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Verbraucherschutz: Wird Essen im Wittelsbacher Land genug kontrolliert?

Verbraucherschutz

Wird Essen im Wittelsbacher Land genug kontrolliert?

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    Finden im Landkreis Aichach-Friedberg zu wenige Lebensmittelkontrollen statt? Der Verein Foodwatch hat genau das bemängelt. Das Landratsamt hat bestätigt, dass die Kontrolleure in der Vergangenheit im Rückstand waren, aber inzwischen aufgeholt hätten. (Symbolfoto)
    Finden im Landkreis Aichach-Friedberg zu wenige Lebensmittelkontrollen statt? Der Verein Foodwatch hat genau das bemängelt. Das Landratsamt hat bestätigt, dass die Kontrolleure in der Vergangenheit im Rückstand waren, aber inzwischen aufgeholt hätten. (Symbolfoto) Foto: Bernhard Weizenegger

    Als Lebensmittelkontrolleure unangekündigt in Andreas Kühners Landhaus kommen, haben sie wenig zu beanstanden. Sie schreiben einen kurzen Bericht und listen auf, was der Gastronom aus Kissing besser machen kann. Das Feedback bekommt der Inhaber sofort. Kühner, so erzählt er es, muss etwa Holzkochlöffel gegen Löffel aus Silikon, Gummi oder Edelstahl austauschen. „Wir setzen die Punkte um“, sagt er.

    Dieser Besuch von Kontrolleuren des Landratsamts Aichach-Friedberg liegt ein Jahr zurück. Wann genau er stattfand, weiß Kühner, 36, Koch und Betriebswirt, nicht mehr. Das passt zu einem kürzlich vorgestellten Bericht „Kontrolle ist besser“ des Vereins Foodwatch, der die Qualität von Lebensmitteln überwacht.

    Die Essensretter mit Sitz in Berlin bemängeln, dass jede dritte vorgeschriebene Lebensmittelkontrolle in Deutschland ausfalle – im Kreis Aichach-Friedberg sei die Situation besonders drastisch.

    Die Kontrolleure sind für viele Betriebe zuständig

    Das Landratsamt Aichach-Friedberg ist für Lebensmittelkontrollen in hiesigen lebensmittelverarbeitenden Betrieben wie etwa Gaststätten, Metzgereien, Bäckereien und Küchen von Krankenhäusern zuständig. Die Behörde verfügt über 4,75 Stellen für Kontrolleure, die bei der Regierung von Schwaben angestellt sind. Im Wittelsbacher Land gibt es 3233 Betriebe, die kontrolliert werden müssen.

    Laut Foodwatch sind 486 Kontrollen in den Jahren 2017 und 2018 im Kreis nicht durchgeführt worden. Es mangele Behörden an Personal, heißt es in dem Foodwatch-Bericht.

    Gastronom ist schockiert

    Als Gastronom Andreas Kühner von dem Foodwatch-Bericht hört, ist er schockiert. „Das ist unmöglich“, sagt er in Bezug auf die wenigen Kontrollen. Mit dem vorhandenen Personal die Vorgaben einzuhalten, sei nicht zu schaffen. Die Betriebe müssten öfter überprüft werden. Dass Kontrolleure nur alle zwei Jahre vorbeikommen, wie es bei ihm der Fall sei, sei zu selten.

    Das Landratsamt bestätigt, dass die Kontrolleure 2017 und 2018 im Rückstand waren. Sie hätten ihn aber mittlerweile aufgeholt, sagt Pressesprecher Wolfgang Müller.

    Betriebe sind nach Risiko in Kategorien eingeteilt

    Die Betriebe sind ihrem Risiko nach in Kategorien eingeteilt. Unter anderem Metzgereien, Bäckereien, Brauereien, Gaststätten, Caterer und Gemeinschaftsverpfleger fallen in die erste. Bei diesen habe es keine Kontrollrückstände gegeben.

    Betriebe, die ausschließlich kosmetische Mittel vertreiben oder anwenden wie Friseure oder Nagel- und Kosmetikstudios, werden in Kategorie zwei gelistet. Diese sowie Betriebe, die Bedarfsgegenstände mit Lebensmittelkontakt wie etwa Tupperware verkaufen, werden als nicht dringlich bei der Kontrolle eingestuft. Die Rückstande beziehen sich Müller zufolge auf diese Gruppe. Hin und wieder sei es schwer, die Inhaber zu erreichen.

    Kontrolleure haben viele Aufgaben

    Warum schafft es das Landratsamt nicht, alle Betriebe fristgerecht zu kontrollieren? Die Mitarbeiter hätten auch andere Dinge zu tun, sagt Müller. Etwa Lebensmittelproben entnehmen, Produktrückrufe überwachen, Betriebe beraten, Gaststätten-Erlaubnisse erteilen, zu Bauanträgen Stellung nehmen, Anfragen von Verbrauchern beantworten. Das nehme sehr viel Zeit in Anspruch, sagt der Pressesprecher.

    Außerdem sei ein Kontrolleur einen Tag die Woche an die Regierung von Schwaben abgeordnet.

    Metzgermeister: Wenn Hygiene nicht stimmt, mangelt es an Qualität

    Die Metzgerei von Andreas Erber in Hollenbach ist erst vor drei Wochen kontrolliert worden. „Die Kontrolleure kommen einmal pro Jahr“, sagt Erber. Sie seien etwa drei Stunden da gewesen. Erber ist Obermeister der Metzger-Innung im Kreis. Auch Mitarbeiter des Veterinäramts kommen regelmäßig in seinen Betrieb. „Wenn die Hygiene nicht stimmt, mangelt es an der Qualität“, sagt er. Das merke jeder Kunde. Er beklagt, dass es in seiner Branche immer weniger gut ausgebildete Kräfte gibt.

    Andreas Kühner wünscht sich, dass die Kontrolleure zweimal pro Jahr in seinem Landhaus in Kissing, das bayerisch-moderne Küche anbietet, vorbei kommen. Dadurch fokussiere sich das Personal wieder neu. Für ihn sei es „ein schönes Miteinander“ zwischen Wirt und Landratsamt.

    Wenn regelmäßig Kontrollen stattfinden, sei es ein ganz anderes Essen, sagt Kühner. Jeder zweite Betrieb werde von ungelernten Kräften geführt, sagt Kühner, der eines von sechs Mitgliedern des sich derzeit neu formierenden Vereins Spezialitätenwirte im Wittelsbacher Land ist. Ob Hygiene-Standards eingehalten werden, erkennt Andreas Kühner daran, ob die Toiletten sauber sind.

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