Mit drei Hühnern im eigenen Garten hat alles angefangen. "Das ist schnell mehr geworden", erzählt Theresa Eberle. Es kamen Wachteln hinzu. Mittlerweile leben Ziegen, Enten und bald auch Schafe bei der 29-Jährigen und ihrem Mann. Es dürfte nicht mehr lange dauern, dann kümmert sich die studierte Wirtschaftsinformatikerin um ihre eigenen Kühe. Denn sie plant gerade ihren eigenen Bauernhof. Obwohl sie lange nicht dachte, dass sich dieser Traum verwirklichen lässt.
Familie kauft baufälligen Branst-Hof bei Gerolsbach
Die junge Frau, die aus dem Adelzhausener Ortsteil Landmannsdorf stammt, erzählt: "Ich habe eigentlich nur aus Spaß nach Höfen geschaut." In der Nähe von Gerolsbach (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) wurde sie fündig. Der Branst-Hof ist ein alter, baufälliger Aussiedlerhof mit ein paar Hektar Land. Als sie mit ihren Eltern den Hof besichtigt, ist ihr Vater begeistert. Sie kaufen den Hof. Theresa Eberle fragt einen Landwirt aus Friedberg, ob sie bei ihm eine Ausbildung machen könne. Eine Woche später beginnt sie in dem Betrieb, gemeinsam mit zwei anderen jungen Frauen.
Für die 29-Jährige ist das nicht die erste Ausbildung: Nach dem Abitur und einem Auslandsjahr begann sie ein Studium in München. Weil sie nicht so recht wusste, was sie studieren sollte, entschied sie sich für Wirtschaftsinformatik. "Das hat mir alle Wege offen gehalten", so Eberle.Während des Studiums lernte sie ihren jetzigen Mann Lukas Eberle kennen, dessen Nachnamen Theresa Eberle, frühere Klaus, seit ihrer Hochzeit Mitte August trägt. Gemeinsam wohnten sie damals in München und machten auch den Jagdschein, der ihr Interesse an landwirtschaftlicher Arbeit weckte.
Landwirtin Theresa Eberle: "Man sieht, was man getan hat"
Später zogen die beiden nach Landmannsdorf in das alte Haus ihrer Eltern. Damals arbeitete Theresa Eberle in der IT-Firma ihrer Mutter – ein klassischer Bürojob. "Das hat mir schon Spaß gemacht. Vor allem wenn es um Informatik ging", erzählt die 29-Jährige. Erfüllt aber habe sie dieser Job nicht. "Du hast am Ende des Tages einfach kein Ergebnis."
In der Ausbildung zur Landwirtin, die sie dann beginnt, ist das anders: Sie erinnert sich an Abende im Winter, als die Kälber zur Welt kamen. "Da stehst du abends um 8 Uhr noch im Stall und hilfst dem Kalb nach der Geburt und kümmerst dich, dass es bei der Mutter saugt." Insgesamt arbeite man zwar mehr, sagt Eberle. Aber man sehe, was man getan habe.
In ihrem Ausbildungsjahrgang ist sie nicht die Einzige, die nicht aus einem landwirtschaftlichen Betrieb stammt. Auch sticht sie eher durch ihr Alter heraus als durch ihr Geschlecht. "Dass die Landwirtschaft männerdominiert ist, scheint sich zu ändern." Die Abschlussprüfung meistert sie als Jahrgangsbeste – mit einem Notendurchschnitt von 1,1. "Ich war wahrscheinlich deshalb so gut, weil ich in den zwei Jahren etwas gelernt habe, was mich interessiert", vermutet sie.
Was eine gute Landwirtin ihrer Ansicht nach ausmacht? "Dass man sich weiterbildet, naturverbunden bleibt. Dass man das Beste für seine Tiere will und zukunftsorientiert bleibt." In allem, was Theresa Eberle erzählt, ist ihre Begeisterung für die Landwirtschaft spürbar: "Der Beruf ist vielseitig, man lernt so viel Verschiedenes." Auch inhaltlich, von der Haltung verschiedener Tierarten bis zur Technik der Maschinen, sei er interessant.
Bio-Hof mit Mutterkuhhaltung und Direktvermarktung in Gerolsbach geplant
Für die junge Landwirtin geht es ab Winter in der Meisterschule weiter. Sie sagt über sich: "Ich fühle mich noch nicht so, als ob ich alles kann." In der Meisterschule erhofft sie sich, den Traum vom eigenen Hof weiterentwickeln zu können. Denn mittlerweile ist sie sich sicher: "Das ist, was ich im Leben machen will." Von dieser Begeisterung hat sich auch ihr Mann Lukas anstecken lassen. Er arbeitet aktuell im Immobilien-Portfolio-Management, überlegt aber, eine Ausbildung zum Metzger zu beginnen.
Denn am liebsten würde das Paar auf dem künftigen Hof selbst schlachten. Bisher nur eine Idee – das restliche Betriebskonzept dagegen ist schon in der Entwicklung: Wenn die Eberles die Genehmigungen bekommen, soll auf dem erneuerten Hof eine Mutterkuhhaltung entstehen. Das dazugehörige Land wollen sie auch biologisch bewirtschaften. Damwild halten die beiden Jäger bereits, ihr Fleisch vermarkten sie also schon. Langfristig ist dafür ein Onlineshop geplant.
Viel Zeit für anderes bleibt da nicht. Früher war Theresa Eberle gerne auf Reisen – dafür ist jetzt die vorerst letzte Gelegenheit. Gleich nach der Hochzeit Mitte August ging es für das frisch vermählte Paar in die Flitterwochen. Weil beide schon immer einmal den Regenwald sehen wollten, reisen sie gerade durch Brasilien. Drei Wochen lang, von der Küste bis in den Amazonas. Und ihre Tiere? "Die sind in der Zeit gut untergebracht bei befreundeten Landwirten."