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Aichach: Aichach kämpft um die älteste Eiche - jetzt hilft eine Baumheilerin

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Aichach kämpft um die älteste Eiche - jetzt hilft eine Baumheilerin

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    Die Sebastianeiche ist der älteste Wappenbaum Aichachs im Stadtgebiet. Nur am Sisi-Schloss gibt es ältere Eichen. Ein Pilz hat der Sebastianeiche sehr zugesetzt. Die Stadt will den Baum so lange wie möglich erhalten.
    Die Sebastianeiche ist der älteste Wappenbaum Aichachs im Stadtgebiet. Nur am Sisi-Schloss gibt es ältere Eichen. Ein Pilz hat der Sebastianeiche sehr zugesetzt. Die Stadt will den Baum so lange wie möglich erhalten. Foto: Erich Echter

    Majestätisch ragt der Baum neben der Aichacher Sebastiankapelle 23 Meter in den Himmel. Jetzt im Winter ist der beeindruckende Wuchs seines Geästs gut zu erkennen. Die Eiche am Jakobiweg ist die älteste ihrer Art im Stadtgebiet. Sie hat über 175 Jahre überdauert und mit ihnen Stürme, Kriege und Bauarbeiten überstanden. Der stattliche Baum scheint unverwüstlich. Doch Aichachs älteste Eiche ist in Gefahr.

    Die Eiche an der Sebastiankapelle ist Aichachs älteste Eiche im Stadtgebiet.
    Die Eiche an der Sebastiankapelle ist Aichachs älteste Eiche im Stadtgebiet. Foto: Carmen Jung

    Drei Eichen hat die Stadt 1843 gepflanzt

    Im 19. Jahrhundert haben die Aichacher ihren Wappenbaum als lebende Wahrzeichen an die Einfallstraßen ihrer Stadt gesetzt. Am 24. Februar 1843 pflanzten sie eine Eiche vor dem Gasthaus Friedenseiche. Am 1. April folgten die Zametzereiche und die Sebastianeiche an der Ecke Jakobiweg/Donauwörther Straße. Sie ist die einzige der drei, die überlebt hat. Die „Friedenseiche“ gibt es schon Jahrzehnte nicht mehr. Die Zametzereiche wurde im Sommer 2002 gefällt. Richard Brandner vom städtischen Bauamt erinnert sich noch gut daran. Damals gab es eine kleine Demonstration, denn die Fällung war umstritten. Als der mächtige Baum lag, sah der Stamm einwandfrei aus. Doch der Blick in die Wurzel zeigte, dass sie völlig zerstört war. Der Baum hätte den nächsten Sturm nicht überlebt, sagt Brandner. Ein Pilz hatte ihm so schwer zugesetzt: der Tropfende Schillerporling. Das Tückische an ihm ist, dass sich lange keine Symptome zeigen, während die Wurzeln längst zersetzt werden.

    Ein Pilz setzt der Sebastianeiche in Aichach zu

    Der gleiche Pilz hat die Sebastianeiche erwischt. Das weiß die Stadt seit 2012. Damals ließ Aichach den Stamm schalltomografisch untersuchen. Ergebnis: Die Eiche ist standsicher. Um sie zu unterstützen, ließ die Stadt einen Entlastungsschnitt im Kronenbereich anbringen. „Das nimmt die Windlast weg“, erklärt Brandner. In diesem Jahr ist erneut eine solche Untersuchung geplant. Brandner versichert: „Wir versuchen alles, dass der Baum so lange wie möglich stehen bleibt.“

    Deshalb will die Stadt seine Lebenskraft stärken. Dabei hat sie keine Berührungsängste mit unkonventionellen Methoden. Sie hat Baumheilerin Lucia Bucher aus Haunswies (Affing) eingeschaltet. Brandner: „Nachdem uns der Baum so wichtig ist, werden wir auch das versuchen.“ Bucher ist in der Region bekannt, seit sie 2016 in Kühbach den Ahorn gerettet hat, den junge Burschen komplett geschält hatten. Erst im Herbst hat sie sich davon überzeugt, dass es ihm gut geht. Seine Rinde hat sich neu gebildet. Bucher schwärmt: „Das ist für mich ein Kunstwerk.“ Schon bei zwei Obstbäumen ist es ihr gelungen, sie von einem Pilzbefall zu befreien. Mit einem Tropfenden Schillerporling an einer Eiche hatte sie aber noch nie zu tun. Doch sie findet: „Man muss es versuchen.“ Deshalb sagte sie sofort zu, als sich Brandner Mitte Dezember meldete. Vor Weihnachten startete die Aktion mit Unterstützung des Bauhofes.

