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Sielenbach: Wie ist das Leben im Kloster? Ein Besuch in Maria Birnbaum

Sielenbach

Wie ist das Leben im Kloster? Ein Besuch in Maria Birnbaum

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    Spektakulär ist der Blick vom Kirchturm aus auf die barocken Kuppeln Maria Birnbaums .
    Spektakulär ist der Blick vom Kirchturm aus auf die barocken Kuppeln Maria Birnbaums . Foto: Alice Lauria

    Im Sielenbacher Kloster des Deutschen Ordens, direkt angrenzend an die imposante Wallfahrtskirche Maria Birnbaum, ist es zur Zeit „schön ruhig“, wie Wallfahrtsseelsorger Bonifatius Heidel anmerkt. Bis Oktober leben in dem großen schmalen und langen, zweistöckigen Gebäude nur zwei weitere Geistliche außer ihm: Pater Norbert Thüx und Fabian Lechner, ein Anwärter auf das Noviziat. Ab Herbst werden dann jeweils ein weiterer Novize und ein Pater dazustoßen. Wir haben die Patres besucht und das Klosterleben erkundet.

    „Der Begriff Wohngemeinschaft trifft es ganz gut“, beschreibt Pater Bonifatius das Zusammenleben der Patres im Sielenbacher Kloster, in dem jeder seine eigene Zweizimmerwohnung bewohnt. Acht solcher Wohnungen gibt es im Kloster. Lediglich die Küche, das Wohnzimmer und die Bibliothek im ersten Stock dienen den Geistlichen als Gemeinschaftsräume. Und natürlich die Hauskapelle. Hier wird mindestens einmal am Tag gemeinsam gebetet.

    Über dieses helle, lichtdurchflutete und einladend gemütliche kleine Gotteshaus mit seinen imposanten großen Holzstatuen gelangt man über eine Tür auf eine Empore hinter dem aufwendig verzierten Hochaltar der Wallfahrtskirche Maria Birnbaum. Von hier hat man einen atemberaubenden Blick hinunter in das Kirchenschiff. Das im 19. Jahrhundert erbaute Kapuzinerkloster galt als einer der wenigen Konvente, die aus den Anfangsjahren der bayerischen Kapuziner noch gut erhalten sind. 1998 übernahm der Deutsche Orden wieder die Wallfahrtskirche. Er renovierte das Konventgebäude und errichtete eine Wallfahrtsgaststätte sowie einen Klosterladen, um die Wallfahrt wiederzubeleben. Vor 20 Jahren ist das Kloster am Patrozioniumstag Mariä Himmelfahrt wieder offiziell eröffnet worden.

    Maria Birnbaum: So sieht ein Tag in der Wallfahrtskirche aus

    Der Tagesablauf ist durch verschiedene Gebetszeiten fest strukturiert, allerdings weniger streng als in manch anderem Kloster. Der Tag beginnt mit dem Morgengebet (Laudes) in der Hauskapelle. Vor dem Mittagessen beten die Patres das Mittagsgebet (Sixt), später das Abendgebet (Vesper). Das Nachtgebet (Komplet) betet jeder Bruder für sich. Sofern es die Verpflichtungen im Pfarrverband zulassen, ist auch eine tägliche heilige Messe fester Bestandteil des Tagesablaufes. Zwischen den Gebetszeiten geht jeder seiner Tätigkeit nach, die Seelsorger gehen in die Pfarreien und die Novizen widmen sich dem Unterricht.

