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Affing: Damit's mit dem Geld klappt: Finanzexperte gibt Affing Tipps

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Damit's mit dem Geld klappt: Finanzexperte gibt Affing Tipps

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    So sehen die Pläne für die Erweiterung der Affinger Grundschule aus. Das Projekt ist eine von mehreren Großinvestitionen, die die Gemeinde in den nächsten Jahren stemmen muss.
    So sehen die Pläne für die Erweiterung der Affinger Grundschule aus. Das Projekt ist eine von mehreren Großinvestitionen, die die Gemeinde in den nächsten Jahren stemmen muss. Foto: Foto: Martin Golling Archiv/montage: Jasarevic Architekten

    Mit dem eigenen Geld klarkommen und den Überblick behalten: Das kann herausfordernd sein - gerade, wenn das Einkommen nicht üppig ist. Wie diffizil ist diese Aufgabe erst, wenn es sich um eine Gemeinde handelt? Noch dazu, wenn keine Finanzfachkraft an Bord ist wie aktuell in Affing? Da braucht's einen Experten von außen. Ein solcher hat jetzt die für dieses Jahr nötige Struktur in die Affinger Finanzen gebracht.

    Eine professionelle Struktur, ein Haushaltsplan, ist nötig, damit Gemeinden Geld ausgeben können. Für eine so komplexe Aufgabe haben Kommunen Kämmerer. Seit Jahresanfang ist in Affing diese Stelle jedoch verwaist. Deshalb musste sich die Gemeinde Hilfe holen. Anton Demmel, Diplom-Finanzwirt und früherer Bürgermeister, hat in den vergangenen zwei Jahren über ein Dutzend kommunaler Haushaltspläne erstellt. Seit der Gemeinderatssitzung am Dienstag geht auch der Affinger Etat auf sein Konto - inklusive einiger Ratschläge für eine Gemeinde, die finanziell nicht auf Rosen gebettet ist. 

    Finanzexperte: Wünsche sind immer erlaubt

    Stärken beachten Demmel zeigte auf, dass viele Grundlagen in Affing gut sind. Das jährliche Bevölkerungswachstum liegt mit etwa einem Prozent genau in der Größenordnung, die der Bayerische Gemeindetag empfiehlt. Es garantiert Affing einen nahezu stetigen Zuwachs bei der Einkommensteuerbeteiligung. Die Kreisumlage bezeichnete Demmel als verträglich, die Gewerbesteuern als ordentlich, wenn sie auch in diesem Jahr sinken wird. Neue Schulden sind 2023 nicht nötig.

    Wünsche erlauben Viele Wünsche sind Demmel zufolge ganz normal. Keiner müsse erschrecken, wenn die Wunschliste größer sei als die Finanzreserve. Demmel selbst hat die Finanzplanung von 2024 bis 2026 bewusst zum "Wünsch-Dir-Was" gemacht, "damit man sieht, was passiert." 

    Realistisch bleiben Dabei hat Demmel festgestellt, "dass wir uns das nicht leisten können". Denn für alle Wünsche wäre eine Neuverschuldung von über 15 Millionen Euro nötig. Deshalb riet der Fachmann:

    Frühzeitig planen Der Gemeinderat solle die Wunschliste frühzeitig durchforsten. Denn in Zukunft stehen viele Großinvestitionen an (Erweiterung der Grundschule, neuer Kindergarten in Bergen, Ausbau und Erneuerung der Wasserversorgung), die gestemmt werden müssen. 

    Wie kann Affing acht Millionen Euro fürs Trinkwasser finanzieren?

    Gelassen bleiben Auch wenn im Haushaltsplan 6,5 Millionen Euro Investitionen stehen, "es ist nichts beschlossen", riet Demmel dem Gemeinderat zu Gelassenheit. Für die Umsetzung braucht es jeweils Gemeinderatsbeschlüsse. Das gilt auch für die im Etat einkalkulierten Einnahmen einer Gebührenerhöhung beim Trinkwasser. Der Fachmann versicherte dem Gemeinderat, dass das keine Vorentscheidung ist, forderte aber dazu auf, dieses Thema anzugehen. Hintergrund: In den nächsten Jahren muss Affing etwa acht Millionen Euro in die Wasserversorgung investieren. Diese rein über höhere Gebühren zu refinanzieren, wird nach Ansicht Demmels "nicht reichen". Denkbar ist, zusätzliche Beiträge von den Bürgerinnen und Bürgern zu erheben. Eine Entscheidung steht noch aus.

    Die wichtigsten Zahlen aus dem Haushaltsplan 2023

    Gesamthaushalt 22,3 Millionen Euro (Vorjahr: 20 Millionen); Verwaltungshaushalt 15,8 (14,5) Millionen Euro; Vermögenshaushalt 6,5 (5,6) Millionen Euro.

