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Wallfahrt: Frieden und Freiheit gibt’s nicht per Flatrate

Wallfahrt

Frieden und Freiheit gibt’s nicht per Flatrate

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    Zu Fuß pilgerten die Teilnehmer der Kameraden- und Soldatenwallfahrt von Baar zur Kapelle Maria im Elend.
    Zu Fuß pilgerten die Teilnehmer der Kameraden- und Soldatenwallfahrt von Baar zur Kapelle Maria im Elend.

    In Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern fand am gestrigen Sonntag die Europawahl statt. Und in Baar stand die Kameraden- und Soldatenwallfahrt nach Maria im Elend auf dem Programm. Kann man diese beiden Ereignisse miteinander verknüpfen? Pfarrer Ulrich Lindl aus Biberbach zeigte in seiner Festpredigt, dass er damit keinerlei Probleme hatte – im Gegenteil. Den Vertretern von insgesamt 84 Vereinen sowie den über 1000 sonstigen Pilgern legte er gleich zweimal mit Nachdruck eine Teilnahme an der Wahl ans Herz: „Jede Stimme zählt.“

    Wohl selten war die Predigt bei diesem Ereignis so sehr von politischen Überlegungen geprägt wie diesmal. „Wir demonstrieren für den Frieden“, machte der Geistliche zu Beginn seiner Ausführungen klar.

    Das geschehe ohne Trillerpfeife und Transparente: „Für den Frieden kann man nur friedlich demonstrieren.“ Dann streifte er aktuelle Themen wie den Brexit und das Ibiza-Video, das zum Bruch der österreichischen Regierungskoalition führte, und fasste die Schlagzeilen so zusammen: „Wir Menschen sind zunehmend verunsichert.“ Das Fundament, auf dem Europa aufgebaut sei, dürfe nicht zerbröseln.

    Weiter betonte Lindl: „Frieden und Gerechtigkeit können wir nicht bei Amazon bestellen. Werte braucht das Land, Werte braucht Europa. Die müssen wir hegen und pflegen.“ Im Grundgesetz, das vor 70 Jahren verkündet worden war, sei von Gott die Rede, ebenso in der Bayerischen Verfassung, nicht jedoch in der Europäischen Verfassung aus dem Jahr 2005.

    Der Fall der Mauer sei ein Gebetserfolg gewesen, betonte der Priester: „Das hat auch Michail Gorbatschow deutlich gemacht.“ Es reiche nicht, das christliche Abendland in Sonntagsreden zu beschwören. „Maria ist ein Wegweiser und eine Ratgeberin.“

    Dann ging er auf den unmittelbaren Anlass der Wallfahrt ein: „Wir leben im 74. Jahr im Frieden in Deutschland, 24 Kriege gab es 2018 weltweit. Gewalt führt zu Gegengewalt, Gerechtigkeit führt zum Frieden. Wir sollten beim CO2-Ausstoß nicht so sehr auf die Braunkohlewerke schauen, sondern eher das eigene Konsumverhalten hinterfragen.“ Seine Predigt beendete er mit dieser Forderung: „Setzen wir uns ein für Europa, Europa muss vereint sein.“ Die Gedenkrede hielt am Sonntag Ulrich Lange aus Nördlingen.

    Der Bundestagsabgeordnete der CSU erinnerte an die Toten der Kriege und mahnte zu einer Abkehr vom Hass und zu einer Hinwendung zur Liebe: „Die Impulse für den Frieden untereinander müssen vom Kopf und vom Herzen her kommen.“ Dann ging er auf seinen Großvater ein, der ihm die Frontlinie im Ersten Weltkrieg zwischen Österreich und Italien erklärt hatte: „Das hat mich bewegt.“ Der Politiker forderte die Zuhörer dazu auf, die junge Generation ebenfalls auf diese Weise zu informieren: „Frieden und Freiheit sind nicht zum Nulltarif oder durch eine Flatrate zu bekommen.“ Er bezeichnete es als großes Wunder, dass Deutschland heute von Freunden umgeben sei. Auf dem Fußmarsch von Baar zur Kapelle Maria im Elend wurden die Vereine von der Blaskapelle Osterbuch, der Musikkapelle Ehingen und der Blaskapelle

    Bürgermeister Leonhard Kandler begrüßte die vielen Pilger und erwähnte namentlich Josef Neff, den ehemaligen Vorsitzenden des Krieger- und Soldatenvereins, der diese Wallfahrt stets organisiert. Zahlreiche Besucher waren mit Bussen angereist. Besonders begehrt waren angesichts der frühsommerlichen Temperaturen die Plätze unter den Bäumen, die willkommenen Schatten spendeten.

    Am Ende war wie üblich das Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“ zu hören. Dabei wurden drei Böller abgeschossen. Mit der Bayernhymne und der deutschen Nationalhymne klang die Kameraden- und Soldatenwallfahrt aus. Ortspfarrer Werner Ehnle fasste seinen Dank so zusammen: „Es war wieder schön für alle hier.“

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