Seilbahn oder Schaukelrondell? Maja kann sich gar nicht entscheiden, was ihr lieber ist. Mit weiteren fünf Kindern im Rondell Spaß haben? Oder doch lieber alleine hin- und herschwingen? Aber das Mädchen hat ja noch Zeit. An diesem Vormittag darf sie mit weiteren Mädchen und Buben vom Kindergarten Unterm Apfelbaum aus Tödtenried (Sielenbach) den neuen Spielplatz im Aichacher Stadtteil Walchshofen testen. Er ist etwas Besonderes – ein Pilotprojekt der Stadt.
In Aichach und den Stadtteilen gibt es aktuell 50 Spielplätze und zehn Bolzplätze. "Die Spielplatzqualität zu erhöhen und gleichzeitig die Anzahl leicht zu verringern", das ist laut Roland Ilaz das Ziel des neuen Spielplatzkonzepts der Stadt. Ilaz ist Projektleiter für die Umgestaltung der Spielplätze. Der 46-jährige Vater von zwei Söhnen ist überzeugt, dass einen spannenden Spielplatz mehr auszeichnet als nur eine Schaukel und eine Rutsche: "Damit lockst du keine Kinder mehr."
Aichach hat derzeit 50 Spielplätze
Aktuell halten zwei Betreuer vom Bauhof die Spielplätze instand. Der Aufwand soll durch das neue Konzept erleichtert und reduziert werden. Dafür kauft die Stadt hochwertige und außergewöhnliche Spielgeräte. Indem das gleiche beliebte Spielgerät auf mehreren Spielplätzen angeboten wird, wird die Wartungs- und Reparaturarbeit für die Bauhofmitarbeiter erleichtert und standardisiert, lautet Ilaz' Plan.
Der erste Spielplatz, auf dem das neue Konzept angewendet worden ist, liegt in Walchshofen. Hier wird nun statt auf 2400 Quadratmetern wie vor der Umgestaltung, auf 3600 Quadratmetern geschaukelt, gerutscht und gebuddelt. Dies testeten kürzlich die Mädchen und Buben des Kindergartens Unterm Apfelbaum aus Sielenbach-Tödtenried. "Das Ding zum Balancieren, das sich dreht", gefiel Pia am besten. Gemeint ist ein schräg stehender großer Ring, auf dem das Kind das Gleichgewicht halten muss, während es im Kreis läuft oder springt. Ausgiebig testeten die Kinder das außergewöhnliche Spielgerät und hatten daran sichtlich Spaß. "Ungefähr 100.000 bis 120.000 Euro hat der Umbau gekostet", informiert Ilaz.
Am Walchshofer Spielplatz "ist für alle was dabei, und man hat die Kinder gut im Überblick", sagt Julia Bayer, stellvertretende Leitung des Tödtenrieder Kindergartens. Die kleine Marie findet die neue Rutsche gut, und Maja schwankt zwischen Seilbahn und Schaukelrondell. Früher schon war der Walchshofer Spielplatz, mit der damals roten, kurvigen Rutsche und dem Tunnel unter dem Erdwall, bei Kindern beliebt. Jetzt bietet er noch mehr Möglichkeiten.
Den Kleinkinderbereich zieren jetzt ein Spielhaus und eine Motorik-Spielwand. Die rote Rutsche musste aus Sicherheitsgründen weichen und wurde durch eine Breitrutsche ersetzt. Neben einer neuen Kleinkinderrutsche bleibt auch der Tunnel spannend. "Der Tunnel ist das Beste, da bauen wir was", sagt der sechsjährige Tim.
Pilotspielplatz in Walchshofen bietet nun mehr Platz
Im Zuge der Erneuerung wurden 14 neue Bäume gepflanzt, die Schatten spenden sollen. Bis diese größer sind, befindet sich ein Großteil des Areals in der Sonne. Sitzgelegenheiten für Picknickpausen, wo sich auch Eltern und Großeltern gerne aufhalten, sind großzügig vorhanden. Am Hang des Erdwalls werden Johannisbeersträucher gepflanzt. Eine Tischtennisplatte und der Fußballplatz in E- und D-Jugendgröße locken auch ältere Kinder und Teenager.
Für Spielgeräte gilt eine Vielzahl strenger Auflagen zum Wohle der Kindersicherheit, und regelmäßige Kontrollen sind Vorschrift. Modern gelöst ist in Walchshofen der Fallschutz unter den Geräten, hier kommt eine Matte zu Einsatz, durch die das Gras hindurchwachsen kann und so fast unsichtbar wird. Ganz fertig ist der neue Spielplatz noch nicht, langfristig würden auch die rot-gelben Plastikspielgeräte gegen modernere Attraktionen ausgetauscht, erzählt Ilaz.
Spielplätze in Untergriesbach und Algertshausen folgen
Als Nächstes wird der Spielplatz an der Harthofstraße in Untergriesbach umgestaltet, danach folgt der Algertshauser Spielplatz an der Waldstraße. Bei beiden werden die Bolzplätze auf die Größe von 30 Meter mal 20 Meter verkleinert. "Die großen Bolzplätze werden nicht mehr bespielt", weiß Ilaz. Damit erhöht sich der Platz für Spielgeräte um ein Vielfaches. Die Untergriesbacher beteiligen sich mit Vorschlägen und Ideen an der Umgestaltung. Besonders aktiv hat sich, so Ilaz, die dortige Grillgemeinschaft in die Planungen eingebracht. So soll ein steinerner Brotbackofen integriert werden, der von den Mitgliedern gebaut wird.
Der 275 Quadratmeter große Spielplatz in Algertshausen wird auf das Dreifache vergrößert. Allerdings auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Lerchenwegs, dem jetzigen Bolzplatz.
Walchshofen bietet weiteren Platz, der nicht verplant ist. "Vorstellbar wäre ein Beachvolleyballfeld", sagt Ilaz. Aber das sei nur eine von vielen Ideen. Schön sei, dass fünf der neuen Spielgeräte von Herstellerseite als inklusiv gekennzeichnet sind. Der Wunsch war, dass möglichst viele Kinder, also auch welche mit Handicap, den Spielplatz nutzen können. Der hintere Zugang des Spielplatzes ist für Rollstuhlfahrer geeignet.
Neue Ideen holt sich Roland Ilaz auf Spielplätzen im Umland und lässt sie von seinen Söhnen testen. "Ich bin für Ideen offen", sagt er. Mit Blick auf Walchshofen fügt er an: "Wenn ich die Kinder jetzt spielen sehe, ist das ein schönes Gefühl." Den Praxistest der Tödtenrieder Kinder hat der Spielplatz auf jeden Fall bestanden.