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Aichach: Aichacher Bavaria-Mühle will Kapazitäten ausweiten – auf Kosten der Anwohner?

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Aichacher Bavaria-Mühle will Kapazitäten ausweiten – auf Kosten der Anwohner?

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    Wächst die Bavaria-Mühle in Aichach demnächst weiter? Einen entsprechenden Antrag behandelte zuletzt der Aichacher Bauausschuss.
    Wächst die Bavaria-Mühle in Aichach demnächst weiter? Einen entsprechenden Antrag behandelte zuletzt der Aichacher Bauausschuss. Foto: Erich Echter

    Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit: Um den Betrieb in Aichach zukunftsfähig aufzustellen, plant die Bavaria-Mühle, Dorfner Aktienmühle, ihre Produktionskapazitäten aufzustocken. Viel Platz, gerade in Angrenzung zu den Anwohnern drumherum, ist auf dem bestehenden Gelände zwischen Donauwörther und Bahnhofstraße nicht – weshalb im Bauausschuss kritische Stimmen bezüglich des Lärmschutzes laut wurden. Ein weiterer Knackpunkt: die Änderung des Bebauungsplanes.

    Ziel der Erweiterung ist es, die derzeitige Produktionsmenge von 290 Tonnen auf 450 Tonnen pro Tag hochzuschrauben. Dafür benötige die Mühle keine baulichen Veränderungen oder gar weitere Versiegelung von Flächen, sagte Geschäftsführerin Susanne Dorfner vor dem Bauausschuss: „Wir brauchen nur neue Maschinen.“ Aus einer Mitteilung der Bavaria-Mühle geht hervor, dass für die Kapazitätserweiterung technisch die Beseitigung von sogenannten Flaschenhälsen vonnöten sei. Außerdem sollen weitere Walzenstühle eingebaut sowie einige Fördersysteme und Antriebe ausgetauscht werden.

    Bavaria-Mühle: Geschäftsführung will sich beim Lärmschutz danach richten, „was gewünscht wird“

    Sorgen machten sich Bauausschussmitglieder wie Marc Sturm (FWG) und Marion Zott (Grüne) aber um die Lärmbelästigung für die Anwohner in der direkten Nachbarschaft. Ein Punkt, den auch die Geschäftsführung in Person von Susanne Dorfner und Simon Fronhofer seit Jahren auf ihrer Agenda hat. Die Mühlenleiter investierten deshalb in den Lärmschutz, Dorfner sagte: „Wir haben uns die vergangenen Jahre wahnsinnig bemüht, den Lärm der Mühle einzudämmen, meiner Meinung nach erfolgreich.“ Als Maßnahmen zählte sie zugemauerte Fenster, eingebaute Dämpfer und Lärmschutzwände auf. Die Bemühungen würden auch für das neue Vorhaben gelten: „Wir richten uns beim Lärmschutz danach, was gewünscht wird.“

    Weiteres Konfliktpotenzial steckt im Bundes-Immissionsschutzgesetz, mit dem der Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen wie Lärm geregelt ist. Sobald die Mühle mehr als 300 Tonnen pro Tag produziert, müsste der Betrieb nach diesem Gesetz genehmigt werden. Das geht nach aktuellem Stand nicht, weil die Bavaria-Mühle in einem Gewerbegebiet liegt – wo keine Genehmigungen nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz möglich sind. Die Lösung, die Vertreter des Landratsamtes und der Aichacher Stadtverwaltung im Juli erarbeiteten: den Bebauungs- und Flächennutzungsplan zu ändern und das Gebiet zukünftig als sogenanntes „sonstiges Sondergebiet“ auszuweisen.

    Bavaria-Mühle muss mit der Industrie mitwachsen – unter Umständen woanders?

    Damit könnte die Stadt Aichach die betriebliche Erweiterung der Mühle bedarfsgerecht ermöglichen, ohne Baurecht für andere Betriebe mit erheblichen Umweltauswirkungen zu schaffen. Gleichzeitig geht mit der Ausweisung als sonstiges Sondergebiet ein abschließender Katalog einher, in dem festgelegt wird, wie das Gebiet genutzt werden darf. Georg Robert Jung (FWG) äußerte Bedenken: „Ich helfe der Mühle immer gerne und habe das in den vergangenen Jahren auch getan. Aber ich bin gegen das Sondergebiet.“ Damit öffne man den Standort auf Dauer für noch mehr Änderungsmöglichkeiten, als bislang beantragt worden seien. Jung regte deshalb eine Umsiedelung der Mühle an, „wo sie frei wachsen kann. Das ist hier am Standort einfach nicht unendlich möglich.“

    Dass sie wachsen muss, ist für die Bavaria-Mühle wohl unausweichlich: Die neuen Mühlenpläne sind Ergebnis einer Entwicklung, die seit Jahren voranschreitet. 2020 und 2021 baute die Mühle ihre Lagerkapazitäten in Form von zahlreichen Silos aus, investierte in eine neue Mehlloseverladung, 2021 fusionierte die damalige Aktienmühle zudem mit der Dorfner Mühle aus Wolferszell im Landkreis Straubing-Bogen zur heutigen „Bavaria-Mühle Dorfner Aktienmühle“. Wie Simon Frohnhofer ausführte, ist die Bavaria-Mühle eine von nicht einmal mehr 180 Mühlen in ganz Deutschland, die eine Produktionskapazität von mehr als 1000 Tonnen pro Jahr aufweisen können. Susanne Dorfner sagte: „Die Industrie wird immer größer. Und wir müssen mitwachsen, sonst gibt es uns irgendwann nicht mehr.“ Bei drei Gegenstimmen beschloss der Bauausschuss, dem Stadtrat die Änderung des Bebauungs- und Flächennutzungsplans zu empfehlen.

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