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Todtenweis: Warum in Todtenweis nur wenige Wohnhäuser gebaut werden

Todtenweis

Warum in Todtenweis nur wenige Wohnhäuser gebaut werden

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    Das Baugebiet Am Sonnenbichl in Todtenweis ist nahezu vollständig bebaut.
    Das Baugebiet Am Sonnenbichl in Todtenweis ist nahezu vollständig bebaut. Foto: Sofia Brandmayr

    Das Thema brennt dem Bürgermeister von Todtenweis förmlich unter den Nägeln: Wie kann er dazu beitragen, dass die vielen Bauwilligen in seiner Gemeinde einen Platz finden, auf dem sie ihr Haus errichten können? Es ist keineswegs so, dass Konrad Carl lediglich hin und wieder in dem Zusammenhang gefragt ist. Vielmehr versichert er: „Es vergeht keine Woche, in der nicht eine Anfrage nach einem Bauplatz bei mir eintrifft.“

    In den meisten Fällen endet es für die Interessenten mit einer Absage. Denn in der Lechrain-Gemeinde ist der private Wohnungsbau beinahe zum Erliegen gekommen. Nicht nur deshalb, weil keine Flächen zur Verfügung stehen. „Es ist mehr als schwierig, neue Bauplätze zu finden“, stellt der Gemeindechef mit Bedauern fest.

    Todtenweis: Junge Menschen ziehen mangels Bauplätzen weg

    Im Gemeinderat war schon zu hören, dass junge Leute gelegentlich wegziehen und sich an anderen Orten ansiedeln, weil sie zuhause keine passende Gelegenheit zum Bauen vorfinden. An der Raiffeisenstraße in Todtenweis wird sich in absehbarer Zeit etwas tun. Die sieben Plätze, die dort wohl entstehen werden, stehen aber erst im nächsten Jahr für eine Bebauung an.

    Auf dieser Fläche in Todtenweis soll das Baugebiet Kabisbach entstehen. Schräg durchs Bild verläuft der Kabisbach beziehungsweise Litzelbach.
    Auf dieser Fläche in Todtenweis soll das Baugebiet Kabisbach entstehen. Schräg durchs Bild verläuft der Kabisbach beziehungsweise Litzelbach. Foto: Sofia Brandmayr (Archivbild)

    Im Ortskern von Todtenweis wäre eigentlich so mancher freie Platz verfügbar. Doch warum errichtet dort niemand sein Domizil? Der Immissionsschutz wirkt sich da dem Bürgermeister zufolge in vielen Fällen als eine Barriere aus, die nicht zu überwinden ist. Damit sind Probleme gemeint, die beim engen Nebeneinander von landwirtschaftlichen Betrieben und Wohnbebauung entstehen.

    Problematische Nähe zwischen potenziellen Bauplätzen und Landwirtschaft

    Konrad Carl kennt die Thematik zur Genüge. Er erinnert sich noch gut daran, dass mal zwei Bauanträge bei der Gemeinde eingingen: In einem Fall ging es um neun Wohneinheiten, im anderen um drei. Der Gemeinderat erklärte sich mit den Vorhaben einverstanden. Doch damit war noch kein Baurecht hergestellt worden, dazu wäre die Zustimmung im Landratsamt in Aichach notwendig geworden. Dieses legte sein Veto mit der Begründung, dass zwischen Landwirten und Bürgern, die hier nur wohnen wollten, ein zu knapper Abstand gelegen wäre. Konflikte um Geruch und Lärm, die in der Landwirtschaft nun mal nicht zu vermeiden sind, schienen absehbar. Daher wurde die Genehmigung nicht erteilt.

    Spätestens bei dieser Überlegung zeigt der Bürgermeister sein Unverständnis. Denn zum einen erwartet oder fordert die Politik bei vielen Gelegenheiten eine Nachverdichtung im Innenbereich eines Ortes - nicht zuletzt deshalb, weil so verhindert werden soll, dass auf freiem Feld der Flächenverbrauch, der ohnehin enorme Ausmaße angenommen hat, ungehindert fortschreitet. Auf der anderen Seite aber könnten die Lücken im Innenbereich aus den geschilderten Gründen nicht geschlossen werden. Carl sagt: „Da sind wir unbändig gehandicapt.“

    Günstige Verkehrslage und Nähe zu Uniklinik macht Todtenweis attraktiv

    Er wünscht sich eine Änderung bei den Bestimmungen. Sie gelten nicht allein dann, wenn Hofstellen noch in Betrieb sind. Oft genug kommt es vor, dass lediglich vorübergehend die Landwirtschaft ruht und vielleicht in einigen Jahren wieder auflebt, wenn sich etwa die Besitzverhältnisse geändert haben.

    Infrastruktur der Gemeinde Todtenweis

    Einwohnerentwicklung Am 1. Januar 2021 zählte der Hauptort Todtenweis 1050 Einwohner, Sand 430 und Bach 38. Insgesamt waren es somit 1518 Frauen, Männer und Kinder. Im Mai 2011 lag die Vergleichszahl bei 1327 und Ende 2017 bei 1389.

