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Aichach-Friedberg: Wolf in Igenhausen: Schäfer fürchten ihn, Naturschützer begrüßen ihn

Aichach-Friedberg

Wolf in Igenhausen: Schäfer fürchten ihn, Naturschützer begrüßen ihn

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    In Igenhausen überlebte eines der Schafe so schwer verletzt, dass der Jagdpächter es von seinem Leiden erlösen musste.
    In Igenhausen überlebte eines der Schafe so schwer verletzt, dass der Jagdpächter es von seinem Leiden erlösen musste. Foto: Josef Haimer

    Ein Wolf, der die Schafe reißt. Für den Schäfer Josef Hartl aus dem Affinger Ortsteil Mühlhausen ist das ein Albtraum. „Das will ich mir nicht vorstellen“, sagt er. „Wenn ich zu meinen Schafen komme und es sind einige tot.“ Hartl arbeitet seit sechzig Jahren als Schäfer, hat die Schafe von seinem Vater geerbt und an seinen Sohn weitergegeben. In all den Jahren hat er noch nie ein Problem mit einem Wolf gehabt. „Und jetzt ist er da und macht uns das Leben sauer“, sagt Hartl.

    Im Hollenbacher Ortsteil Igenhausen wurden sechs tote und zwei verletzte Schafe aufgefunden. Gerissen hat sie wahrscheinlich ein Wolf. Hartl macht sich deswegen Sorgen um seine Tiere. Er habe schon Angst gehabt, weil es einen Wolf in Garmisch gegeben hätte. Wenn es denn ein Wolf in Igenhausen war, ist er jetzt richtig nah. Nur wenige Kilometer trennen Hartls Herde von dem vorigen Tatort. „Auskommen tun wir der Sache nicht“, so Hartl. „Der braucht jeden Tag was zu fressen.“

    Wolf in Igenhausen: Schäfer hat Angst um seine Tiere

    Hartl sagt, er würde den Wolf ja füttern, wenn das möglich wäre. „Aber der würde das ja nicht annehmen“, so Hartl. Das Wildtier würde die lebendigen Schafe in der Herde bevorzugen. Hartls Herde hat 600 Schafe. Seine größte Sorge ist, dass der Wolf mitten in der Herde in einen Blutrausch kommt und viele Tiere auf einmal reißt. Der Schäfer sagt, um seine Tiere zu schützen, müsste er entweder 24 Stunden am Tag über sie wachen oder sie im Stall halten. Im Moment sind die Tiere den Sommer über im Freien.

    Der Vorsitzende der Kreisgruppe Aichach-Friedberg vom Bund Naturschutz, Ernst Haile, weist darauf hin, dass es Förderprogramme für Schäfer gibt. Wenn ein Wolf Schafe reißt, bekämen Schäfer eine Entschädigung und Schutzmaßnahmen würden gefördert. „Grundsätzlich begrüßen wir die Rückkehr der Wölfe, allerdings mit der entsprechenden Begleitung“, so Haile. Begleitende Maßnahmen seien die Förderung der Schäfer und die „maximale Aufklärung der Bevölkerung“. Ein Abschuss sei nur dann tragbar, wenn der Wolf sich in Siedlungsgebieten bewege, also zur Gefährdung von Spaziergängern oder Wanderern beitragen könne.

    Bauernverband fordert, dass man den Wolf zurückdrängt und bejagt

    Hartl sagt, die Entschädigung durch den Staat sei an gewisse Bedingungen geknüpft. Beispielsweise seien seine Netze um zehn Zentimeter zu niedrig. Aber er denkt nicht, dass ein Zaun den Wolf aufhalten kann. Für den Schäfer steht fest, die Bevölkerung müsse sich entscheiden: „Entweder Schafe oder Wolf.“

    Auch Reinhard Herb, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, lehnt Wölfe in der Region rigoros ab. „In unsere Kulturlandschaft passt kein wildraubendes Tier“, erklärt er. In der freien Wildbahn trenne ein Wolf ein einzelnes Tier von der Herde ab und fresse es. Aber in der Kulturlandschaft seien die Nutztiere eingezäunt. „Die Tiere bekommen Panik, können aber nicht flüchten“, so Herb.

    Der Wolf nutze das in seinem Blutrausch und töte sinnlos und wahllos die Tiere. Dass ein einzelner Wolf in Igenhausen acht Tiere angegriffen hat, liege an diesem Ungleichgewicht. „Das passt nicht zusammen“, so Herb. Sonst müsse man die Schafe auch wieder freilaufen lassen. „Aber zwei so kontroverse Nutzungen und Verhaltensweisen sind unmöglich in meinen Augen.“ Der Bauernverband fordert, dass man den Wolf zurückdrängt und bejagt. Das Raubtier solle in Räumen leben, die dünn besiedelt sind, beispielsweise in Naturschutzgebieten.

    Naturschutzgebiete sind laut Haile vom Naturschutzbund viel zu klein, um die weiten Wanderungen von Wölfen zu ermöglichen. Eine Möglichkeit für Schäfer sieht er in der Begleitung durch Schutzhunde. Haile sagt: „Ein Nebeneinander ist schwierig, aber möglich.“

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Getötete Schafe: Je näher der Wolf kommt, umso "böser" wird er

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