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Todtenweis: Verwirrung um Namen: Der Litzlbach heißt wieder Litzlbach

Todtenweis

Verwirrung um Namen: Der Litzlbach heißt wieder Litzlbach

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    Der Litzlbach am östlichen Ortsbeginn von Todtenweis in Höhe des Neuen Friedhofs.
    Der Litzlbach am östlichen Ortsbeginn von Todtenweis in Höhe des Neuen Friedhofs. Foto: Frank Riß

    Im Nordwesten des Landkreises entspringt ein kleiner Bach: Nordöstlich des Weilers Weichenberg (Markt Aindling) tritt der Litzlbach zutage. Er durchfließt auf seinem nordwestlichen Lauf die Ortschaften Hausen, Arnhofen, Aindling und Todtenweis. Nach etwa elf Kilometern, kurz nach der Landkreisgrenze nordwestlich beim Todtenweiser Ortsteil Bach, mündet er auf Thierhauptener Flur in den Edenhauser Bach. Nach einer kurzen Wegstrecke fließt er weiter gemeinsam mit dem Edenhauser Bach in die Friedberger Ach.

    Sein Name Litzlbach war für die Bewohner der Dörfer selbstverständlich. Zu keiner Zeit wurde dieser Name angezweifelt. Bis 1978. Da änderte sich die Situation. Die Gemeinden Aindling und Todtenweis hatten sich zum Bau einer gemeinsamen Kläranlage westlich von Sand zusammengeschlossen. Diesem Abwasserzweckverband gaben sie den Namen Kabisbachgruppe. Manch ein Bürger dürfte sich damals verwundert die Augen gerieben haben, als er in der Presse von dem Namen erfuhr.

    Der Todtenweiser Altbürgermeister Josef Kodmeir saß damals im Gemeinderat. Er erinnert sich noch daran, dass der Name vom Wasserwirtschaft Donauwörth (WWA) vorgeschlagen worden war. Das Amt hatte die fachliche Aufsicht über den Bau der Kläranlage. Es bezog sich bei seiner Namenswahl auf die amtlichen topografischen Karten, in denen für den gesamten Bachverlauf von der Mündung bis zur Quelle der Name Kabisbach eingetragen war. Die Namensänderung in den Karten war bis dahin niemandem aufgefallen. Fortan hieß der Bach nun zwar offiziell Kabisbach, aber für die Dorfbewohner blieb er weiterhin der Litzlbach.

    Auf der Suche nach dem richtigen Namen für den Litzlbach

    Nach der Bürgerversammlung im Februar wurde erstmals in einer Gemeinderatssitzung im Mai die Frage gestellt, warum der Litzlbach in Todtenweis auch Kabisbach heiße. Der Archivar der Gemeinde sollte recherchieren. Die Ermittlungen in den Akten des Gemeindearchivs und im Aufsatz über die Todtenweiser Flurnamen von Hubert Raab im Heimatbuch führten zwar zu neuen Erkenntnissen, aber zu keiner Antwort auf die Frage, warum es zur Namensänderung gekommen ist. Seit den ersten Aufzeichnungen der Todtenweiser Gewässer- und Flurnamen in den Klosterakten des Klosters St. Ulrich und Afra wurde der Dorfbach Litzlbach, also „kleiner Bach“, genannt. Das Wort „litzl“ stand im althochdeutschen Sprachgebrauch für „klein“. In einer Ackerbeschreibung aus dem Jahr 1552 wird ein Acker zur „Lüzlmül“ genannt. Diese Mühle lag genau an der Gemeindegrenze zwischen Todtenweis und Aindling etwas unterhalb des heutigen Wertstoffhofes der Gemeinden.

    In einer Güterbeschreibung des Klosters aus dem Jahr 1729 werden mehrere Äcker mit diesem Flurnamen genannt. Im damaligen Sommerfeld lagen der untere und der obere Litzlbachacker und im Winterfeld der Litzelmyhlacker. Die Übernahme dieser Flur- und Gewässernamen erfolgte ab 1808 in den Uraufnahmeblättern, die für die erstmalige Vermessung Bayerns im Maßstab 1:5000 angefertigt wurden. Für das Wittelsbacher Land lagen diese ersten Flurkarten mit allen exakt vermessenen Flurstücken und den dazu eingeführten und vergebenen Hausnummern schon sehr früh im Jahr 1813 vor.

    Uraufnahmen zum Litzelbach entstehen ab 1812

    In diesen Uraufnahmen wurde der Bach von der Quelle bei Weichenberg bis zur Mündung in die Ach, die zu dieser Zeit noch westlich von Sand lag, konsequent durch die überlieferten Flur- und Gewässernamen als Litzlbach bezeichnet. Auf der Grundlage dieser Uraufnahmen entstand ab 1812 ein topografischer Atlas vom Königreich Bayern. Das Blatt 61 mit der Bezeichnung „Wittelsbach“ beschrieb den Landkreis und lag ab 1823 vor. Und siehe da, der Name Litzlbach war verschwunden und an seiner Stelle die Bezeichnung Kabisbach getreten. Seit dieser Zeit setzte sich diese Benennung in allen bekannten Karten und Plänen bis etwa in die 1970er Jahre fort, ohne dass dies wirklich wahrgenommen wurde. Nach Einsicht in die derzeit aktuelle topografische Karte des Landesvermessungsamtes (1. Auflage 2005) wurde die Sache noch verwirrender.

    Während der Name Kabisbach von Weichenberg bis zum Aindlinger Ortsteil Arnhofen und ab dem Gemeindegebiet Todtenweis bis zur Mündung blieb, findet sich im Ortsbereich von Aindling überraschend wieder die alte Bezeichnung Litzlbach in der Karte. Hatten die Aindlinger vielleicht früher interveniert, um ihren Litzlbach wieder zu bekommen?

    Auch beim Amt konnte keiner das Rätsel lösen

    Daraufhin folgten schriftliche Anfragen an das Landesvermessungsamt und das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth mit der Erläuterung des Sachverhalts und mit der Bitte um Klärung. Beide Ämter konnten jedoch keine Antwort darauf geben, warum es zur Umbenennung von Litzl- in Kabisbach gekommen war. Die bayerische Vermessungsverwaltung war sofort bereit, die Berichtigung des Gewässernamens in den amtlichen topografischen Datenbeständen und in den Daten des Liegenschaftskatasters am zuständigen Vermessungsamt zu veranlassen.

    Laut deren Mitteilung sollte wegen der Eindeutigkeit und um Verwechslungen zu vermeiden nur ein Name vergeben werden, und dies sollte der vor Ort übliche und bekannte Name sein. Damit bleibt der Litzlbach in Todtenweis auch in Zukunft der Litzlbach.

    Lesen Sie dazu auch:Umgetauft: Der Kabisbach in Todtenweis wird zum Litzelbach

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