das offene Wasser der Stadtmoosach senke aber die Temperatur im Sommer um zwei Grad. Reduziert hat Freising den Verkehr in der Innenstadt. Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) setzt seit der Bauzeit dort nur kleine Busse ein, aber auch größere sollen wieder fahren dürfen bei reduzierten Linien. Aichach hat als ersten Schritt zu einer Verkehrsberuhigung die großen Busse vom Stadtplatz verbannt.
Rundum positiv fiel laut Habermann das Fazit des Freisinger Oberbürgermeisters zu dem Umbau aus. Die Innenstadt werde gut angenommen, der Handel bewerte die Umgestaltung positiv. Es gebe zwar Abgänge, aber mehr Zugänge. Die Umgestaltung habe sich insgesamt bewährt.
In Aichach geht inzwischen der ISEK-Prozess seinem Ende entgegen. Derzeit läuft die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange, also Behörden, Verbände und Unternehmen wie Energieversorger, dann könnte das ISEK heuer noch beschlossen werden. Das ISEK auch die Tür zur Städtebauförderung öffnen, die auch Freising genutzt hat. Ohne diese Zuschüsse sei vieles nicht finanzierbar, so Habermann. Stadtratsentscheidungen, Planung: Bis ein erstes Projekt angegangen werden kann, wird noch Zeit vergehen und hängt auch von der finanziellen Lage der Stadt ab, sagt Habermann. „Wenn in dieser Amtszeit noch die Grundsatzentscheidung fallen würde, wär ich schon zufrieden.“
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