    Baulandpreise Im Jahr 2013 lag der Quadratmeterpreis bei 109 Euro. 2016 war er auf 91 Euro gesunken. Seither ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Die Bodenrichtwerte bewegten sich Ende 2020 in einer Spanne zwischen 160 und 270 Euro. Der rechnerische Durchschnitt lag bei 244 Euro für den Quadratmeter.

    Verkehrsanbindung Durch Todtenweis führt die Kreisstraße AIC8. Sie kreuzt sich beim Kreisverkehr im Ortsteil Sand mit der Staatsstraße 2381, die von Augsburg nach Thierhaupten (Landkreis Augsburg) führt. Die Kreisstraße AIC8 verbindet Aichach mit Langweid (Landkreis Augsburg). Todtenweis, am westlichen Rand des Landkreises Aichach-Friedberg gelegen, ist verkehrstechnisch gut zu erreichen.

    Kinderbetreuung und Bildung Die Existenz der Grundschule in Todtenweis war vor einigen Jahren ungewiss. Jetzt gilt ihr Bestand als gesichert. Die Mittelschule liegt nur ein paar Kilometer entfernt in Aindling. Der Kindergarten im Hauptort Todtenweis wird wohl früher oder später erweitert werden müssen.

    Medizinische Versorgung Die Versorgung auf diesem Gebiet erfolgt in Aindling, das gilt für den praktischen Arzt ebenso wie für den Zahnarzt, den Tierarzt und die Apotheke.

    Nahversorgung Hier besteht Nachholbedarf. Daher laufen Bemühungen, einen Dorfladen zu gründen. Aktuell können sich die Menschen in der Gemeinde Todtenweis lediglich in einem Hofladen und in einer Bäckerei versorgen. Seit Jahren existiert in dieser Kommune ein Fahrdienst, der die Menschen etwa zu Arztbesuchen oder zum Einkaufen bringt.

    Internet Übertragungsraten von mindestens 30 Megabit pro Sekunde sind die Regel, in mehr als der Hälfte der Haushalte liegen sie bei 50 Megabit. (jeb)

    Warum interessieren sich so viele Bürgerinnen und Bürger für einen Bauplatz in Todtenweis, einer Gemeinde an der westlichen Peripherie des Landkreises Aichach-Friedberg? Die Nähe zu Augsburg mag hier eine Rolle spielen, ebenso die Aufwertung des Zentralklinikums in der Fuggerstadt zu einer Uniklinik mit viel Fachpersonal. Carl verweist auf die günstige Verkehrslage am Kreuzungspunkt der Straßen von

    Im Todtenweiser Ortsteil Sand sorgten vor zwei Jahren die Pläne eines Investors für Wirbel. Er wollte an der Langweider Straße ein ganzes Wohnquartier errichten. Der Gemeinderat votierte einstimmig dagagen.
    Im Todtenweiser Ortsteil Sand sorgten vor zwei Jahren die Pläne eines Investors für Wirbel. Er wollte an der Langweider Straße ein ganzes Wohnquartier errichten. Der Gemeinderat votierte einstimmig dagagen. Foto: Sofia Brandmayr

    Geplantes Wohnquartier in Todtenweis-Sand sorgte 2019 für Wirbel

    In dem kleinen Todtenweiser Ortsteil sorgten vor zwei Jahren die Pläne eines Investors für Wirbel: Auf einer Fläche von rund 13.000 Quadratmetern an der Langweider Straße stand die Errichtung von sechs Mehrfamilienhäusern, zwei Doppelhäusern, sechs Einfamilienhäusern, einer Kindertagesstätte, einem Wohn- und Geschäftshaus mit Kita, einem betreuten Wohnen und einer Tiefgarage zur Debatte. In den 45 Wohneinheiten hätten in etwa 175 Menschen leben können, was einem Zuwachs an Einwohnern von rund 40 Prozent in Sand entsprochen hätte. Das Vorhaben mobilisierte die Bürger und fand aufgrund seiner Größenordnung auch im Gemeinderat keine Zustimmung. Dieser votierte Ende 2019 geschlossen gegen den Antrag auf Vorbescheid.

    Jede Gemeinde muss darauf bedacht sein, dass sie über möglichst viele Einrichtungen verfügt, um ihren Bürgerinnen und Bürgern eine Versorgung auf kurzen Wegen zu gewährleisten. Die Schule in Todtenweis sieht der Bürgermeister ebenso gut ausgelastet wie den Kindergarten. Würde nun ein großes Baugebiet ausgewiesen „mit 40, 50 oder gar 100 Bauplätzen“, wären diese Einrichtungen wohl zu klein für den steigenden Andrang. Und die Kommune müsste für weitere Investitionen viel Geld in die Hand nehmen.

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