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Verkehr: Zahl der Unfälle mit Pedelec-Fahrrädern steigt

Verkehr

Zahl der Unfälle mit Pedelec-Fahrrädern steigt

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    Mit Pedelecs und E-Bikes kann man längere Strecken fahren als vielleicht mit 
einem normalen Fahrrad. Doch es gibt immer wieder Unfälle. . (Symbolbild)
    Mit Pedelecs und E-Bikes kann man längere Strecken fahren als vielleicht mit einem normalen Fahrrad. Doch es gibt immer wieder Unfälle. . (Symbolbild) Foto: Holger Hollemann/dpa

    Thomas Schmid hatte sich eigentlich gewünscht, dass es in diesem Jahr keinen Verkehrstoten im Landkreis Aichach-Friedberg gibt. Er ist Verkehrssachbearbeiter bei der Polizei Aichach. Wer ihn nach Unfällen im Wittelsbacher Land fragt, bekommt präzise Antworten. Im Frühjahr präsentierte er die Unfallzahlen für 2018. Im vergangenen Jahr gab es insgesamt vier Verkehrstote. In diesem Jahr sind es bisher schon vier. Schmid Wunsch hat sich nicht erfüllt.

    Auffällig ist, dass drei der 2019 tödlich Verunglückten Radfahrer waren. Zwei waren mit einem Pedelec unterwegs. Einer von ihnen stürzte im August im Friedberger Stadtteil Wulfertshausen. Der 55-Jährige war ohne Helm unterwegs und erlag an der Unfallstelle seinen Kopfverletzungen. Im Juni starb ein 71-jähriger

    Aichach-Friedberg: Tendenz der Unfälle ist steigend

    Glimpflicher ging ein Unfall am vergangenen Sonntag aus. Ein 73-Jähriger verletzte sich, als er zwischen Aichach und Inchenhofen in ein Maisfeld fuhr. Es ist einer von zehn Unfällen mit Pedelecs in diesem Jahr. Die Tendenz sei steigend, sagt Polizist Schmid. Fahrräder mit Trethilfe hätten eine hohe Geschwindigkeit. Das mache es Autofahrern schwer, das Tempo der Radfahrer einzuschätzen. Besonders ältere Menschen wollten durch den Elektroantrieb Defizite bei ihrer Kondition ausgleichen, sagt Schmid. Sie könnten längere Strecken schaffen.

    Menschen ab 65 Jahren sind laut dem Polizisten an vielen Unfällen beteiligt. Unter den zwölf Verunfallten mit Pedelecs seien im vergangenen Jahr acht Senioren gewesen, heuer fünf von zehn. Schmid rät ihnen, das Fahren mit einem Pedelec zu üben. Er sensibilisiert Autofahrer sowie Radfahrer dafür, mit dem Fehlverhalten des anderen im Straßenverkehr zu rechnen. „Autofahrer sind noch nicht geschult für schneller fahrende Räder“, sagt er. Dennoch seien die Unfallzahlen für das Wittelsbacher Land eher unspektakulär. „Ich bin optimistisch, dass kein weiterer Todesfall hinzukommt“, sagt Schmid.

    Nach der Einschätzung von zwei Fahrradgeschäfte-Inhabern im Wittelsbacher Land hängen die gestiegenen Unfallzahlen vor allem damit zusammen, dass es mehr Leute gibt, die ein Pedelec nutzen und mit diesem auch weit mehr Kilometer fahren als mit einem herkömmlichen Fahrrad. Raimund Wagner, Inhaber von Radsport Wagner, verkauft mittlerweile bei den Erwachsenen mehr Pedelecs als Fahrräder ohne Elektroantrieb. Seit 2013 gebe es den Trend zum Pedelec. Der Schnitt von Wagners Kunden liege bei 30 bis 50 Jahren. In den vergangenen beiden Jahren seien sie noch mal jünger geworden. „Viele sind für ihren Arbeitsweg vom Auto auf das Fahrrad umgestiegen“, sagt der 47-jährige Wagner. Das liege auch an Mountainbikes mit Tretunterstützung.

