Auch für den Verbandsvorsitzenden Rupert Reitberger, der schon einiges in seiner Zeit beim Wasserversorger erlebt hat, ist es eine Wegmarke: „Das Ergebnis der heutigen Verbandsversammlung ist auch eine Zäsur in der Geschichte der Magnusgruppe.“ Der Neubau der Wasserversorgung im Aichacher Stadtteil Oberbernbach wird nach einer groben Kostenschätzung der Planer voraussichtlich 10,5 Millionen Euro kosten. Zur Finanzierung müssen auch die Wassergebühren erhöht werden.
Reitberger stimmte auf die Herausforderung der Erneuerungen der Wasserversorgungen ein und blickte auf die Entstehungsgeschichte zurück. So sei vor allem in den sechziger Jahren der Großteil der zentralen Versorgungsanlagen entstanden, die der Freistaat Bayern damals mit größtenteils 75 Prozent der Kosten gefördert hat. Das sei der Grund, weshalb bisher die Wassergebühren mehr als moderat angesetzt seien. Dies ändere sich jetzt, weil die nun anstehenden Investitionen sich zu hundert Prozent selbst tragen müssen.
Die Magnusgruppe wurde 1963 gegründet und versorgt heute Stadtteile von Aichach und Ortsteile von Kühbach, Inchenhofen, Pöttmes, Hollenbach und Schiltberg. Reitberger ist seit 46 Jahren Verbandsvorsitzender: Trinkwasser werde immer mehr ein äußerst sensibler Bereich, schließlich gehe es hier um das Lebensmittel Nummer eins. Um der guten Qualität des Magnuswassers auch weiterhin gerecht zu werden, unterzog sich der Zweckverband einer Reihe von Zertifizierungen. „Begonnen haben wir 2005 mit der Erstellung eines Generalgutachtens, über die Teilnahme am bayernweiten Benchmark, Ökoprofit, der TSM-Zertifizierung und schließlich dem Klimaschutz-Teilkonzept“, das Grundlage für die Planung der gesamten Wasseraufbereitung war und deshalb alle Kostenschätzungen aus der Vergangenheit zur Makulatur werden ließ. Das Ergebnis sei ein Hightech-Wasserwerk, das nach höchsten Hygieneansprüchen geplant ist und deshalb keinen früheren Kostenvergleich zulasse, so Reitberger. Die Vertreter der planenden Architektur- und Ingenieurbüros stellten den 27 anwesenden Verbandsräten die Planung mit Kostenschätzung im Detail vor. Die Büro- und Sozialräume mit Archiv und Sitzungsraum umfassen 500 Quadratmeter und sind mit netto 0,9 Millionen Euro angesetzt. Für Lagerräume mit Waschhalle, Garagen und Werkstätten sind 820 Quadratmeter und Nettokosten von 1,2 Millionen kalkuliert. Die Schüttboxen mit Lagerräumen auf 300 Quadratmetern sind auf 250000 Euro hochgerechnet und die geplante PV-Anlage beläuft sich auf 100000 Euro.
Das Herzstück der Wasserversorgung, die Aufbereitungs- und Wasserverteilungsanlage mit Prozess- und Verfahrens-, Elektro- und Bautechnik ist in der Kostenschätzung mit 4,3 Millionen angesetzt. Mit den Außenanlagen und den Baunebenkosten beläuft sich die Gesamtkostenschätzung auf netto 10,5 Millionen Euro. Wie Wassermeister Hubert Haberl erläuterte, werden in der Wasseraufbereitung die Saugbehälter nicht mehr in Beton, sondern in Edelstahl, wie auch die Filterkessel – in denen Eisen und Mangan herausgefiltert wird – und alle Rohrleitungen in Edelstahl ausgeführt. In diesem Gebäude sind für den späteren Bedarf Flächen reserviert, um gegebenenfalls weitere Filteranlagen zu installieren. Die Saugbehälter sind auf ein Fassungsvermögen von 250000 Kubikmeter ausgelegt, die zugleich Wasserreserven für die Hochbehälter bereitstellen, die den heutigen Gegebenheiten nicht mehr ausreichend genügen.
Der Knackpunkt bei diesem Vorhaben ist die Frage nach der Finanzierung. Die Magnusverantwortlichen hatten im Vorfeld schon Vari-anten abgeklopft. So wurde auch die Frage nach Ergänzungskostenbeiträgen erörtert. Für einen Zweckverband mit sechs Mitgliedsgemeinden ist das aber äußerst schwierig zu händeln. Dies bestätigte auch Kühbachs Bürgermeister Hans Lotterschmid aus den Erfahrungen in der Kläranlagenfinanzierung. Verbleiben nur die Wassergebühren. Hier machte Reitberger darauf aufmerksam, dass die vorliegende Kalkulation mit Vorsicht betrachtet werden muss, weil diese auf einer Kostenschätzung basiert. Entscheidend ist die Kostenberechnung, die Ende Januar vorliegen wird, vor allem aber das Ausschreibungsergebnis. Nach inoffizieller Kalkulation des Bayerischen Prüfungsverbandes müsste der Wasserpreis um etwa 0,60 Euro pro Kubikmeter angehoben werden. Im Moment beträgt dieser bei der Magnusgruppe 1,10 Euro. Das wäre also eine Erhöhung um knapp 55 Prozent.
Verbandsrat und Bürgermeister Klaus Habermann: Die Planung ist alternativlos, jedoch müsste noch näher betrachtet werden, ob Senkungen möglich seien. Alternativlos deshalb, weil die Wasserqualität für den Verbraucher auch künftig im Vordergrund stehen müsse. Schließlich beschloss die Verbandsversammlung die vorgestellten Pläne mit den Kostenschätzungen einstimmig mit 27:0. Mit der Vorgabe, bis Ende Januar 2020 eine Kostenberechnung mit eingabefähigem Plan vorzulegen, der dann mit einem Baudurchführungsbeschluss abgesegnet werden soll.
Laut Geschäftsleiterin Elisabeth Fackler schließt die Bilanzsumme 2018 mit 2,7 Millionen Euro ab. Ausschussvorsitzender und Bürgermeister Karl Metzger trug das Ergebnis der örtlichen Rechnungsprüfung vor und bescheinigte der Verwaltung eine korrekte Arbeit. Die Verbandsversammlung erteilte die Entlastung des Jahresabschlusses. (AN)