    Die Harmonie des Zusammenlebens der Geistlichen und der meist jährlich wechselnden Novizen ist wie jede Gemeinschaft verschiedener Charaktere stark von der Kompromissbereitschaft und Mitbrüderlichkeit abhängig. Im Optimalfall sei es ein „Zusammenleben auf freundschaftlicher Basis. Freundschaftlich ordensfamiliäre Basis“, erklärt Heidel. „Das klappt mal besser und mal schlechter“, gibt der Geistliche zu. Generell versuche man „Reibungspunkte zu vermeiden“. Wie aber immer wieder nach außen durchgesickert ist und im Ort gerne vermutet wird, hat dies in der Vergangenheit nicht immer so reibungslos geklappt. Der Weggang einzelner Patres sei wohl unter anderem durch zu verschiedene Charaktere begründet gewesen, deutet Heidel an. Er freut sich sehr, dass es „auch gerade wieder klappt“, und hofft, dass es im Oktober, wenn es im Haus voller wird, ebenso gut weitergehe, denn immerhin bleiben die Patres teilweise bis zu zehn Jahren an einem Ort.

    Der schmale Klosterbau von oben: Hier leben derzeit drei und ab Oktober wieder fünf Geistliche des Deutschen Ordens in einer klösterlichen Wohngemeinschaft.
    Der schmale Klosterbau von oben: Hier leben derzeit drei und ab Oktober wieder fünf Geistliche des Deutschen Ordens in einer klösterlichen Wohngemeinschaft. Foto: Alice Lauria

    Maria Birnbaum: Die Geschichte der Wallfahrtskirche

    Pater Walter Orth hat das Kloster kürzlich nach sogar zwölf Jahren altersbedingt verlassen. Pater Michael de Koninck war 2018 nach gut zehn Jahren in Richtung Weyarn aufgebrochen, und von 2014 bis Anfang dieses Jahres lebte auch noch Pater Clemens-Maria Pieper im Konvent. Gemeinsame Hobbys teilen die Patres allein schon aus Zeitmangel nicht. Zwar fahren alle gerne Fahrrad, tun dies aber meist jeder für sich, auch „um den Kopf frei zu kriegen“, wie Pater Bonifatius sagt.

    Das große Gebäude ist geschmackvoll mit dunklen Möbeln und religiösen wie auch weltlichen Bildern eingerichtet. Die langen Korridore säumen dezente Dekorationen. Die beeindruckende Tafel mit 18 Plätzen ist nur an einem Ende gedeckt und wird für die gemeinsam eingenommen Mahlzeiten genutzt. Unter der Statue des Herzens Jesu speisen die Ordensbrüder hier in der Regel mindestens einmal täglich gemeinsam. Wenn Gäste beherbergt werden, wie Verwandte oder Patres auf Besuch, dann bietet das Kloster ausreichend Platz sowohl in Gästewohnungen wie am Esstisch.

    Der Sielenbacher Klostergarten ist für die Patres ein Ort der Ruhe.
    Der Sielenbacher Klostergarten ist für die Patres ein Ort der Ruhe. Foto: Alice Lauria

    Drei weitere Mitbewohner beherbergt der Konvent dank einer besonderen Vorliebe von Pater Bonifatius: seine drei Katzen. Peppina, Camillo und Mika folgen dem Wallfahrtsseelsorger auf Schritt und Tritt. Die adoptierten Vierbeiner erkunden mit Vorliebe das gesamte Kloster. Ob in der Küche, der Bibliothek oder in der Hauskapelle – sobald sie eine offene Tür erspähen, sind die neugierigen Katzen auf Erkundungsgang. Ein Grund, warum Pater Bonifatius mit großer Vorsicht vor allem die Tür zum Kirchturm sorgfältig verschließt, wenn er auf den Aussichtsplatz mit der besten Weitsicht im Ort hinaufsteigt. Gerne macht er Zeitrafferaufnahmen malerischer Sonnenuntergänge mit seiner Kamera. Vorbei an den riesigen Glocken der Kirche führen steile Holzleitern hinauf. Staubig wird er dabei, Kletterkünste sind von Vorteil, und Höhenangst darf man auch nicht haben, aber dann belohnt einen die spektakuläre Sicht auf Sielenbach und das Ecknachtal für die Mühe. Die barocken Kuppeln des Gotteshauses liegen imposant vor dem Betrachter und geben den Blick auf Schafhausen frei. Nach Raderstetten reicht die Aussicht ebenso wie auf das Aichacher Gefängnis.

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