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Aichach: So läuft es bei Wehr mit dem Brandmeister vom Dienst

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So läuft es bei Wehr mit dem Brandmeister vom Dienst

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    Die Aichacher Feuerwehr ist viel beschäftigt. Hier bei einer Übung im vergangenen Herbst in Aichach.
    Die Aichacher Feuerwehr ist viel beschäftigt. Hier bei einer Übung im vergangenen Herbst in Aichach.

    Wenn die Aichacher Feuerwehr zu einem Einsatz ausrückt, ist nicht immer einer der Kommandanten dabei. Die Einsatzleitung ist dennoch von vornherein klar: Seit Juni 2019 gibt es bei der Aichacher Feuerwehr den Brandmeister vom Dienst (BvD). Bei der Jahreshauptversammlung am 4. Februar wird Kommandant Christoph Fischer eine erste Bilanz zu der Neuerung ziehen. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagt er: „Es läuft rund.“

    Der BvD wurde nach dem Umbruch eingeführt, den die Neuwahlen im Mai 2019 mit sich gebracht haben. An der Spitze der aktiven Wehr stehen mit Christoph Fischer und seinem Stellvertreter Dominik Wenger zwei junge Kommandanten. Fischer ist Berufsfeuerwehrmann in München, Wenger arbeitet in Schrobenhausen. Tagsüber stehen sie deshalb anders als ihre Vorgänger nicht in der Regel als Einsatzleiter zur Verfügung.

    Gelöst haben sie dieses Problem mit dem „Brandmeister vom Dienst“ (siehe unten). Nach fast einem dreiviertel Jahr Erfahrung sagt Fischer: „Ich war mir sicher, dass es funktioniert.“ Die Besetzung der Schichten durch die acht BvD sei völlig unproblematisch.

    Mit der Beständigkeit, die sich entwickelt hat, habe er nicht gerechnet. So fällt sein Fazit „noch positiver als erwartet“ aus. „Der BvD war bei fast allen Einsätzen der Feuerwehr Aichach im Stadtgebiet als Erster an der Einsatzstelle“, sagt Fischer. Von den knapp 240 Einsätzen im Jahr 2019 war der im Juni eingeführte BvD bei gut über der Hälfte dabei.

    Sie sind bei der Freiwilligen Feuerwehr Aichach die „Brandmeister vom Dienst": (linke Reihe, von links) Kreisbrandrat Christian Happach, Robert Anlauf, Patrick Bardenhagen, Kommandant Christoph Fischer, (rechte Reihe, von links) Andreas Silber, Markus Bergmeier, Benedikt Schulz und stellvertretender Kommandant Dominik Wenger.
    Sie sind bei der Freiwilligen Feuerwehr Aichach die „Brandmeister vom Dienst": (linke Reihe, von links) Kreisbrandrat Christian Happach, Robert Anlauf, Patrick Bardenhagen, Kommandant Christoph Fischer, (rechte Reihe, von links) Andreas Silber, Markus Bergmeier, Benedikt Schulz und stellvertretender Kommandant Dominik Wenger. Foto: Lisa Reil

    Erste Einsätze waren überdurchschnittlich brisant

    Dabei waren die Einsätze vor allem in den ersten Wochen und Monaten laut Fischer überdurchschnittlich brisant.

    Gleich der erste Einsatz war ein Wohnungsbrand in Aichach, bei dem die Bewohnerin ums Leben kam. Es folgten ein Brand bei Bayernfass, ein Lagerhallenbrand in Hausen und ein Starkregenereignis.

    Bei den ersten Einsätzen war neben dem BvD auch Fischer vor Ort. „So konnten wir uns gut ergänzen“, sagt er. Beim Brand bei Bayernfass übernahm Fischer die Einsatzleitung, beim Brand in Hausen war Fischer Zugführer vor Ort, der BvD übernahm die Führung im Feuerwehrhaus, sodass die Wehr zwei weitere Einsätze in Aichach parallel gut abarbeiten konnte.

    Defibrillator kommt zum Einsatz

    Der BvD hat eine Erste-Hilfe-Ausstattung an Bord, die ein Sponsor finanziert hat. Medizinische Notfälle sind für die Feuerwehr zwar die Ausnahme, aber der neue Defibrillator kam schon im August bei einer Patientin mit Herzkreislaufstillstand zum Einsatz.

    Weil Rettungswagen und Notarzt aus Aichach nicht verfügbar waren, wurden diese aus Schrobenhausen gerufen. Bis der Notarzt da war, war der Kreislauf wieder in Gang, berichtet Fischer. Die Rettungskette habe perfekt funktioniert.

