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Volksschule Affing: Draufsitzen, damit der Leim trocknet

Volksschule Affing

Draufsitzen, damit der Leim trocknet

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    „Immer von innen nach außen mit Leim bestreichen, sonst lässt sich Euer Büchlein später nicht öffnen“, erklärt Berufsschullehrerin Christiane Kubias und zeigt, wie es geht (Bild links). Voller Eifer bei der Sache – die Affinger Grundschüler stellen Papier her.
    „Immer von innen nach außen mit Leim bestreichen, sonst lässt sich Euer Büchlein später nicht öffnen“, erklärt Berufsschullehrerin Christiane Kubias und zeigt, wie es geht (Bild links). Voller Eifer bei der Sache – die Affinger Grundschüler stellen Papier her. Foto: Fotos: Martin Golling

    Affing Wie der Text zu einem Buch entsteht, das hatte Schriftsteller Harald Grill unlängst den Grundschülern der Volksschule

    Rektor Erich Hofgärnter selbst hatte schon vor der obligatorischen musikalischen Begrüßung der Gäste die Zellulosebrühe angerührt. Nun watschelte Gruppe für Gruppe zum Papierschöpfen, -pressen und trocknen. Eine äußerst feuchte Angelegenheit. Am Ende half das Bügeleisen, glatte, beschreib- und bedruckbare Ware zu bekommen.

    Christiane Kubias hatte an diesem Tag die weiteste Anreise. „Sie hat zweieinhalb Stunden Fahrzeit aus Mühldorf am Inn hinter sich“, stellte Hofgärtner die Lehrerin an der Berufsschule für Buchdrucker in München vor. Kubias hatte kleine Büchlein vorbereitet, für die die Kinder nun Buchrücken, Vorder- und Rückseite schufen. „Wir brauchen ein Vorblatt.

    Der Buchrücken heißt Kapital

    Und der Stoff oben und unten am Buchrücken heißt ‚Kapital‘“, legte die Fachfrau Wert auf Details. Vorblatt und Buchrücken sind schnell verleimt. Kurz in die Presse und dann: „müsst Ihr Euch noch ganz still draufsetzen, damit der Leim trocknen kann“, sagt Kubias ein wenig verschmitzt.

    Eine richtige Buchbinderpresse, fast historisch, hat Josef Beutlrock dabei. Der 83-jährige Handzeller hat die Kunst des Buchbindens seinerzeit noch in Pöttmes erlernt, bevor er den Sprung in die Industrie schaffte. Vor der Klasse 1b entfaltet er ein Stück Papier, das aus 16 einzelnen, bedruckten Seiten besteht. „Die Drucker bedrucken Papier in diesen großen Bögen, und wir Buchbinder müssen sie zuschneiden und so ineinander legen, dass wirklich auch einer Buchseite die nächste mit der richtigen Seitenzahl folgt. Uns hilft dabei als optisches Kontrollzeichen die Flattermarke“, zeigt Beutlrock auf eine Reihe schwarzer Striche die sich am Buchrücken zu einer Linie ergänzen.

    Rechnen mit Harry-Potter-Büchern

    Rechnen mit Büchern hatten Simon, Sarah und Julia, alle drei Studenten der Uni Augsburg, mit den Affinger Grundschülern vor. Rechengrundlage lieferten die Harry-Potter-Bände. Wie lange brauche ich zum Beispiel, um den „Feuerkelch“ durchzuschmöckern, wenn ich bei einer Probeseite wie viel Sekunden brauche? Knifflig? Nicht für Affinger Grundschüler.

    Wie kommen Zeichnungen ins Buch? Anhand der Grafiken im Buch „Magnus und der Magier aus dem Hügelgrab“ erzählt die Archäologin Dr. Ursula Ibler, wie ihr Likias-Verlag die Entstehung dieses Buchs mit Fachwissen bis hin zu den Details der gemalten Bilder begleitete.

    Kalligrafie heißt die Kunst der schönen Buchstaben. Dafür hatte Hofgärnter einen Profi engagiert, der am Abend vorher aus leider triftigem Grund absagen musste. Angela Hofgärnter, die Frau des Rektors, sprang ein und hatte richtig Spaß mit den Kindern, die Stolz ihre schönste Schrift mit noch schöneren Versalien herzeigten.

    In der Pause wartete ein weiterer Höhepunkt: Der Elternbeirat hatte ein Büfett gezaubert, das wohl kaum Wünsche offenließ. (mgw)

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