    Lediglich ein Prozent von Wagners Kunden kaufen ein E-Bike. Die Kunden wollten kein Kraftfahrzeug mit Papieren, sondern ein Radl, sagt er. 25 Stundenkilometer, die ein Pedelec fahren kann, hörten sich zwar wenig an, reichten vielen seiner Kunden aber aus. Ein

    Wittelsbacher Land: In den Geschäften wird abgefragt, welche Erfahrung der Kunde hat

    Jo Hackl vom Radlhaus Kissing sieht den Trend zum Pedelec auch im Zusammenhang mit einem gestiegenen Umweltbewusstsein. Viele fahren inzwischen lieber mit dem E-Bike zu ihrem Arbeitsplatz anstatt mit dem Auto. Fahrradtouren mit dem E-Bike in der Heimat werden immer beliebter und ersetzen teilweise den Urlaubsflug. Generell berge das Pedelec an sich kaum mehr Unfallpotenzial als herkömmliche Räder. Hackl sagt aber auch: „Das Fahren mit einem E-Bike muss man genauso lernen wie das Fahren mit einem

    In beiden Fahrradgeschäften wird abgefragt, für welchen Zweck der Kunde Pedelec oder E-Bike benutzen wolle und welche Erfahrungen er habe. Wichtig ist, dass Kunden Tipps für den richtigen Umgang bekämen. Der Kunde sollte Zeit mitbringen, um mehrere Modelle zu testen. Beide raten Personen mit weniger Erfahrung zu vorsichtigem Umgang und gezieltem Üben auf einfachen Strecken. Wichtig sei, die Unterstützung des Pedelecs in kritischen Situationen auszuschalten, um besser reagieren zu können.

    Helmut Beck, Vorsitzender der Kreisverkehrswacht Aichach-Friedberg, rät besonders älteren Pedelec-Fahrern, einen Kurs zu absolvieren. „Die Unfälle machen uns betroffen“, sagt der ehemalige Polizist. Der Verein bietet einen kostenlosen Kurs für alle Interessierten an, die dafür auch an Ort und Stelle ein Fahrrad ausleihen können an.

    Pedelec und E-Bike

    Pedelecs haben eine Trethilfe, mit der Radfahrer bis zu 25 Stundenkilometer fahren können. Ein Helm ist nicht Pflicht, wird aber von Experten empfohlen. E-Bikes können bis zu 45 Stundenkilometer fahren. Sie werden auch S-Pedelecs genannt. Das S steht für Speed. Für sie ist ein Versicherungskennzeichen notwendig und ein Helm Pflicht.

    So sind Sie sicher unterwegs

    Testen Sie ausgiebig das Fahren, Bremsen und die Technik auf privaten Flächen, bevor Sie mit dem E-Bike auf öffentlichen Straßen fahren.

    Beachten Sie die jeweilige Witterung.

    Fahren Sie umsichtig und vorausschauend, auch weil andere Verkehrsteilnehmer Ihre Fahrgeschwindigkeit falsch einschätzen können.

    Tragen Sie immer einen Fahrradhelm – für E-Bike-Fahrer ist er Pflicht. Er kann Verletzungsfolgen reduzieren.

    Achten Sie auch auf eine gute Sichtbarkeit, beispielsweise durch das Tragen von Warnwesten.

    Halten Sie Ihr Pedelec oder E-Bike in einem einwandfreien technischen Zustand (besonders: Bremsen, Beleuchtung, Reifen).

    Nutzen Sie das Angebot der Kreisverkehrswacht Aichach-Friedberg und melden Sie sich für den kostenlosen E-Bike-Kurs am 8. Oktober 2019 von 14 bis 16 Uhr an unter info@kreisverkehrswacht-aichach-friedberg.de. Sollten Sie an diesem Tag keine Zeit haben, sich aber dennoch für einen Kurs interessieren, so melden Sie sich ebenfalls unter der E-Mail-Adresse. Bei entsprechender Nachfrage werden weitere Kurse angeboten.

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