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Wittelsbacher Land: Corona-Hotspot: Hotels weisen Reisende aus Aichach-Friedberg ab

Wittelsbacher Land

Corona-Hotspot: Hotels weisen Reisende aus Aichach-Friedberg ab

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    Ein Hotel auf der Insel Rügen hat Urlauber aus Aichach-Friedberg abgelehnt. Grund dafür sind die vielen Corona-Fälle im Landkreis.
    Ein Hotel auf der Insel Rügen hat Urlauber aus Aichach-Friedberg abgelehnt. Grund dafür sind die vielen Corona-Fälle im Landkreis. Foto: Stefan Sauer, dpa (Symbolbild)

    Der Schreck war erst einmal groß. Eine Aichacherin und ihr Mann waren nach dem Einchecken am Freitag gerade auf ihr Zimmer gegangen, als die Hotelmanagerin anrief. Sie könnten leider nicht bleiben. Wegen der hohen Anzahl an Corona-Fällen könne das Hotel keine Gäste aus dem Landkreis Aichach-Friedberg aufnehmen. 96 Mitarbeiter eines Spargelhofs in Inchenhofen sind in den vergangenen zwei Wochen positiv auf Covid-19 getestet worden. Damit ist Aichach-Friedberg deutschlandweit der einzige Landkreis, der derzeit die Obergrenze von neuen Corona-Infektionen überschreitet.

    „Die hätten uns wirklich vor die Tür gesetzt“, sagt die Aichacherin. Allerdings war Rügen der letzte Stopp auf einer längeren Tour. Da das Ehepaar beweisen konnte, dass sie seit über einer Woche nicht im Landkreis waren, durften sie bleiben. „Bei uns ist es zum Glück gut ausgegangen“, sagt die Frau.

    Reisebüro rät Urlaubern: Hotel vor der Abreise anrufen

    Stefanie Deiters-Galiläa von dem Aichacher Reisebüro Urlaubsoase.net sagt, so etwas komme nur bei spezifischen Hotels vor. „Bei uns ist das noch nicht vorgekommen.“ Allerdings versteht Deiters-Galiläa die Nervosität der Hoteliers. „Man muss einfach sehen, es ist ein extremes Risiko für ein Hotel“, sagt sie. Wegen eines einzigen Corona-Falls müssten sie eventuell wochenlang schließen. Im Reisebüro am Tandlmarkt dagegen kennt man Fälle, wie den des Aichacher Ehepaars. „Es ist wirklich so, dass teilweise Hotels den Leuten die Anreise oder die Aufnahme verweigern“, erzählt Geschäftsführer Robert Reichle. Trotzdem sei das nicht die Regel. Er gibt den Tipp, dass Reisende vorsichtshalber vor der Abreise noch einmal ihr Hotel anrufen.

    Genau das hat eine Familie aus Pöttmes gemacht. Ihr Plan war eigentlich mal eine Kreuzfahrt, die sie aber wegen Corona absagen mussten. Stattdessen wollten sie jetzt für einige Tage an die Ostsee. Das Hotel sagte ihnen am Telefon zwar, dass sie kommen könnten. Die Regierungshotline von Mecklenburg-Vorpommern sagte ihnen aber ausdrücklich, dass es nicht erlaubt sei.

    Am Ende war das der Familie zu unsicher. „Wir haben unseren Urlaub mit dem Zug geplant und haben ein fünfjähriges Kind“, erklärt die Mutter. „Wir waren uns einfach unsicher, ob das Hotel uns dann Dienstagabend aufnimmt.“ Am Ende setzte sich die Familie doch in einen Zug – allerdings nach Brandenburg. „Wir hoffen jetzt einfach, dass wir das Geld vom Ostseeurlaub wieder bekommen“, so die Mutter.

    Landratsamt Aichach-Friedberg sieht keine Notwendigkeit für Lockdown

    Wenn es nach dem Landratsamt Aichach-Friedberg geht, dürften die Bewohner aus dem Landkreis überall hinreisen. „Wir haben für den Landkreis ja keine Maßnahmen getroffen, weil der Rest des Landkreises nicht von dem Geschehen am Spargelhof betroffen ist“, sagt Landratsamt-Sprecher Wolfgang Müller. Aber der Landkreis könne sich nicht in Entscheidungen anderer Regionen einmischen. „Wir können nur darauf hinweisen, dass keine Notwendigkeit für solche Maßnahmen besteht“, sagt Müller.

    Auf einem Spargelhof in Inchenhofen wurden 96 Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet. Das schlägt deutschlandweit Wellen - und hat Folgen für Urlauber.
    Auf einem Spargelhof in Inchenhofen wurden 96 Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet. Das schlägt deutschlandweit Wellen - und hat Folgen für Urlauber. Foto: Silas Stein, dpa (Symbol)

    Er empfiehlt Urlaubern, dass sie ihren Hotels die Situation im Landkreis erklären. Die Internetseite des Landratamts könne als Quelle dienen, um nachzuweisen, dass es in Aichach-Friedberg keinen unkontrollierten Corona-Ausbruch gibt. „Da haben wir alles klar aufgeschrieben“, so Müller. Wenn die Hoteliers in Mecklenburg-Vorpommern streng den Regelungen folgen, müssten sie die Reisenden laut Müller abweisen. „Aber uns sind Fälle bekannt, dass Hotels in Mecklenburg-Vorpommern Bewohner des Landkreises aufgenommen haben.“

    Corona-Hotspot Aichach-Friedberg: Andere Urlauber haben keine Probleme

    In der entsprechenden Verordnung der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern steht, dass Personen aus einem Landkreis, „in dem in den letzten sieben Tagen vor der Einreise die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern höher als 50 ist“, nicht einreisen dürfen. Es sei denn sie haben ein ärztliches Zeugnis, das bestätigt, dass keine Anhaltspunkte für eine Covid-19-Erkrankung vorliegen.

    Das Gesundheitsministerium Mecklenburg-Vorpommern bestätigt auf Anfrage, dass es keine Ausnahme für Aichach-Friedberg gibt. Solange es in einer Woche mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern gibt, können Urlauber aus dem Landkreis also nicht einreisen.

    Allerdings scheint der „Aufnahmestopp“ außerhalb Mecklenburg-Vorpommern kaum zu gelten. Auf eine Facebook-Umfrage der Redaktion antwortet beispielsweise ein Nutzer, dass er mit seiner Frau zur Zeit in einem Hotel in Bad Füssing ist. Da habe es keine Probleme gegeben. Eine andere Nutzerin stimmt ihm zu: „Ich hatte bis jetzt auch noch keine Probleme.“ Eine andere Frau begegnet dem Thema mit einem Augenzwinkern. Sie schreibt, sie arbeite in Eichstätt und sei gefragt worden, ob sie Covid-19 nun herbringe. „War aber mehr Spaß“, fügt sie an.

    Einen Kommentar dazu lesen Sie hier: Corona-Fälle in Aichach-Friedberg: Was die Zahlen nicht verraten

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