    Erster Einsatz ohne Kommandanten

    Ein Küchenbrand im August war der erste größere Einsatz, bei dem keiner der Kommandanten zugegen war. Da sei er schon etwas nervös gewesen, sagt Fischer. Das sei jedoch völlig unbegründet gewesen. „Der Einsatz wurde hervorragend abgearbeitet.“

    Am System wurde deshalb nichts verändert. Nur kleinere Abstimmungen waren notwendig, erzählt Fischer. Zum Beispiel, wer wen bei der Einsatzübernahme anfunkt. Andere Feuerwehren hätten oft nicht gewusst, wer die Einsatzkraft mit der gelben Kennzeichnung „Führungsdienst“ ist. Deshalb wurde ein Infoblatt erstellt. Schwierig war laut Fischer zu Beginn die Einsatzübermittlung. Die Stadt Aichach hat ein Navigationssystem finanziert, das die Einsatzmeldung von der Leitstelle direkt empfängt und in eine Navigation verarbeitet.

    Kritische Stimmen gebe es kaum noch, sagt Fischer. Fragen und Befürchtungen von Mitgliedern seien offen besprochen worden. Positiv sei auch die Rückmeldung von der Kreisbrandinspektion. „Der Zusammenhalt ist gewachsen, sowohl intern als auch nach außen“, sagt Fischer. „Es gibt viele junge Engagierte, die sich gerne einbringen wollen.“ Die Zusammenarbeit mit der Kreisbrandinspektion und anderen Feuerwehren sei gut.

    Anfrage aus Berchtesgaden

    Das Konzept der Aichacher hat auch auswärts Interesse geweckt. Fischer hat einige Anfragen bekommen, unter anderem aus Berchtesgaden. Nach einem Jahr will Fischer das System noch einmal überprüfen und eventuell an die Politik herantreten, um das System weiter in der Gesetzgebung zu verankern.

    Der Kommandant ist aber nicht nur bei Einsätzen gefragt. „Das erste halbe Jahr war stressiger als gedacht“, sagt Fischer. Zu den Einsätzen kommen viele weitere Termine.

    Kommt neues Fahrzeug rechtzeitig zum Jubiläum?

    Die Kommunikation mit der Kreisbrandinspektion und der Stadt nimmt Zeit in Anspruch, insbesondere, weil die Feuerwehr ein neues Fahrzeug bekommt: ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) 20. Fischer bereitete die Ausschreibung mit vor. Bis das Fahrzeug da ist, wird noch geraume Zeit vergehen.

    Fischers Wunsch wäre, dass es bis zum Frühsommer 2021 klappt: Im nächsten Jahr wird die Aichacher Feuerwehr 150 Jahre alt. Das soll – voraussichtlich um Fronleichnam herum – gebührend gefeiert werden. Die Vorbereitungen laufen, berichtet Fischer. „Es wäre schon toll, wenn wir in diesem Rahmen das Fahrzeug einweihen könnten.“

    Der Brandmeister vom Dienst bei der Aichacher Feuerwehr

    • EinsatzleitungEinsatzleiter ist bei Feuerwehren laut dem Bayerischen Feuerwehrgesetz der Kommandant oder sein Stellvertreter. Sind beide nicht anwesend, übernimmt der ranghöchste Feuerwehrmann die Einsatzleitung. Wer das ist, erweist sich oft erst vor Ort. Weil beide Kommandanten auswärts arbeiten, wäre das in Aichach öfter als bisher der Fall. Deshalb hat sich die Aichacher Feuerwehr eine andere Lösung überlegt: den Brandmeister vom Dienst (BvD).
    • Aufgaben Der BvD ist wie sonst der Kommandant Einsatzleiter und Ansprechpartner vor Ort. Geht ein Notruf aus dem Stadtgebiet Aichach bei der Feuerwehr ein, fährt der „Brandmeister vom Dienst“ direkt zum Einsatzort. Dort überprüft er die Lage, erteilt den anfahrenden Einsatzkräften bereits Anweisungen und fordert gegebenenfalls weitere Einsatzkräfte an. Treffen die Einsatzkräfte ein, koordiniert er die ankommenden Fahrzeuge. Auch muss er Erste Hilfe und Wiederbelebungsmaßnahmen leisten können. Ist doch einer der Kommandanten vor Ort, kann das Kommando auf diesen übergehen. Der BvD kann auch zum Beispiel Erkundungen oder Ähnliches übernehmen.
    • Voraussetzungen Ein BvD muss mindestens Zugführer sein und Grundkenntnisse in Erster Hilfe haben.
    • Ausstattung Der BvD verfügt über ein Fahrzeug mit einer Kommunikationseinheit für den Sprechfunk und die Datenübertragung – insbesondere der Einsatzmeldung, sicherheitstechnischen Einrichtungen wie Umfeldbeleuchtung und Verkehrsabsicherungsmaterial, Führungsmaterial und einer Ausstattung zur Darstellung der Lage, Material für die Erste Hilfe, Brandbekämpfung und zur Technischen Hilfeleistung sowie Einsatzkleidung und Führungskennzeichnung.
    • Besetzung In Aichach gibt es derzeit acht BvD: die Kommandanten Fischer und Wenger, Patrick Bardenhagen, Markus Bergmeier, Benedikt Schulz, Robert Anlauf, Andreas Silber und Kreisbrandrat Christian Happach. Sie übernehmen abwechselnd Zwölf-Stunden-Schichten. (bac) Quelle: Feuerwehr Aichach
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