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Wirtschaft: Sparkasse Aichach-Schrobenhausen schließt kleine Filialen

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Sparkasse Aichach-Schrobenhausen schließt kleine Filialen

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    Die Sparkasse Aichach-Schrobenhausen schließt ab Juli ihre Filiale im Aichacher Stadtteil Griesbeckerzell.
    Die Sparkasse Aichach-Schrobenhausen schließt ab Juli ihre Filiale im Aichacher Stadtteil Griesbeckerzell. Foto: Erich Echter

    Die Sparkasse Aichach-Schrobenhausen ist alles andere als ein Vorreiter. Sie folgt mit Verzögerung einem Trend. Deutschlandweit straffen Geschäftsbanken, Genossenschaften und Sparkassen seit einigen Jahren ihr Filialnetz – zum Teil sogar drastisch – und ziehen die Konsequenz aus Zinsflaute, niedrigeren Erträgen und einem stark veränderten Kundenverhalten. Im nächsten Jahr reagiert der Marktführer der Region und schließt drei von derzeit 23 Filialen komplett und wandelt drei weitere in Selbstbedienungs-Filialen um. Im nördlichen Landkreis Aichach-Friedberg trifft es ab März die kleinen Geschäftsstellen in Baar (hier bleibt ein SB-Terminal) und ab Juli im Aichacher Stadtteil Griesbeckerzell.

    Auch in Bezug auf den Altlandkreis Aichach betritt die Bank kein Neuland. Schon vor neun Jahren machte die Raiffeisen-Volksbank Neuburg ihre drei kleinen Filialen in den Pöttmeser Ortsteilen Gundelsdorf, Handzell und Osterzhausen dicht. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen schließt die Sparkasse 2016 die Standorte in Steingriff, Sandizell und Kellerberg (alle Stadt Schrobenhausen) sowie in Weilach (Gemeinde Gachenbach). Die insgesamt rund zehn betroffenen Mitarbeiter werden intern versetzt. Es werde also kein Personal abgebaut, betonte Vorstandsvorsitzende Birgit Cischek bei einem Pressetermin.

    Die Sparkasse informiert in diesen Tagen die betroffenen Kunden selbst in Briefen über die Veränderungen und neuen Angebote. Als Ausgleich will die Bank nämlich in Online-Banking und Telefonservice investieren – jene Bereiche, in denen die Kundennachfrage enorm angestiegen sei. In Aichach wird dazu eine Service-Filiale mit zunächst vier Mitarbeitern aufgebaut. Die ist telefonisch durchgehend von 8 bis 18 Uhr erreichbar. Hier werden Kundenaufträge angenommen und abgewickelt.

    Auch die Öffnungszeiten ändern sich

    Auch die Öffnungszeiten in einigen der 17 verbleibenden Sparkassen-Filialen werden sich im nächsten Jahr verändern. Konkret wurde der Vorstand in diesem Punkt allerdings nicht. Denkbar ist zum Beispiel, dass an kleineren Standorten an einem Tag nur am Vormittag geöffnet ist und in der Filiale im Nachbarort dafür am Nachmittag.

    Die dritte Komponente des „Fitness-Programms Fit für 2020“, so nennt die Bank ihr Paket, ist eine Neuordnung der Kontomodelle. Derzeit gibt es davon insgesamt über 40 verschiedene. Das ist ein Erbe aus der Fusion der beiden Sparkassen aus Aichach und Schrobenhausen vor zwei Jahren. Ab dem zweiten Quartal im nächsten Jahr sollen daraus vier private und ein geschäftliches Kontomodell werden. Mit einher gehen damit in der Regel – das ist ebenfalls ein deutschlandweiter Trend – Gebührenerhöhungen. Wobei sich Birgit Cischek darauf nicht festlegen lassen will. Im Vordergrund stehen eine Vereinfachung sowie „faire und transparente Preise. Die würden sich aus der jeweiligen Nutzung des Kontos ergeben und für einige Kunden würden die neuen Modelle durchaus Ersparnisse bringen.

    Auswahlkriterien waren Kundenfrequenz und Distanz zur nächsten Filiale

    Dass Filialschließungen trotz immer geringerer Frequenz für Ärger sorgen, ist dem Führungstrio der Sparkasse bewusst. Wichtigste Kriterien für die Auswahl der Standorte waren laut Sparkasse Kundenfrequenz und die Distanz zur nächsten Filiale. Weitere Schließungen seien nicht geplant und steckten schon gar nicht in der Schublade – die Sparkasse bleibe in der Fläche.

    Vorstandsmitglied Rainer Wörz bezeichnet den aktuellen Schritt bewusst als „alternativlos“. Zum einen, weil sich das Kundenverhalten stark verändert habe. Vorstandsmitglied Michael Appel hat die Zahlen dazu. Über 40 Prozent der Privatkunden der Sparkasse erledigen mittlerweile übers Internet ihre Geldgeschäfte und allein 3600 benutzen dabei ihr Smartphone. Die Überweisung nebenbei über eine App hat eine Wachstumsrate von 35 Prozent in einem Jahr. Im Überblick: Der durchschnittliche Sparkassenkunde nutzt mittlerweile fast 200 Mal im Jahr die App auf dem Telefon, geht 108 Mal am Computer an sein Konto, hebt noch 24 Mal Geld an einem Geldautomaten ab und kommt einmal in zwölf Monaten zu einem Beratungsgespräch in seine Filiale.

    Der Sparkasse gehe es trotz der schwierigen Marktbedingungen nach wie vor gut, betont Cischek. Vor allem weil die Bank sehr viel Eigenkapital in der Hinterhand hat. 2015 werde mit einem Jahresüberschuss von drei Millionen Euro ein gutes Ergebnis bringen. Derzeit und noch stärker in den nächsten Jahren bekommen die Banken die Quittung für die jahrelange Niedrigzinsphase. Die Sparkasse verzeichnet in diesem Jahr einen Zuwachs von fünf Prozent bei den Einlagen. „Normal“ und im Schnitt sind es zwei oder drei Prozent. Die Sparer legen ihr Geld aber nur ganz kurzfristig an – logisch. Gleichzeitig ist die Kreditnachfrage bei diesen einmaligen Konditionen gleich um 8,3 Prozent gestiegen. Die Darlehensnehmer wollen langfristige Konditionen – auch logisch. Dazwischen marginalisiert sich der Zinsertrag, das Kerngeschäft einer jeden Regionalbank. Mörderisch, sagen Marktkenner. „Wahnsinn“, sagt Vorstand Wörz.

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