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Affing-Pfaffenzell: Unternehmer Widmann verkauft seine Bauschuttanlage in Pfaffenzell

Affing-Pfaffenzell

Unternehmer Widmann verkauft seine Bauschuttanlage in Pfaffenzell

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    Kurz vor der Wiedereröffnung der Bauschutt-Recyclinganlage in Pfaffenzell im März 2017 freute sich Andreas Widmann, dass es wieder weitergeht. Jetzt hat er die Anlage verkauft.
    Kurz vor der Wiedereröffnung der Bauschutt-Recyclinganlage in Pfaffenzell im März 2017 freute sich Andreas Widmann, dass es wieder weitergeht. Jetzt hat er die Anlage verkauft. Foto: Carmen Jung (Archiv)

    Die Bauschuttrecyclinganlage in Pfaffenzell stand Ende 2014 vor dem Aus. Der Affinger Unternehmer Andreas Widmann wollte das nicht akzeptieren. Widmann kämpfte mehrere Jahre für diesen Betriebszweig seines Familienunternehmens – am Ende mit Erfolg. Seit März 2017 hat er eine neue Genehmigung. Sie gilt unbefristet. Doch nun hat er seine Firma in Pfaffenzell an die Max Wild GmbH verkauft. Für die Öffentlichkeit kommt das überraschend. Was sind die Hintergründe? Ein Blick auf die Situation.

    Bei Andreas Widmann lieferten die Menschen aus Pfaffenzell und Umgebung vor allem kleinere Mengen Bauschutt an.
    Bei Andreas Widmann lieferten die Menschen aus Pfaffenzell und Umgebung vor allem kleinere Mengen Bauschutt an. Foto: Kai Remmers, dpa (Symbolfoto)

    Was hat Andreas Widmann, der vor fünf Jahren noch unbedingt die Affinger Bauschuttrecycling GmbH (ABG), Tochter seiner Widmann Bau, retten wollte, zu diesem Schritt bewogen? Die ABG betrieb die Anlage in Pfaffenzell, deren Genehmigung Ende 2014 ausgelaufen war. Das Unternehmen hatte es versäumt, rechtzeitig eine Verlängerung zu beantragen. Damit gab es keine rechtliche Grundlage mehr für den Betrieb, die Anlage stand still. Das endgültige Aus, das das Landratsamt vor juristisch einwandfreiem Hintergrund aussprach, wollte Widmann nicht hinnehmen. Die Bevölkerung, die hier gerne Kleinmengen anliefert, ebenso wenig. Auch die Gemeinde und der Gemeinderat stellten sich hinter ihren Ratskollegen. So kam Bewegung in die Sache. Mit Flächennutzungsplanänderung und Bebauungsplan fanden Unternehmer, Gemeinde und Landratsamt zusammen.

    Vor drei Jahren passiert ein Betriebsunfall in Pfaffenzell

    War der ganze Aufwand umsonst? Widmann sieht das nicht so. „Das war die richtige Entscheidung.“ Er bereue nichts. Die Anlage sei für die Allgemeinheit wichtig, sie werde gut angenommen. 2015 plante er noch, sie etwa zehn Jahre selbst zu betreiben. Dass er sie schon nach fünf Jahren aus der Hand gibt, sei nicht leichten Herzens geschehen, aber „man muss halt die Dinge realistisch sehen“. Widmann nennt gesundheitliche Gründe. Die Ursache dafür liegen ausgerechnet in Pfaffenzell. Vor fast genau drei Jahren ist Widmann dort in eine zwei Meter tiefe Grube gestürzt und zog sich schwere Verletzungen zu. Der Betriebsunfall macht Widmann, der in wenigen Tagen 64 Jahre alt wird, bis heute zu schaffen. Hinzu kommt: Er hat keinen Nachfolger. Hätte sein Sohn Interesse gezeigt, „wäre das eine ganz andere Perspektive gewesen“. Dieser habe aber „entschieden, dass das nicht sein Weg ist, das muss man akzeptieren“. Denn ein eigenes Geschäft fordere „sehr viele Opfer“, wo Widmann.

    In Pfaffenzell muss viel Geld investiert werden

    Hinzu kommt: In Pfaffenzell, wo eine Vergrößerung auf zwei Hektar geplant war, besteht großer Investitionsbedarf. Mit der Genehmigung ging zudem ein großer Auflagenkatalog einher. Den Großteil hat Widmann bislang – auch aufgrund des Unfalls – nicht realisiert, darunter der Neubau einer Halle für angeliefertes Material. Die Umsetzung sei „eine Lebensaufgabe, die ich nicht mehr umsetzen kann“, so Widmann. Noch dazu müssten die Kosten, die der Unternehmer auf etwa 1,5 Millionen Euro schätzt, auch erwirtschaftet werden.

    Max Wild hat Pfaffenzell zum 1. September übernommen

    Seine Widmann Bau GmbH, bei der noch zwei Mitarbeiter beschäftigt sind, will der 63-Jährige noch ein bis zwei Jahre weiter betreiben. An die Max Wild GmbH hat er die ABG und die AWS (Andreas Widmann Sandgrube) verkauft. Das Schicksal von Mitarbeitern ist damit nicht verknüpft. Der Beschäftigte in Pfaffenzell ist laut Widmann aus gesundheitlichen Gründen in Rente gegangen. Für die Kunden ändere sich dort nichts, versichert Widmann. Die Anlieferung von Kleinmengen sei weiterhin ebenso möglich wie Abholung von Sand oder Kies. Widmann betont, er sei guter Dinge, dass die Anlage von Wild in seinem Sinne weitergeführt werde. Das Unternehmen sei eine Kapazität auf dem Markt und „einfach ein Name in der Branche“.

    Das ist der neue Betreiber der Bauschutt-Recyclinganlage in Pfaffenzell

    Herkunft Die Max Wild GmbH hat ihren Sitz im baden-württembergischen Berkheim nahe Memmingen.

    Unternehmen Das Familienunternehmen gibt es seit 1955. Es hat 600 Mitarbeiter und 50 Azubis.

    Leistungsspektrum Dazu zählen unter anderem Abbrucharbeiten, Flächenrecycling, Tief- und Erdbau, Rohrleitungsbau und Kiesvertrieb.

    Pfaffenzell In Pfaffenzell bietet Max Wild nach eigenen Angaben zertifizierte Recyclingprodukte, aber auch Boden und Naturkies an und organisiert „die fachgerechte Entsorgung von belasteten und unbelasteten mineralischen Abfällen“.

    Öffnungszeiten Montag bis Freitag von 7.30 bis 12 sowie 13 bis 17 Uhr.

    Zum 1. September hat Wild den Standort Pfaffenzell übernommen. Das Unternehmen teilt mit, mit der neuen Niederlassung wolle es das Abbruch- und Baustoffrecyclingangebot weiter ausbauen. Im Augsburger Raum sei Max Wild seit vielen Jahren für Abbruchprojekte und damit verbundene Entsorgungsdienstleistungen bekannt. „Die kürzeren Wege von und zu den Baustellen und die schnellere Einsatzbereitschaft in der Region waren ausschlaggebend bei der Entscheidung für diesen Standort“, teilt das Unternehmen mit.

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