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Affing: Tod in Affinger Asylunterkunft: Polizei sucht vergeblich ein Motiv

Affing

Tod in Affinger Asylunterkunft: Polizei sucht vergeblich ein Motiv

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    Der gewaltsame Tod eines Familienvaters in einer Asylunterkunft in Affing beschäftigt nun die Justiz. Der Täter ist wegen Mordes angeklagt.
    Der gewaltsame Tod eines Familienvaters in einer Asylunterkunft in Affing beschäftigt nun die Justiz. Der Täter ist wegen Mordes angeklagt. Foto: Marlene Weyerer (Archiv)

    „So etwas habe ich noch nie gehabt.“ Der Ermittler, der am dritten Prozesstag im Mord in einer Affinger Asylunterkunft aussagt, erinnert sich noch gut daran, wie er mit dem Rechtsmediziner die Verletzungen des Opfers untersuchte. Auffällig war die extreme Gewalt, die der Täter ausgeübt hatte. „Der Rechtsmediziner sagte, das sei brachiale Gewalt, als wäre man mit einem Lkw über ihn drübergefahren“, erzählt der Ermittler. Es geht um einen mutmaßlichen Mord an einem 48-jährigen Familienvater.

    Anfang August vergangenen Jahres hat ein Asylbewerber aus Eritrea laut Anklage einen Landsmann in einer Affinger Asylunterkunft getötet. Er schlich sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft gegen fünf Uhr morgens in das Zimmer, in dem das Opfer schlief und schlug mit einem hölzernen Tischbein auf ihn ein. Der 48-Jährige starb kurze Zeit später im Krankenhaus an seinen Verletzungen. Rätselhaft ist der mutmaßliche Mord unter anderem deswegen, weil sich Angeklagter und Opfer zuvor wohl monatelang nicht gesehen hatten. Zwar teilten sie sich offiziell ein Zimmer in der Affinger Asylunterkunft. Doch inoffiziell lebte der Angeklagte bei seiner Ehefrau in einem Affinger Ortsteil. Das Motiv für die Tat ist unklar.

    Mutmaßlicher Mord: Polizei vermutete Beziehungstat

    Der Polizist machte sich nach der Obduktion auf die Suche nach einem Motiv. „Das war eine sehr emotionale Tat“, sagt er als Zeuge vor dem Augsburger Landgericht. Daher vermutete er erst eine Beziehungstat. Aber nichts deute auf eine Affäre zwischen dem Opfer und der Frau des Angeklagten hin. Er habe auch ermittelt, ob kulturelle Hintergründe eine Rolle gespielt haben könnten, „aber da gab es nichts“.

    Um mehr über das Verhältnis zwischen Opfer und Täter zu erfahren, sind zwei ehrenamtliche Flüchtlingshelferinnen vor Gericht geladen, die die Beiden seit Ende 2014 kennen. Sie beschreiben die Männer als sehr unterschiedlich. Das Opfer war demnach sehr an Sprache und an Integration interessiert. „Er war sehr aufgeschlossen“, erzählt eine der Flüchtlingshelferinnen. Die Frauen beschreiben ihn als sympathisch. Der Angeklagte sei dagegen immer sehr still gewesen und habe wenig gesagt.

    Opfer und Angeklagter teilten sich ein Zimmer in Hollenbach

    Ab Ende 2014 teilten sich die Männer ein Zimmer in einer Asylunterkunft in Hollenbach. „Eigentlich hat es den Eindruck gemacht, als wenn sie ganz gut klar kämen“, sagt eine Zeugin. Anfang 2016 fing das spätere Opfer aber an, sich über den Angeklagten zu beschweren. Er sei nachts zu laut, drehe absichtlich die Kühlschranktemperatur hoch, damit das Gemüse verderbe und habe ein TV-Kabel entwendet.

    Das Schlimmste war laut der Flüchtlingshelferin, dass das Opfer nicht genug Schlaf bekam. „Für mich war der fix und fertig“, sagt die Zeugin. Er sei müde und kaputt gewesen, habe sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren können. Die Streitereien zwischen den Männern blieben nach Wissen der Helferinnen aber verbal. Nach einigen Monaten organisierten die Helferinnen ein Schlichtungsgespräch. Danach seien sich die Beiden wohl möglichst viel aus dem Weg gegangen.

    Mutmaßlicher Mord: Gewalttat kam für Zeugen unerwartet

    Spätestens als der Angeklagte zu seiner Familie zog, waren die Diskussionen vorbei. Später, als der Angeklagte wohl seine Frau und Kinder geschlagen hatte, schaltete sich das Jugendamt ein. Der Mann musste wieder in eine Asylunterkunft.

    Er kam nach Affing und teilte sich erneut ein Zimmer mit dem späteren Opfer. Obwohl die Flüchtlingshelferinnen das mitbekamen, machten sie sich damals keine zu großen Sorgen, hieß es. Schließlich war der Angeklagte so gut wie nie da und die Streitereien Jahre her. „Für mich war nie erkennbar, dass das so ein Ende nehmen könnte“, sagt eine Zeugin.

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