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Aichach-Klingen: Tödlicher Unfall: "Auf dem Weg zur Einsatzstelle habe ich gebetet"

Aichach-Klingen

Tödlicher Unfall: "Auf dem Weg zur Einsatzstelle habe ich gebetet"

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    Schwerer Verkehrsunfall an Heiligabend bei Aichach-Klingen: Ein 68-jähriger Mann kam ums Leben, ein einjähriger Bub schwebt noch in Lebensgefahr.
    Schwerer Verkehrsunfall an Heiligabend bei Aichach-Klingen: Ein 68-jähriger Mann kam ums Leben, ein einjähriger Bub schwebt noch in Lebensgefahr. Foto: Erich Echter

    Seit 2010 ist Pater Clemens Maria Pieper Obl. OT (Oblatenpriester des Deutschen Ordens) Notfallseelsorger. Der 56-Jährige lebt seit vier Jahren im Sielenbacher Kloster und fungiert seit zwei Jahren als Pfarrvikar des Pfarrverbundes Altomünster-Sielenbach. 25 Prozent seiner Arbeitszeit widmet er außerdem der Seelsorge in der Suchtklinik. Pater Clemens ist ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge des Bistums Augsburg und hatte an Heiligabend Bereitschaftsdienst.

    Wie haben Sie von dem schweren Unfall bei Klingen erfahren?

    Pater Clemens: Die Einsatzleitung vor Ort hat die Notfallseelsorge angefordert. Die Integrierte Leitstelle in Augsburg hat mich um 13.20 Uhr benachrichtigt. Ich wusste, dass es sich um einen schweren Verkehrsunfall mit Toten und Verletzten handelt und ein Kind betroffen ist. Ich habe über die Leitstelle gleich darum gebeten, auch den Ortspfarrer zur Unfallstelle zu rufen. Es ist ganz großartig, dass Pfarrer Michael Schönberger sofort da war – trotz des Heiligabends.

    Was ist ihnen durch den Kopf gegangen?

    Pater Clemens: Auf der Fahrt zur Einsatzstelle bete ich grundsätzlich, weil ich meinen Dienst als Werkzeug Gottes verstehe.

    Welche Aufgaben hatten Sie?

    Pater Clemens: Der Ablauf an der Einsatzstelle ist vorgeschrieben. Ich melde mich beim Leiter des Rettungsdienstes, der weist mich in die Lage ein und bespricht mit mir, wohin ich gehen soll. Wir Notfallseelsorger leisten Erste Hilfe für die Seele und entlasten und ergänzen damit sowohl die Feuerwehr als auch den Rettungsdienst. Man muss sich vorstellen, dass nach einem solchen Unfall zunächst immer eine Chaosphase herrscht, in der es wirklich drunter und drüber geht. Auch ich muss mir dann erst ein Bild von der Lage machen.

    Pater Clemens war als Notfallseelsorger vor Ort.
    Pater Clemens war als Notfallseelsorger vor Ort. Foto: Pieper

    Wie können Sie bei so tragischen Ereignissen Hilfe leisten?

    Pater Clemens: In diesem Fall kamen die Zeugen, die auch Ersthelfer waren, einigermaßen zurecht. Ich habe in Klingen einen Betroffenen, keinen Unfallbeteiligten, betreut. Es ist der große Vorteil der Notfallseelsorge: Wir bleiben, solange wir nötig sind. Wir haben Zeit. Die haben weder Rettungsdienst noch Polizei. Ich bin mit den Angehörigen später ins Zentralklinikum gefahren und zwischen Erwachsenen- und Kinder-Intensivstation hin- und hergependelt. Das Wesentliche ist wirklich: für die Betroffenen da zu sein, sie nicht allein zu lassen.

    Mussten Sie keinen Gottesdienst halten?

    Pater Clemens: Ich war um 19.30 Uhr Zuhause. Ich sollte die Christmette um 22 Uhr in Maria Birnbaum halten. Die Schwierigkeit war für mich, dafür in Weihnachtsstimmung zu kommen. Ich habe Adeste fideles in Endlosschleife gehört. In der Christmette haben wir für die Unfallopfer gebetet. Ich glaube, dass ich so etwas nur durch meinen Glauben und mein priesterliches Wirken ertragen kann. Ich sehe es als Kernaufgabe des priesterlichen Dienstes: Menschen in ihren schlimmsten Situationen beizustehen.

    Lesen Sie dazu den Kommentar: "Unfall bei Klingen zeigt, was wirklich wichtig ist"

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