    Baumheilerin kümmert sich um Aichachs älteste Eiche

    Ein Verband soll der Eiche helfen.
    Ein Verband soll der Eiche helfen. Foto: Erich Echter

    Für Bucher ist klar: Der Baum steht unter Dauerstress – durch Bauarbeiten, Luftverschmutzung und Elektrosmog. Ein Baubiologe sagte ihr, dass sich die Eiche im Fadenkreuz zweier Mobilfunkantennen befinde. Der Dauerstress schlage sich wie beim Menschen negativ auf die Abwehrkräfte nieder. „Eine Unterstützung geht nur über das Immunsystem“, weiß Bucher. Deshalb servierte sie der Eiche ein, wie sie sagt, „spezielles Buffet“ mit Enzymen, Mineralien und Vitaminen. Sie stammen aus Schwarzerde-Bokashi (siehe unten), die den Feinwurzeln über 38 Löcher in der Grünfläche an der Sebastiankapelle zugeführt wurden. Mit Effektiven Mikroorganismen (EM) wurde eingegossen und Urgesteinsmehl und Zeolith auf der Grünfläche ausgebracht. Damit falle für den Baum schon einmal der Stress weg, wie er Nahrung finden soll. Bucher entfernte auch den festen Pilzkörper am Stamm mit Hammer und Meisel. Die Wunde versorgte sie mit Keramikpulver und schloss sie mit Lehm. Darum herum brachte sie acht Löcher im Holz an. So führt sie dem Baum mittels Flaschen tropfenweise eine Extra-Ration spezieller EM zu, die sie regelmäßig nachfüllt. Liebevoll hat sie dem Stamm einen Verband angelegt. Mit der Langzeitbetreuung hofft Bucher, gegen den Pilz angehen zu können – auf dass Aichachs älteste Eiche auch die vielleicht größte Bedrohung ihres 177-jährigen Lebens übersteht.

    Aichachs Eichen und ihr Schutz Aichachs Eichen und ihr Schutz

    Besondere Eichen Am Parkplatz beim Sisi-Schloss steht die älteste Eiche Aichachs: Sie ist 300 Jahre alt, der Stamm umfasst über 2,60 Meter. Auch im Schlosspark gibt es sehr alte Bäume. In der Stadt selbst ist die Sebastianeiche das älteste Exemplar. Besonderes Augenmerk legt die Stadt aber zum Beispiel auch auf die Eiche an der früheren Freibank und die so genannte Pesteiche an der Ecke Tandlmarkt/Martinstraße.

    Schalltomografie Damit wird die Standfestigkeit eines Baumes untersucht. Dazu werden im Abstand von 20 Zentimetern kleine Sensoren mit Nägeln in den äußeren Baumstamm getrieben und miteinander verkabelt. Beim Klopfen auf die Nägel dehnt sich der Schall im Stamm aus. Bei morschem Holz braucht der Impuls länger als bei gesundem Holz. So entsteht ein dichtes Netz an Messungen, das Aufschluss über Faul- oder Hohlstellen gibt.

    Effektive Mikroorganismen Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich um gute Bakterien, die schlechte vertreiben. Sie bestehen aus einer Mischung von Sauerstoff und Stickstoff verarbeitenden Organismen sowie Hefen und Pilzen, wie sie in gesunden Milieus herrschen.

    Schwarzerde-BokashiEs handelt sich um fermentiertes Material; in diesem Fall Hühnermist, Weizenkleie und Pflanzenkohle. Lucia Bucher spricht von einer Art Dünger. EM machen diese Inhaltsstoffe aufnehmbar für den Baum, sie seien der Botenhilfsstoff. Bucher nennt einen Vergleich: Der Mensch tut sich hart, wenn er rohes Kraut verdauen muss. Die fermentierte Variante, wie sie Sauerkraut darstellt, kann der Körper hingegen sofort aufnehmen.

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