    Verwaltungshaushalt Wichtigste Einnahmen: 4,26 Millionen Euro Einkommensteuerbeteiligung, 2,7 Millionen Euro Gewerbesteuer; 750.000 Euro Grundsteuern A und B; 1,8 Millionen Euro Benutzungsgebühren Kanal/Wasser; 1,6 Millionen Euro Zuschüsse; 370.000 Euro Schlüsselzuweisungen.

    Wichtigste Ausgaben: 6,6 Millionen Euro Verwaltungs- und Betriebsaufwand; 4,5 Millionen Euro Personalausgaben; 3,6 Millionen Euro Kreisumlage; 606.000 Euro Zuschüsse; 400.000 Euro Zuführung zum Vermögenshaushalt.

    Vermögenshaushalt Wichtigste Einnahmen: 5,5 Millionen Euro Rücklagen; 470.000 Zuweisungen; 400.000 Euro Zuführung vom Verwaltungshaushalt.

    Wichtigste Ausgaben: fünf Millionen Euro Baumaßnahmen; 750.000 Euro Tilgung von Krediten.

    Schuldenstand Ende 2023 3,9 (Ende 2022 4,6) Millionen Euro.

    Rücklagen Ende 2023 1,76 (Ende 2022 7,3) Millionen Euro.

    Wichtigste Investitionen 1,55 Millionen Euro Erweiterung Grundschule; 460.000 Euro Container für Krippengruppe; 514.000 Euro restliche Erschließungsarbeiten für Baugebiete; 290.000 Euro Feuerwehrfahrzeuge; 261.000 Straßensanierungen; 642.000 Euro Baumaßnahmen Wasserversorgung. (jca)

    Nicht spekulieren Es ist denkbar, dass die Gewerbesteuereinnahmen (2,6 Millionen Euro) noch steigen. Doch Demmel lehnt Spekulationen ab. So verfuhr er auch bei Einnahmen aus Grundstücksverkäufen. Es sind nur 50.000 Euro angesetzt, obwohl die Gemeinde das Gewerbegebiet erweitert und diese Grundstücke verkaufen will. Weil nicht sicher ist, ob der Verkauf heuer noch klappt, hat Demmel die Einnahmen erst für 2024 eingeplant.

    Affing wird nur einen Teil der Pläne in diesem Jahr realisieren können

    Geduldig sein 6,5 Millionen Euro zu investieren, muss auch personell gestemmt werden können. Demmel riet dazu, Geduld zu haben, und betonte: Verzögerungen lägen nicht immer an der Verwaltung. Bauamtsleiter Ralf Scherbauer bereitete den Gemeinderat darauf vor, dass "ein Großteil dieser Dinge" in diesem Jahr nicht umgesetzt werden kann. Denn er kann erst jetzt damit beginnen, Projekte auszuschreiben. 

    Möglichkeiten nutzen Ab 2024 muss Affing wieder Schulden machen. Die Zinsen aber sind gestiegen. Anton Demmel empfahl Förderdarlehen des Staates in Anspruch zu nehmen, die "wesentlich günstiger" seien.

    Notgroschen hüten Aktuell hat Affing 7,3 Millionen Euro auf der hohen Kante. 5,5 Millionen werden heuer investiert. Demmel riet dringend dazu, stets eine Million Euro im Sparstrumpf zu lassen. Auch dann, wenn Schulden gemacht werden müssen. Laut Vorschrift wären nur 145.000 Euro nötig, "das ist eigentlich ein Witz".

    So reagiert der Gemeinderat auf die Ratschläge des Experten

    Reaktionen Vieles, was der Experte riet, stieß in Affing auf offene Ohren. Bürgermeister Markus Winklhofer erklärte, Demmel habe sensibilisiert für die Finanzplanung. Und er kündigte eine Klausur an, bei der sich der Gemeinderat die Investitionswünsche vorknöpft. Das ist ganz im Sinne des Gemeinderates. Denn die Zukunft wird auch aus dessen Sicht anspruchsvoll. Gerhard Faltermeier sagte. "Wir verfrühstücken 2023 einen Großteil unserer Rücklagen. Dieses Jahr sieht es völlig einfach aus, aber 2024 brennt die Hütte".

    Beschluss Der Gemeindechef lobte die Zusammenarbeit mit Demmel. Sie war auch aus Sicht des Finanzausschusses ausgezeichnet. Das stellte Georg Engelhard heraus. Er forderte die Ratsrunde dazu auf, das Zahlenwerk nach der eingehenden Arbeit des Ausschusses "nicht zu zerpflücken". Am Ende gab es keine Auseinandersetzung, sondern 13:0 Stimmen für den Haushalt. Es fehlten Matthias Brandmeir, Rudi Fuchs, Jutta Hahn, Markus Lindermeir, Marine Sarcone, Carlos Waldmann, Kaspar Wallner und Andreas Widmann.

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