Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Sielenbach: Vor der Kirchweihrallye sprühen die Funken

Sielenbach

Vor der Kirchweihrallye sprühen die Funken

    • |
    Bei den Vorbereitungen zur Kirchweihrallye sprühen, wie hier bei "Schrauber" Michael Obeser, in der Werkstatt schon mal die Funken. Dabei entstehen außergewöhnliche Showcars wie dieses.
    Bei den Vorbereitungen zur Kirchweihrallye sprühen, wie hier bei "Schrauber" Michael Obeser, in der Werkstatt schon mal die Funken. Dabei entstehen außergewöhnliche Showcars wie dieses. Foto: Thomas Hürner

    Nach der Arbeit ist vor der Arbeit. Jeden Abend „werkeln“ einige Mitglieder des Motorclub (MC) Sielenbach vor der alljährlichen Kirchweihrallye in einer kleinen Privatwerkstatt an ihren Gefährten. Auch an diesem Dienstagabend arbeiten sieben, acht junge Männer zusammen an verschiedenen Autos. Mit diesen gehen sie am Sonntag beim Autocross auf einem Acker bei Raderstetten an den Start (siehe Infokasten). Dann will jeder als Erster über die Ziellinie fahren. Bei den Vorbereitungen aber steht die Gemeinschaft im Vordergrund.

    Das sieht auch Manuel Wörle, Vorsitzender des Vereins, so: „Zwar ist natürlich jeder Teilnehmer ambitioniert und will gewinnen, allerdings helfen alle gerne zusammen, wenn Bedarf ist.“ So wird gerade Leuten ohne große Autokenntnisse unter die Arme gegriffen. „Ja, die Banker brauchen da bei uns schon mal extra viel Hilfe“, scherzt Wörle. Und genau das hat beim Motorclub oberste Priorität: Mitmachen können soll jeder, der möchte. Die einzigen Voraussetzungen sind eine Mitgliedschaft im Verein und ein Wohnsitz in Sielenbach.

    Sowohl Wörle als auch der Zweite Vorsitzende, Florian Schallmair, fahren Jahr für Jahr selbst bei der Rallye mit und wissen, wie viel Arbeit in den Vorbereitungen steckt. „Mindestens 16 Stunden Zeit sollte man schon mitbringen, je nach Auto sind die Grenzen nach oben aber offen. Wenn man mal überlegt, ist das schon viel Aufwand für das bisschen Fahren“, scherzt Schallmair.

    Die Autos selbst beschaffen sich die Teilnehmer zu Schrottpreisen, mehr als 50 Euro kosten sie selten. „Doch dann geht die Arbeit erst los“, sagt Wörle. Der hauseigene „TÜV“, der aus vereinsinternen Mechanikermeistern besteht, prüft nämlich alle Gefährte auf Sicherheit und Einhaltung des Reglements. Die Vorschriften wurden laut Schallmair seit der ersten Kirchweihrallye stetig ausgeweitet und verbessert, damit das Verletzungsrisiko „gegen null geht“.

    In der Werkstatt werden dann aber nicht nur die „Pflichtaufgaben“ erledigt, zum Beispiel alle Glasteile entfernt und Überrollbügel eingebaut, die Teilnehmer versuchen, sich natürlich auch Feldvorteile zu verschaffen. So werden die Profile der Reifen mit einem Gerät, das eigentlich für Lastwagen gedacht ist, nachgeschnitten, um dadurch mehr „Grip“ zu bekommen. „Das war früher mal ein Geheimtipp, heute macht das aber jeder“, sagt Wörle. Ein echter Kraftakt, der schon mal ein paar Stunden in Anspruch nehmen kann. Am Dienstagabend versucht sich gerade Michael Arzberger an dieser schweißtreibenden Arbeit.

    Die Optik ist den Teilnehmern vor allem in der Kategorie der Showcars wichtig. Hier stecken alle ihr Herzblut rein. Durch viel Flexen, Schweißen und Schrauben gelingen in Zusammenarbeit wirklich originelle Gefährte, die mit den ursprünglich schrottreifen Autos nicht mehr allzu viel gemein haben.

    Bei Michael Obeser, der seine Schleifmaschine mustergültig an einem der Showcars ausprobiert, sprühen dabei schon mal ordentlich die Funken. Die Autos sind aber nicht alles, an dem kurz vor dem Start noch fieberhaft gearbeitet wird. Das Präparieren der Strecke ist mindestens genauso aufwendig. „Für jeden Fahrer sind das Auf- und Abbauen Pflicht, nur so können wir das alles bewältigen“, sagt Wörle. Dafür müssen sie sich dann auch alle den Montag nach dem Kirchweihrallye-Wochenende freinehmen.

    Ohnehin ist quasi das ganze Dorf involviert: „Vom Pfarrer gibt es vorher immer eine Fahrersegnung und auch die Fußballer vom TSV Sielenbach verschieben schon mal ihre Spiele, wenn nötig“, so Schallmair.

    Auch wenn die Veranstaltung mittlerweile in die 35. Auflage geht, ist sie für die Sielenbacher jedes Mal aufs Neue etwas Besonderes: „Es herrscht immer eine gewisse Anspannung, vor Rennbeginn esse ich meistens den ganzen Tag nichts“, erzählt Wörle. Sobald die Motoren erst mal grölen und es gen Start geht, sind ohnehin alle Gedanken zur Planung der Veranstaltung vergessen – dann zählt nur der Sieg.

    Der zweite Höhepunkt ist dann immer die Jahreshauptversammlung des Vereins. „Da schauen wir uns jedes Mal die eigens produzierte DVD vom Rennen an. Die sorgt schon immer für einige Lacher und ausgelassene Stimmung“, sagt Manuel Wörle. Laut ihm macht diese Gemeinschaft allen Beteiligten nicht nur viel Spaß, der Verein braucht sie auch. Ohne sie, das betont er ebenso wie Schallmair, wäre die Kirchweihrallye gar nicht möglich.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden