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Abschied von Schulleiterin Sigrid Kehlbach in Affing. Der Nachfolger steht fest.

Affing-Bergen

Schulleiterin Sigrid Kehlbach wünscht sich einen lustigen Abschied aus Affing

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    Sigrid Kehlbach war die erste Schulleiterin der selbstständigen Realschule Affing-Bergen. Jetzt geht die 63-Jährige in den Ruhestand.
    Sigrid Kehlbach war die erste Schulleiterin der selbstständigen Realschule Affing-Bergen. Jetzt geht die 63-Jährige in den Ruhestand. Foto: Evelin Grauer

    Lustig soll es werden, wenn Sigrid Kehlbach am Dienstag, 23. Juli, in den Ruhestand verabschiedet wird. „Nicht wehmütig“, sagt die erste Schulleiterin der Staatlichen Realschule im Affinger Ortsteil Bergen. Sinnbildlich für die Entwicklung der neuen Schule in den vergangenen zwölf Jahren hat sich die 63-Jährige das Lied „Ich baue ne Stadt für Dich“ von Adel Tawil und Cassandra Steen gewünscht. Kehlbach hat die Realschule, die vierte im Landkreis, mit ihrem Team aufgebaut. Mit dem Ergebnis ist sie sehr zufrieden, auch wenn gerade die Corona-Zeit viel Kraft und Nerven gekostet hätten.

    Trotzdem betont Kehlbach, dass es ein Glück gewesen sei, diese Schule leiten zu dürfen. „Bei einer neuen Schule kann man quasi ganz von vorne anfangen“, so die Meringerin. Bei älteren Schulen gebe es oft eingefahrene Strukturen. Für Neulinge sei es schwierig, etwas anders zu gestalten. Nachdem die Schule in Bergen zwei Jahre lang eine Außenstelle der Bert-Brecht-Realschule in Augsburg war, wurde sie 2012 eigenständig und bekam mit der Sport- und Englischlehrerin Kehlbach eine eigene Schulleiterin. Zeitgleich startete auch Konrektorin Sandra Oßwald.

    Mit einem Festakt wurde 2012 die Eigenständigkeit der Affinger Realschule gefeiert und die neue Rektorin begrüßt. Der damalige Landrat Christian Knauer (rechts) überreichte Blumen an Sigrid Kehlbach (Zweite von links). Neben ihr der frühere, bereits verstorbene Affinger Bürgermeister Rudi Fuchs.
    Mit einem Festakt wurde 2012 die Eigenständigkeit der Affinger Realschule gefeiert und die neue Rektorin begrüßt. Der damalige Landrat Christian Knauer (rechts) überreichte Blumen an Sigrid Kehlbach (Zweite von links). Neben ihr der frühere, bereits verstorbene Affinger Bürgermeister Rudi Fuchs. Foto: Martin Golling (Archiv)

    Zu zweit „wurschtelten“ sich die beiden in der Anfangszeit durch und schufen neue Strukturen für die schnell wachsende Schule. Aus den knapp 300 Schülern sind mittlerweile gut 500 Schüler in 18 Klassen geworden. Statt 16 Kolleginnen und Kollegen arbeiten jetzt rund 50 Lehrkräfte dort. Die Geschicke lenkt nun eine erweiterte Schulleitung, zu der neben Kehlbach und Oßwald auch Stefanie Mahler und Sebastian Schickinger zählen. Noch maßgeblicher hat sich das Schulgebäude verändert. Von 2012 bis 2017 wurden zwei Anbauten inklusive neuer Klassenzimmer, großzügiger neuer Aula, Mensa und einer modernen Zweifachsporthalle errichtet. Mit dem Einrammen der insgesamt 99 Rüttelstopfsäulen für den ersten Anbau startete Kehlbachs Ära in Bergen.

    Sigrid Kehlbach lässt sich nicht aus der Ruhe bringen

    Das hat die bald 64-Jährige nicht aus der Ruhe gebracht. Das hat sowieso nur wenig in ihrer Schullaufbahn. Als sie nach dem Referendariat und einem kurzen Gastspiel in Meitingen „wie durch ein Wunder“ an die Konradin-Realschule in Friedberg versetzt wurde, hatte sie bei der Vorstellung ihre sechs Monate alte Tochter Tanja auf dem Schoß. Als sie dort im September 1991 als Lehrerin begann, ging ihr Mann Werner für ein Jahr in Elternzeit und betreute das Baby und die dreijährige Schwester Sonja. „Mein Mann war damals der Einzige, der Elternzeit hatte“, berichtet Kehlbach. Danach kümmerten sich die Schwiegereltern um die beiden Mädchen. Beide sind heute übrigens auch Lehrerinnen.

