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Affing: Tod in Affinger Asylunterkunft: Bruder des Opfers spricht vor Gericht

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Tod in Affinger Asylunterkunft: Bruder des Opfers spricht vor Gericht

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    Am zweiten Prozesstag kamen auch einige Ärzte zu Wort, die das Opfer im Uniklinikum Augsburg behandelt hatten.
    Am zweiten Prozesstag kamen auch einige Ärzte zu Wort, die das Opfer im Uniklinikum Augsburg behandelt hatten. Foto: Florian Rußler (Symbolbild)

    Obwohl alles, was der Bruder des Opfers dem Gericht sagt, übersetzt werden muss, sind seine Worte berührend. Der 40-Jährige spricht am zweiten Prozesstag um den mutmaßlichen Mord in einer Affinger Asylbewerberunterkunft. Im vergangenen Jahr war sein Bruder, ein fünffacher Familienvater aus Eritrea, getötet worden.

    Sein Bruder sei ein sehr lieber Mensch, ein Familienmensch gewesen. „Er hat nur Positives gedacht, gerne Menschen geholfen“, sagt der 40-jährige Zeuge. Der Bruder des Toten wirkt gefasst. Seine Miene bleibt während der Befragung ernst und still. Er ist der Nebenkläger, nur so hat er Akteneinsicht und kann den gesamten Prozess direkt mitverfolgen.

    Staatsanwaltschaft: Tischbein als Tatwaffe

    Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte, ebenfalls ein Asylbewerber aus Eritrea, Anfang August frühmorgens von dem Haus seiner Frau zu dem Asylbewerberheim aufgebrochen sein. Offiziell teilte sich der Angeklagte mit dem Opfer und einem weiteren Landsmann dort ein Zimmer, in Wirklichkeit lebte er aber laut übereinstimmenden Zeugenaussagen seit geraumer Zeit bei seiner Frau in einem anderen Affinger Ortsteil. Die Tatwaffe – ein massives Tischbein – hatte er auf dem Weg wohl bereits dabei. Gegen fünf Uhr morgens schlich er sich laut Anklage in das Zimmer. Der weitere Mitbewohner war da bereits wie jeden Morgen zur Arbeit gefahren. Der Angeklagte soll dann mit dem Tischbein auf den schlafenden Mann eingeschlagen haben.

    Unklar ist dabei, warum der Angeklagte überhaupt dem Opfer schaden wollte. Einer der Richter fragt verschiedene Zeugen, ob das Opfer vielleicht eine Affäre mit der Frau des Angeklagten gehabt haben könnte. Alle verneinen sehr bestimmt. „Er war sehr gläubig und hätte so etwas nie getan“, sagt etwa sein Bruder. Außerdem habe das Opfer seine Frau und seine Kinder sehr geliebt und wollte sie nach Deutschland holen. Der Antrag auf Familienzusammenführung war bereits gestellt.

    Tod in Affinger Asylunterkunft: Verschiedene Theorien zum Tatmotiv

    Wie ein Zeuge am ersten Prozesstag, weiß der Bruder des Opfers von einem Streit zwischen Angeklagtem und Opfer, der etwa drei Jahre zurückliegt. Damals lebten sie in einem Zimmer in Hollenbach. Es ging wohl darum, wann das Licht nachts ausgemacht werden musste. Auch von weiteren Streitereien aus dieser Zeit berichtet der Bruder. „Wenn [mein Bruder] zur Arbeit gegangen ist, hat [der Angeklagte] den Kühlschrank hochgedreht, damit alles einfriert.“ Obwohl sein Bruder versucht habe, positiv zu sein und sogar Klamotten für die Kinder des Angeklagten gekauft habe, sei dieser ihm gegenüber negativ eingestellt geblieben.

    Bei der Befragung durch die Polizei nach der Tat erwähnte der Bruder diese Streitereien nicht. Auf Nachfrage erklärt er das: „Ich konnte nicht glauben, dass dieser Streit, der drei Jahre her war, zu so etwas führen konnte.“ Auch der Cousin des Opfers konnte bei der Befragung zu dem Motiv nur mutmaßen. Der Getötete sei kurz davor gewesen, seine Familie in Äthiopien zu besuchen. „Vielleicht war er (der Angeklagte, Anmerkung der Redaktion) neidisch auf sein Familienglück.“

    Ärzte konnten das Opfer nicht mehr retten

    Am zweiten Prozesstag kamen auch einige Ärzte zu Wort, die das Opfer im Uniklinikum Augsburg behandelt hatten. Rippen, Schulterblätter, Unterarm … Die Aufzählung der vielen Knochenbrüche und Verletzungen, die das Opfer erlitten hatte, ist lang. Am Ende konnten die Ärzte den 48-Jährigen nicht retten. Der Kriminalhauptkommissar, der die Leiche untersuchte, gab an, dass das Opfer vor allem auf der Rückseite Blutergüsse an Rücken und Beinen hatte. Außerdem Platzwunden am Kopf. „An den Händen gab es keine typischen Abwehrverletzungen.“

    Der Prozess wird am Donnerstag vor dem Landgericht in Augsburg weitergeführt, es werden weitere Zeugenaussagen erwartet.

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