    Mit leuchtend roten Luftballons und einem riesengroßen Lebkuchenherz verabschiedeten die Schüler der Realschule Mering 2012 ihre Konrektorin Sigrid Kehlbach.
    Mit leuchtend roten Luftballons und einem riesengroßen Lebkuchenherz verabschiedeten die Schüler der Realschule Mering 2012 ihre Konrektorin Sigrid Kehlbach. Foto: Heike John (Archiv)

    2003 wechselte Kehlbach an die Meringer Realschule, zunächst als zweite und später als erste Konrektorin. Dass sie dort den Komplettumbau der Schule samt Dreifachsporthalle mit betreute, habe ihr bei der Bewerbung um die Affinger Stelle vermutlich geholfen, glaubt sie. Sie kenne unter anderem die Strukturen des Landratsamtes und sei schon „kampferprobt“ gewesen. Das schadete auch angesichts des anfangs unorthodoxen Pausenhofs in Bergen nicht, der mehr einer Hügellandschaft mit Büschen glich, aus der die vorwiegend männlichen Schüler nicht selten völlig verdreckt zurück in den Unterricht kamen.

    Das ist genauso Vergangenheit wie das Ungleichgewicht von männlichen und weiblichen Schülern. Bestand die Schülerschaft anfangs nur etwa zu 15 Prozent aus Mädchen, sind es heute ungefähr die Hälfte. „Dadurch wird die Atmosphäre an der Schule ruhiger“, erzählt die Schulleiterin. Insbesondere aus Augsburg seien früher in erster Linie Jungen gekommen, während weibliche Schüler auf Mädchen-Realschulen gingen. Etwa ein Drittel der Kinder in Bergen kommt aus Augsburg. Wenn in ein paar Jahren die neue Realschule in Lechhausen eröffnet, hofft Kehlbach, dass nach einer Sprengeländerung weitere Schüler aus dem Wittelsbacher Land oder aus Gersthofen nach Bergen nachrücken.

    Mensch soll an Affinger Realschule im Fokus stehen

    Die 63-Jährige wünscht sich, dass an der Affinger Realschule stets der Mensch im Mittelpunkt stehen wird. Das war immer ihre Devise: „Es kommt nicht darauf an, wie viel Wissen jemand hat, sondern dass ein Reifeprozess zu erkennen ist.“ Außerdem lag es ihr immer am Herzen, gerade die ruhigeren, zurückhaltenderen Kinder zu stärken, damit sie sich mehr zutrauen. Indem mehr auf diese Kinder geschaut werde, könne es auch gelingen, die Lauten leiser zu machen. Es sollte viel öfter „Lob statt Strafe“ heißen, ist sie sich sicher. Das passt auch zu einem weiteren Leitbild der Pädagogin: „Sich selbst nicht zu wichtig nehmen.“

    Die schönsten Momente der Rektorin waren, wenn die Abschlussschüler mit der Mittleren Reife in der Tasche ins Leben entlassen wurden. Trotz Corona-Nachwirkungen sei dies bei den meisten gelungen, auch bei etlichen Kindern mit Schulangst. Corona sei für alle eine unglaublich anstrengende Zeit gewesen, sagt Kehlbach. Zwar habe die Pandemie einen kräftigen Schub bei der Digitalisierung gebracht, aber viele Schüler seien zu lange allein gelassen worden. Die Schulen mussten oft in Windeseile neue Anweisungen umsetzen und sich noch dazu mit Impfgegnern und Corona-Leugnern auseinandersetzen. Das habe viel Kraft gekostet. Ebenfalls schwierig waren für Kehlbach die Gespräche, in denen sie Eltern den Schulplatz für ihr Kind absagen musste.

    Das plant Sigrid Kehlbach für den Ruhestand

    Jetzt freut sich Kehlbach, die aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand geht, auf entspanntere Tage. Zukünftig will sie mehr Zeit in ihrem Garten, mit ihren zwei Enkeln, mit Lesen, mit Sport und mit Modellbausätzen aus Holz verbringen. Sie könnte sich auch vorstellen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Und sie will endlich mal wieder außerhalb der Ferien in den Urlaub fahren. Ein Reiseziel ist schon gesetzt: England. Sie liebt die urige, natürliche Art der Engländer. Auf der Isle of Wight verbrachte sie während ihres Studiums ein Jahr als Assistenz-Lehrerin. Die Reise soll möglichst dorthin und nach Cornwall gehen.

    Ihre Liebe für England und dessen schöne Küsten hat Kehlbach auch an ihre Schüler weitervermittelt. Bereits in Friedberg hat sie die Sprachreisen nach Broadstairs eingeführt, die sie auch nach Mering und nach Affing mitgenommen hat. Sie hofft, dass ihr Nachfolger, Schulleiter Reiner Wendlinger von der Heinrich-von-Buz-Realschule in Augsburg-Oberhausen, diese „wunderschöne Fahrt“ genauso weiterpflegt wie die Menschlichkeit an der Schule. Aber da ist Kehlbach sehr zuversichtlich.

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